laut.de-Kritik
Ein Pferd Ohne Namen, 32 Jahre später.
Review von Giuliano Benassi1972 verschaffte "A Horse With No Name" America zu Weltruhm. Einige Hits und drei Dekaden später ist es nach wie vor das bekannteste Stück der in London entstandenen Band. Bei den 100 bis 150 Konzerten pro Jahr, die sie seitdem gegeben haben, ist der Gedanke nicht ganz abwegig, dass er ihnen selbst auch ziemlich auf die Nerven geht.
In der Tat macht sich bei dem in Sydney im Januar 2004 aufgezeichneten Auftritt gepflegte Langeweile breit. Stück Nr. 2 ist bereits ihre US-Topsingle aus dem Jahr 1975. Die verbliebenen Gründungsmitglieder Gerry Beckley und Dewey Burnell – das dritte, Dan Peek, machte sich 1977 aus dem Staub – bedienen ihre Akustikgitarren und diktieren ihre hohen Stimmen ins Mikrophon. Die Begleitband mit E-Gitarre, Bass und Schlagzeug bleibt das ganze Konzert lang unscheinbar im Hintergrund.
Americas Stil liegt traditionell zwischen Crosby, Stills & Nash und Eagles, wobei das Duo darauf achtet, weder die Intensität der ersten noch die Fingerfertigkeit der zweiten auch nur annähernd zu erreichen. Es bietet klassischen Countrypop, der kaum Spuren hinterlässt. Höchstens eine eher unangenehme, etwa beim seichten "I Need You".
Bezeichnenderweise finden sich elf der zwölf Stücke vom bekanntesten Albums der Band, "History: Americas Greatest Hits" (1975), in der Tracklist. Weitere, wie ihr Cover von Mamas & Papas' "California Dreamin'" sind auch noch aus den 70er Jahren. Mit "You Can Do Magic" ist ihr letzter großer Hit (von 1982) auch vertreten.
Das Publikum vergisst nicht zu klatschen, scheint angesichts der schläfrig-nostalgischen Stimmung aber eher mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt. Zwar lassen die vergleichsweise rockigen "Hangover" und "Sandman" kurz aufhorchen, doch mit "Sister Golden Hair" beginnt der letzte Abschnitt der ewigen Greatest Hits-Aufführung. Der selbstverständlich mit "A Horse With No Name" endet, womit America ihr Publikum nach 90 Minuten in eine sicherlich geruhsame Nacht entlassen.
Zum laschen Gesamteindruck gesellen sich die lieblos zusammen gestellte Fotogalerie und Diskographie sowie ein knapp einstündiges Interview, in dem Beckley und Burnell ausführlich über ihre Karriere plaudern. Viel passiert da nicht, genauso wie beim Konzert. Nach über 30 Jahren im Business und grob geschätzten 4.000 Auftritten ist das auch nicht weiter überraschend.
Noch keine Kommentare