laut.de-Kritik

Dancefloor-Blut für Dark Electro-Vampire.

Review von

Auf meinem Duschgel entdeckte ich neulich das Wort "Bodysoft". Wie passend, schließlich ist es feuchtigkeitsspendend und sorgt für ein sanftes Duscherlebnis. Das neue And One-Album heißt "Bodypop", And One-Konzerte sind in der Regel eher dehydrierend und das Klangerlebnis ihrer Alben ließ seit dem 13 Jahre alten Album "Spot" meist zu wünschen übrig.

Diesmal scheinen sich die Mannen um Bandchef Steve Naghavi im Studio aber am Lederriemen gerissen zu haben, denn das Ergebnis klingt weitgehend akzeptabel. "Bodypop" spielt wohl auf einen Genre-Mix an, das "body" ist der "Electronic Body Music" entnommen und dem Pop zugeführt worden. Keine ganz neue Idee, wenn man bedenkt, dass die Berliner genau mit diesem Konzept bereits seit 1990 die Electro-Szene aufmischen.

Dass das Cover dann noch so stechend orange glänzt wie weiland der Nitzer Ebb-Kracher "Showtime" mag dem Zielgruppenzuschnitt dienlich sein. Die Marke ist eben EBM und deren Protagonisten aus Belgien schlafen selig den Dornröschenschlaf.

Ein Wort übrigens, das ohne weiteres dem lyrischen Repertoire des Märchenonkels Naghavi entnommen sein könnte, doch führt uns der streitbare Frontmann und Texter diesmal nicht in niedere Gefilde, in denen es um Pimmelmänner oder Spontanverkehr geht. Wenngleich die beiden deutschsprachigen Texte wieder mal Fragezeichen aufwerfen. In "So Klingt Liebe" etwa heißt es "Sing mit mir / spiel mit dir / reiß an meinem Steuer / und erleg das Tier", was allerdings schon den Höhepunkt erotischer Zweideutigkeiten darstellt.

"Traumfrau", eine musikalisch nicht uninteressante Pomp-Ballade, verarbeitet den alten Frankenstein-Schaffensgedanken mit der Refrainzeile "Ich bau mir eine Traumfrau / in meiner Herzfabrik." Keine Frage, darauf muss man stehen. Eine andere Zeile des Songs verweist schön stimmig auf die Fanbasis der Band: "Schöne Frau im Dunkellack / schuf meinen Arbeitstag".

Auf der musikalischen Ebene regiert nämlich unerbittlich der BPM-gestählte Trademark-Sound der Band, der seit Karrierebeginn mehr oder weniger leicht variiert wurde, heute aber wieder bei seinen Anfängen angelangt ist. Nicht zufällig erinnert der Auftakt "Mein Anfang" an den "Flop"-Opener "G.U.S. Airlines". Große Popularität genießt die Band jedoch für ihre Tanzbodenreißer und so füllen And One diesmal mit "Military Fashion Show", dem erwähnten "So Klingt Liebe", "Body Company" und "Love You To The End" ausreichend Dancefloor-Blut für ihre Dark Electro-Vampire ab.

Der alte Melancholiker in Naghavi kommt dagegen besonders schön in "Enjoy The Unknown" zum Vorschein, dem besten Song der Platte. In "The Sound Of Believer" legt er sogar noch eine gehörige Portion Pathos obendrauf, unterstützt von weiblichem Backgroundgesang. Wie man Pop buchstabiert, muss man dem Mann sicher nicht mehr erklären, doch auf Dauer wirken die ewig gleichen Sounds einfach ermüdend.

Fans der Band werden ob des gestiegenen Kompositionsanspruchs zu Recht jubeln, und wer weiß, vielleicht gelingt Naghavi ja sogar mal der Absprung ins Wellness-Geschäft. And One präsentiert "Bodypop", das einzigartige Duscherlebnis. Der morbide Duft für ein sinnlich-erotisches Hautgefühl. Speziell geeignet für die dunkle Frau von heute. Enjoy the unknown.

Trackliste

  1. 1. Mein Anfang
  2. 2. Military Fashion Show
  3. 3. Enjoy The Unknown
  4. 4. So Klingt Liebe
  5. 5. The Sound Of Believer
  6. 6. Body Company
  7. 7. Traumfrau
  8. 8. Stand The Pain
  9. 9. Sexkeit
  10. 10. Love You To The End
  11. 11. The Dream
  12. 12. Dein Ende

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48 Kommentare, davon 47 auf Unterseiten

  • Vor 16 Jahren

    ja, was soll man noch groß sagen. irgendwie alles ganz nett, was and one diesmal abliefern, aber mehr eben auch nicht. man hat das gefühl, man hört in jedem lied den gleichen basslauf mit leichten variationen. der sound ist schon ansprechend, aber auf dauer ein wenig eintönig. da können sie sich von ihren kollegen de/vision noch ne scheibe abschneiden. 3,5 punkte.