laut.de-Kritik
Kraftvolle Speed-Zeitreise in die Achtziger.
Review von Kai ButterweckManchmal geschehen Zeichen und Wunder. Nach über dreißig Jahren Business-Zugehörigkeit verkündete Anvil-Mitbegründer Steve "Lips" Kudlow vor kurzem doch tatsächlich, er könne mittlerweile von der Musik leben. Glückwunsch!
Wie kommts? Fielen die Einspielergebnisse des im Oktober 2009 veröffentlichten Dokumentarfilms "Anvil! The Story Of Anvil" dermaßen hoch aus? Oder verkaufte sich das zwei Jahre später erschienene vierzehnte Studiowerk der Kanadier, "Juggernaut Of Justice", unterm Tisch doch wie warme Semmeln? Media Control weiß von nichts. Wir auch nicht. Spielt das eine Rolle? Nein.
Wie auch immer die plötzliche Unabhängigkeit zustande kam: Sie sei dem sympathischen Trio von Herzen gegönnt. Kaum eine andere Band der Branche hat sich in punkto Beharrlichkeit und Wertetreue weiter den Allerwertesten aufgerissen, als die Herren Kudlow und Co.
So darf das Trio auch weiterhin am eigenen, jahrelang öffentlich nicht wahrgenommenen Denkmal feilen, ohne dass ihnen die Entwicklungs-Polizei auf die Füße tritt. Das haben sie sich verdient. Also ab in den Keller, die Achtziger-Kutte ausgegraben und mit geballten Fäusten raus ins Freie. It's time to worship the 80s!
Gleich zu Beginn wedelt der düstere Titeltrack teuflisch grinsend mit druckfrischen Zeitreise-Tickets. Produzent Bob Marlette (Airbourne, Alice Cooper, Seether) drückt dem Ganzen zwar einen zeitgemäßen Stempel auf, doch was die Performance betrifft, gewährt der Mann an den Reglern dem Ahorn-Trio durchgehend freies Geleit.
Die Band bedankt sich mit kraftvollen Speed-Attacken ("Eat Your Words", "The Fight Is Never Won", "Shut The Fuck Up"), Riff-orientiertem Standard ("Mankind Machine") und dreckigem Roots-Geprügel ("BadAss Rock N Roll", "Time Shows No Mercy"). Anvil bearbeiten den Vintage-Amboss, als hätte es die vergangenen 30 Jahre nie gegeben.
Natürlich werden sich dieser Tage massenhaft Genre-Greenhorns, im stillen Kämmerlein versammelt, die Mäuler zerreißen und sich im Anschluss kopfschüttelnd abwenden. Die haben aber auch keine dreißig Jahre harte Arbeit auf dem Buckel und können mit dem Begriff Treue wahrscheinlich genauso viel anfangen wie Arnold Schwarzenegger, Bill Clinton oder Hugh Grant. In diesem Sinne: Weitermachen!
6 Kommentare
Wie so viele Worte so wenig aussagen können...
Da denkt man nach 4 Absätzen, dass die Review nun endlich beginnt und dann werden einfach nur ein paar Titel genannt und alle unter insgesamt drei Hüte mit nichtaussagenden Beschreibungen gepackt.
Auch über den neuen Bassisten wird kein Wort verloren.
Aye, sehr unengagierte Review!
Ausführliche Reviews haben nur 5 und 1 Sternealben verdient :-P
Über vertane Chancen lässt sich doch sehr viel besser schreiben als über geniales oder grottenschlechtes
Schätze mal, das neue Album ist im Kern genauso wie alle anderen davor auch. Von daher ist es natürlich für jeden Rezensenten schwierig, da die Review seines Lebens abzuliefern.
Freue mich jedenfalls für die Jungs, daß sie endlich davon leben können und werde morgen früh in der Stadt mal nach der Platte Ausschau halten und wenn sie mich irgendwo für 15 Euro anlacht, mit nach Haus nehmen.
"Juggernaut" war schon sehr stark und brauchte sich auch vom Songwriting her hinter ihren 80er-Jahre-Alben nicht verstecken. Das "Comeback"-Album "This is Thirteen" hingegen fand ich nur so halb gelungen, Chris Tsangarides hat seine besten Zeiten einfach schon längst hinter sich gehabt (seine Glanzleistung für mich: die Produktion von Thin Lizzy in den frühen 80ern).
Wenn die zweite Zusammenarbeit von Marlette und Anvil wieder so klingt wie die "Juggernaut", bin ich schon happy.
Übrigens: Geiles Cover, erinnert mich ein bißchen an die Spieleverpackung von "Doom".
den speed, den sie miterfunden haben, liefern sie auf immer wieder gleichbeibend hohem niveau seit 1982 ab und sind dabei auch noch echte obersympathen...meine metalband des herzens