laut.de-Kritik

"Technisch bin ich eine Niete", stapelt die Elektropop-Prinzessin tief.

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In einer Reihe mit Kruder und Dorfmeister, den Stereo MC's, Thievery Corporation, Nightmares On Wax und Erlend Oye zu stehen - keine geringe Ehre. Das dürfte Bergens Elektropop-Prinzessin Annie nicht anders sehen: Sie reiht sich unter diese erlauchten Vorgänger ein und stellt für !K7 ihrerseits eine DJ-Kicks-Compilation zusammen.

"Technisch bin ich eine Niete" stapelt Annie tief. Nun, sollte das der Wahrheit entsprechen, stört es nicht weiter. Ihre Überblendungen sind zwar in der Tat nicht besonders trickreich, jedoch an keiner Stelle stümper- oder gar schmerzhaft. Wenn Zongamins "Bongo Song" hübsch in "Flextone" hinein stampft, ertappt man sich schon auch mal bei einem anerkennenden Kopfnicken. Letztlich wiegt eine gute Auswahl mangelhaftes DJ-Handwerk mehr als auf.

In diesem Punkt hält sich Annie strikt an ihr eigenes Partymotto: "Pop Til You Drop", ein anderes Gesetz scheint in ihrer Welt nicht zu gelten. An alberne elektronische Kirmesmucke ("Rabbit Pushing Mover") klebt Annie La Biondas "I Wanna Be Your Lover", das wie ein englischsprachiger Bastard aus "Fred Vom Jupiter" und Grauzones "Eisbär" klingt (wobei jedes dieser Stücke weit mehr Pep mitbringt als die vorliegende Nummer) und insgesamt übel nach gruseligem 80er-Jahre-Moder riecht. Alan Vega gibt in "Jukebox Babe" den Elvis, während Le Tigres "Nanny Nanny Boo Boo" wieder im harmlosen Elektronik-Pop zu verorten ist. Ganz ehrlich: Meine Tasse Tee ist dieser Gemischtwarenladen nicht. Schimpft mich einen Spießer, aber einen Hauch von nachvollziehbarem Zusammenhang würde ich schon sehr begrüßen.

Wir wissen zwar nicht warum, aber es ist Zeit für den "Bongo Song", die erste Nummer, über die ich mich uneingeschränkt freue. Funky Bongos - der Titel legt diese Vermutung nahe - klappern über einem elektronischen Gerüst, das das Aroma von New Orders "Blue Monday" verströmt. Annies Eigenkreationen landen ebenfalls auf der positiven Seite. Zwar kranken beide an ihrem dünnen Stimmchen, dennoch blubbert "Wedding" angenehm poppig vor sich hin, und auch "Gimme Your Money" hört sich im Vergleich zu weiten Strecken der Zusammenstellung wesentlich frischer an. Ja, doch: Eigene Tracks unterzubringen ist durchaus erlaubt.

Bumblebee Unlimiteds "Lady Bug" macht sich mit fluffigem Pianolauf in der Disco noch ganz gut, vorausgesetzt, das Publikum hat sich während "1939" und "Geared Up", noch nicht zu Tode gegähnt: Ereignislosere elektronische Musik habe ich zum Glück lange nicht gehört. Mit Bow Wow Wow und ESG streut Annie noch ein wenig Funk unters Volk, bevor die Gucci Crew, Mu und Datarock mit mehr als gewöhnlichen Popliedchen um die Wette langweilen und einen leicht faden Nachgeschmack hinterlassen: Interessant ist leider anders.

Trackliste

  1. 1. Toy Rabbit - Pushing Mover
  2. 2. La Bionda - I Wanna Be Your Lover
  3. 3. Alan Vega - Jukebox Babe
  4. 4. Le Tigre - Nanny Nanny Boo Boo (The Junior Senior Mix)
  5. 5. Zongamin - Bongo Song
  6. 6. Liquid Liquid - Flextone (DJ Twitch Optimo Edit)
  7. 7. Annie - Wedding
  8. 8. Death From Above 1979 - Black History Month (Alan Braxe Remix)
  9. 9. Motiivi: Tuntematon - 1939
  10. 10. Brundtland And Therson - Geared Up
  11. 11. Bumblebee Unlimited - Lady Bug (I Just Wanna Be Your)
  12. 12. Annie - Gimme Your Money
  13. 13. Bow Wow Wow - I Want Candy
  14. 14. ESG - My Love For You
  15. 15. Gucci Crew II - Sally
  16. 16. MU - Paris Hilton
  17. 17. Datarock - Fa Fa Fa

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