5. November 2007

"Wir sehen uns als Rockband!"

Interview geführt von

Mit "Worlds Collide" scheinen Apocalyptica konsequent den Weg zu einer gestandenen Rock/Metal Band zu gehen. Die Anfangstage als reine Metallica-Coverband sind lange vorbei, inzwischen stehen etablierte Künstler Schlange, um mit den Finnen zusammen zu arbeiten. Grund genug also, auf der laufenden Tour mal bei den Herren vorbei zu schauen und ein paar Fragen zu stellen.Vor dem Wiesbadener Schlachthof steht eine ansehnliche Menschenmasse, und beinahe kommen meine Begleitung Andreas Fischer und ich zu spät zum vereinbarten Termin. Als wir reinkommen, sitzen uns Eicca und Paavo in so etwas wie dem Schlafzimmer des Schlachthofs gegenüber. Jedenfalls stehen an der Wand mehrer Etagenbetten. Die zwei haben gerade erst unsere Vorgänger verabschiedet und sind sichtlich gut gelaunt und entspannt.

Wie geht’s euch beiden?

Paavo: Toll.

Eicca: Ok. Ihm geht’s toll, mir geht’s ganz okay. Ich bin wohl grad dabei mir ne Erkältung zu holen, aber ansonsten geht’s mir auch ganz gut. Wir sind jetzt seit drei Wochen unterwegs und das ist immer so der Zeitraum, in dem man sich irgendeine Erkältung zuzieht. Aber wir sind zufrieden und hatten ein paar tolle Shows. Die gestern war echt klasse, mal sehen, wie’s heute so wird.

Na, zumindest ist draußen schon ne ganze Menge los. Man schafft es kaum bis zum Parkplatz durchzukommen. Paavo, was macht der Bauch? Dieses Mal nicht zu viel gegessen?

Paavo: (guckt ganz erstaunt) Wieso?

Naja, zur vorletzten Platte hatten wir beide mit dir ein Interview in Darmstadt und da meintest du selber, dass du schon wieder zuviel vom Catering gegessen hättest.

Ecca: Ja, das glaub ich. Der frisst immer zuviel (lacht). Der ist schwanger, deswegen braucht er mehr Futter als wir. (Paavo grinst etwas beschämt in sich rein.)

Wie sind die Shows bisher gelaufen und wie waren die Reaktionen?

Eicca: Toll, stellenweise sogar fantastisch! Wir haben eine ganz neue Crew für Licht und Ton und das macht sich echt bezahlt. Wir haben inzwischen ne wirklich coole Lightshow und auch unser Bühnenaufbau ist echt geil. (Was man beides nach dem Gig nur bestätigen kann, d.Verf.) Wir haben es bisher immer geschafft, unseren Bühnenaufbau ein bisschen besser und professioneller als den vorherigen zu gestalten. Während wir an dem Album gearbeitet haben, arbeiteten wir gleichzeitig schwer daran, unseren Sound auch auf der Bühne weiterzuentwickeln.

Gerade in Sachen Abnahmetechnik, Verzerrer und all dem Kram haben wir sehr viel Neues mit dabei. Ich hoffe, dass man das auch im Publikum bemerkt, aber für uns ist der Sound inzwischen ein ganz anderer und deutlich besser. Das ist vor allem von daher cool, das wir den Leuten, die uns schon auf den letzten Touren gesehen haben, nicht nur neue Songs, sondern auch in Sachen Sound und Lightshow was Neues bieten konnten.

Paavo: Wir haben auf jeden Fall unser Bestes gegeben und versucht die Erwartungen zu erfüllen. Ob uns das gelungen ist, werden wir ja dann sehen. Das müsst ihr uns dann sagen. Außerdem haben wir ja noch zwei tolle Supportbands dabei. Stam1na und Sturm Und Drang. Ihr solltest auf jeden Fall Stam1na anchecken!

Eicca: Ja, Stam1na sind echt verdammt gut. Die haben wir für die Tour ausgesucht und die spielen heute als erste Band. Sie singen finnisch, aber das spielt eigentlich keine große Rolle. Die klingen so ein wenig nach einer Mischung aus alten Sepultura und System Of A Down. Die sind sowohl sehr heavy, als auch melodisch. Mir gefallen sie sehr gut.

Paavo: Das sind alles sehr gute Musiker, verdammt nette und witzig Jungs und der Sound ist einfach nur geil. Deswegen haben wir sie auch mit auf Tour genommen.

Wie seid ihr auf die Band aufmerksam geworden?

Eicca: Meine Frau kam mit dem letzten Album von ihnen an und meinte, ich solle mir das mal anhören. Das hab ich dann getan und war von Anfang an begeistert von der Band. Ich hab sie mir in Helsinki dann auch mal live angeschaut und war echt tief beeindruckt. Die haben einfach eine unglaubliche Live-Energie und gehen ab wie Sau. Das ist schon geil zu sehen, wie die auf Tour ankommen. Die kennt ja bisher keiner, weil die außerhalb Finnlands noch nie ein Album veröffentlicht haben. ("Uudet Kymmenen Käskyä" ist inzwischen erschienen, d.Verf.) Keiner weiß also, was ihn erwartet aber bisher haben es Stam1na jeden Abend geschafft, die Leute auf ihre Seite zu ziehen.

Die müssen aber vor Sturm Und Drang raus?

Eicca: Ja, wir hätten das gern geändert, aber ...

Das wird aber ganz schön hart dann für Sturm Und Drang, oder?

Paavo: (Grinst von einem Ohr zum anderen) Das kannst du aber laut sagen!

Eicca: Schon, aber die spielen diese Art Metal, der in Deutschland anscheinend ganz gut ankommt. Dieser Iron Maiden-Sound und so.

Naja, also sooo viele gibt’s davon hier auch nicht.

Paavo: Die Sturm Und Drang-Jungs sind ja noch sehr jung. Und man muss schon sagen, dass sie ihre Sache dafür ganz gut machen. Und dann sind sie auch auf dem selben Label wie wir ... (grinst wieder)

Haben die dann ihre Eltern dabei, oder müsst ihr da hin und wieder die Elternrolle übernehmen?

Eicca: Ein paar haben Elternteile dabei, aber manchmal müssen wir auch ein Auge auf die Kiddies haben (lacht). Aber die sind natürlich auch nicht anders als wir das in dem Alter waren.

"Das ausschlaggebende bei den Songs ist die Stimmung"

Ihr hattet gerade vorhin noch ein Meet & Greet mit ein paar Fans, die eine Preisfrage auf eurer Homepage richtig beantwortet hatten. Was habt ihr mit denen gemacht?

Eicca: Nur das übliche, wir haben uns mit denen getroffen, ein wenig unterhalten, ein paar Sachen signiert und mit ihnen zusammen Fotos geschossen.

Ist das für euch eher ein notwendiges Übel oder macht euch sowas auch Spaß?

Eicca: Das ist kein notwendiges Übel oder sowas. Wir hatten die Idee selbst, das zu machen. Ich finde es einfach immer sehr interessant zu erfahren, was die Fans über unsere Alben denken und so hast du die Möglichkeit, dir willkürlich einen rauszupicken und dich mit ihm zu unterhalten. Die Möglichkeit hast du sonst nicht so ohne weiteres. Man muss ja auch drauf achten, den Kontakt zu seinen Fans zu wahren.

Paavo: Wir wollten auch ne Frage für das Gewinnspiel haben, die zeigt, dass sich derjenige auch mit der Band auskennt und sich ein wenig mit uns beschäftigt hat. Was bringt es zu fragen, welches Instrument wir spielen. Das kann ja fast jeder beantworten. Nachher hast du hier Leute sitzen, die überhaupt nicht wissen, über was sie sich mit dir unterhalten sollen, weil sie von uns gerade mal einen Song oder so kennen.

Eicca: Das stimmt. Die Frage sollte schon ein wenig präziser und nicht so leicht zu beantworten sein. Man sollte sich intensiv mit uns beschäftigt haben, um sie beantworten zu können, also eher was für unsere Hardcore-Fans. Und ich finde, ein Meet & Greet ist eigentlich auch nur was für Hardcore-Fans.

Und was denken diese Fans so von "Worlds Collide"?

Eicca: Eine davon hat gerade erst sehr detailliert beschrieben, wie sehr sie auf die sehr unterschiedliche Celli-Sounds auf der neuen Scheibe steht, und dass sie die Sachen als sehr farbenprächtig empfindet. Das war sehr interessant, was sie da erzählt hat. Was sie dafür absolut gehasst hat, war das Cover (lacht), das war ihr irgendwie zu pink und lila. Aber ich schätze es sehr, wenn Leute das aussprechen, was sie wirklich denken. Bisher waren die Reaktionen eigentlich ausgesprochen positiv.

Das sah aber vor der Veröffentlichung des Albums noch ganz anders aus, weil die Leute da nur die Single "I’m Not Jesus" kannten. Da gab es dann häufig Reaktionen wie: "What the fuck, ich werd mir nie wieder Apocalyptica anhören", und ähnlichen Kram. Viele meinten, dass man die Celli gar nicht mehr also solche identifizieren kann, aber es sind dennoch die selben drei Celli, die wir spielen.

Aber wir wollen uns nicht beschweren, wir wussten, dass wir damit einigen zwiespältige Reaktionen provozieren würden. Manche Leute sind eben immer noch der Meinung, dass wir nur eine Sektion eines symphonischen Orchesters wären und dass wir uns gefälligst auch so verhalten und viel mehr Wert auf klassische Arrangements legen sollten. Aber für uns sieht das eben anders aus.

Seht ihr euch eigentlich als eine Rock/Metal Band?

Paavo: (denkt kurz nach) Ja, eigentlich schon. Wir sehen uns auf jeden Fall eher als Rockband, denn als Teil eines klassischen Orchesters.

Okay, aber das ist wahrscheinlich auch Teil des Problems, welches ich mit dem neuen Album habe. Was ich immer an Apocalyptica geliebt habe, waren diese unvergleichlichen, melancholischen, herzzerreißenden Melodien. Die vermisse ich auf "Worlds Collide" einfach.

Eicca: Ich versteh schon, was du meinst, aber ich finde eigentlich auch, dass da immer noch ein paar tolle Melodien auf der Scheibe sind. Wir sind an "Worlds Collide" einfach mit einem anderen Augenmerk heran gegangen. Wir wollten der Scheibe mehr Energie und Power geben, ohne unsere Wurzeln ganz aus den Augen zu verlieren.

Ich habe bei vielen heutigen Metal-Produktionen das Gefühl, dass denen diese Energie und auch das Gefühl der Anarchie abhanden gekommen sind. Wir wollten da einfach was anderes, moderneres haben. Etwas, das ein wenig frischen Wind in die Szene bringt. Deswegen wollten wir auch unsere alte Arbeitsweise ändern, um die Möglichkeit zu haben, mal was anderes zu machen. Aber Songs wie "Last Hope" oder "Ion" haben immer noch diese Melodien.

Bei "Ion" stimme ich dir auf jeden Fall zu, aber die Melodie schwebt über einem recht simplen Metalriff. Das war früher anders.

Eicca: Stimmt, aber das ist genau das, was es moderner macht.

Deswegen hab ich auch gefragt, ob ihr euch eher als Rock/Metal Band fühlt.

Eicca: Klar, wir haben immer wieder versucht hier und da mit mehr Melodien zu arbeiten, waren aber letztendlich der Meinung, dass mehr Melodien bei bestimmten Songs einfach nichts gebracht hätten. Es war deutlich interessanter, einfach mit verschiedenen Sounds und Stimmungen zu experimentieren.

Paavo: Vor dem Mix war in diversen Songs tatsächlich mehr Melodie vorhanden, aber wir haben uns dann dazu entschlossen, sie stellenweise einfach wieder raus zunehmen. Wir waren einfach der Meinung, dass es ohne sie wesentlich interessanter klang. Das Ausschlaggebende bei diesen Songs liegt einfach in der Stimmung, in welche er dich versetzt.

Eicco: Außerdem haben wir ja vier Songs mit Gesang auf der Scheibe und da muss man sich natürlich mit den anderen Songs ein wenig zurücknehmen, allein schon aus Platzgründen. Da bleibt dann eben nicht mehr ewig viel Raum für Balladen oder anderes Zeug. Die Sachen mit Gesang sind ja auch schon alle sehr melodisch und da wollten wir eben noch ein paar Sachen mit richtig viel Power haben. "SOS" zum Beispiel war zuerst als Instrumental gedacht und die Version werdet ihr heut Abend auch noch hören. Die haben wir auch aufgenommen und sie wird irgendwann auf einer Single miterscheinen.

Wir spielen heut Abend auch "I’m Not Jesus" und auch "Helden" als Instrumentale. Vielleicht denkst du über die Sachen mit den Melodien etwas anders, wenn du heute Abend die Songs ohne den Gesang gehört hast. Die Sache ist einfach die: Wenn du bei den Riffs sehr auf die Power achtest und das richtig druckvoll machen willst, passiert es leicht, dass es ein wenig banal klingt, wenn du noch Melodien drüber kleistern willst. Wir wollen uns ja auch nicht wiederholen.

Warten auf James Hetfield

Als ich mit Perttu ein Kurzinterview für den Podcast hatte, erzählt er mir, dass euer absoluter Wunschkandidat als Sänger James Hetfield von Metallica wäre. Habt ihr eigentlich schon mal versucht, ihn zu einer Zusammenarbeit zu bewegen?

Eicca: Nein, irgendwie haben wir das Gefühl, dass die Zeit dafür noch nicht ganz reif ist. Wir wollen noch ein wenig warten, bis es wirklich der richtige Zeitpunkt für so eine Kooperation ist.

Aber ihr versteht euch doch mit Lars Ulrich soweit ganz gut. Das ist doch schon mal ein Ansatzpunkt.

Eicca: Der Kontakt ist schon da, es ist mehr ... äh ... (druckst ein wenig herum) es sollte schon einen guten Grund geben, um mit James zu arbeiten. Wir wollen einfach, dass das nicht nur eine weitere Kooperation mit einem Sänger wird, sondern das muss was ganz Besonderes sein, wenn wir mit Hetfield arbeiten.

Paavo: Die Sache ist ja auch die: Metallica sind nicht nur eine Band, die sind ein enorm großes Unternehmen. Die gehen keinerlei Risiko ein, egal in welcher Beziehung. Und bislang haben sie ja noch die strikte Devise: Keine Nebenprojekte! Wir fühlen uns einfach wohler damit, wenn wir warten, bis sie UNS fragen, ob wir nicht mal was zusammen machen wollen. Das ist einfach eine Respektfrage und Metallica sind nun mal nach wie vor unsere Helden.

Eicca: Wir wollen da auch nichts auf Teufel komm raus anschieben. Wenn es passiert, passiert es zur richtigen Zeit. Ich hab Lars letzten Sommer getroffen und er meinte die ganze Zeit, dass wir unbedingt was zusammen auf die Beine stellen müssen. Der Wille ist also definitiv da und es ist eigentlich auch nur noch eine Frage der Zeit, eben WANN es dazu kommen wird. Aber wir wollen da nichts zwingen, sondern warten einfach ab, bis es soweit ist. Mit Tool war das ähnlich. Die haben uns schon dreimal gefragt, ob wir sie auf ihren US-Touren begleiten wollen.

Paavo: Und wir haben jedes Mal nein gesagt! (grinst wieder von einem Ohr zum anderen).

Eicca: Jahaha, stimmt, aber auch nur, weil wir jedes Mal entweder gerade im Studio waren, oder schon eine entsprechende, andere Tour gebucht hatten. Ansonsten wären wir natürlich sofort mit Tool auf Tour gegangen und hoffen wirklich, dass das noch irgendwann klappt. Zum richtigen Zeitpunkt eben.

Wie läuft das denn eigentlich normalerweise ab? Fragt ihr die jeweiligen Sänger/Innen ob sie einen Song von euch singen wollen?

Eicca: Das kommt drauf an. Wir machen ja übers Jahr immer relativ viel und arbeiten auch für anderen Bands wie Bullet For My Valentine, Oomph! oder machen auch schon mal Remixes für Rammstein und 69 Eyes. Die fragen dann natürlich bei uns an, ob wir so was machen wollen. Da kommen schon jede Menge Anfragen. Wenn wir auf Festivals oder so auf bestimmte Bands treffen und mit deren Sänger/In gern was machen wollen, dann sprechen wir mal drüber und wenn wir den geeigneten Song fertig haben, dann fragen wir da gezielt nochmal an. Mit Till Lindemann wollten wir beispielsweise schon seit Jahren was machen, aber irgendwie hat sich nie der richtige Song ergeben. Das ist also fast schon Puzzlearbeit, wenn du so ein Album mit unterschiedlichen Sängern machen willst. Selbst, wenn der jeweilige Künstler von sich aus mit dabei wäre, heißt dass noch lange nicht, dass sein Management und das Label der selben Meinung sind (lacht).

Paavo: Da können dir so viele Leute noch in die Suppe spucken, das ist echt richtig Arbeit, bis da alles unter Dach und Fach ist und du von allen das Okay hast. Und dann ist ja noch nichts eingesungen.

Eicca: Wir haben beispielsweise auch mal mit Serj Tankian (dem System Of A Down-Sänger, d.Verf.) gesprochen. Mit ihm würden wir gern etwas experimentelleres machen, nichts was so singleorientiert ist. Aber der hat ja erst sein Soloalbum veröffentlicht und da will er sich natürlich nicht selbst in die Quere kommen, indem er noch bei was anderem singt. In etwa das Gleiche ist es mit Chris Cornell oder Jonathan Davis. Wir sind schon lucky bastards, so ein gutes Netzwerk zu haben. (Beide brechen in schallendes Gelächter aus) Man wird also noch einige, interessante Kollabos von uns erwarten können. Allerdings muss ich auch sagen, dass ich hin und wieder von einigen Sachen ein wenig enttäuscht bin. Oder zumindest von den Reaktionen darauf. So bin ich eigentlich der Meinung, dass wir Till Lindemann mit "Helden" in eine ganz neue Situation gebracht haben, die sich von Rammstein doch ziemlich unterscheidet. Dennoch hören wir immer wieder, der Song würde nach Rammstein klingen und könnte auf einem Rammstein-Album stehen. Scheiße Alter, der Song klingt doch nicht nach Rammstein. Das Problem ist einfach, dass die Stimme einer Band so dominant ist, dass sie meist den Wiedererkennungswert einer Band bestimmt. Man könnte Till wahrscheinlich zu einem Panflötenkonzert singen lassen und die Leute würden nur sagen: 'Klingt doch wie Rammstein' (lacht).

Paavo: Das gleiche haben sie auch über "I’m Not Jesus" gesagt. Da hieß es sogar, dass der Song genau in der Art auch auf einem Stone Sour-Album stehen könnte und dass die Celli total nach Gitarren klingen. Come on, mit Gitarren klingt sowas nochmal ganz anders und auch die Art und Weise des Songwritings unterscheidet sich doch massiv.

Kann man wohl so oder so sehen. Aber es ist schon richtig, dass der jeweilige Sänger einem Song seinen Stempel massiv aufdrückt.

Eicca. Ja und man merkt dabei erst, wie oberflächlich viele Leute Musik wahrnehmen. Nur das, was eindeutig im Vordergrund steht, wird auch wahrgenommen. Die scheinen gar nicht zu hören, dass sich ein verzerrter Cello in der Klangfarbe doch ganz deutlich von einer verzerrten Gitarre unterscheidet. Okay, sobald du mit Verzerrung an einem Instrument arbeitest, kommt dir natürlich als erstes eine Gitarre in den Sinn, aber die Unterschiede sind doch maßgeblich und wir arbeiten auch mit so vielen, verschiedenen Sounds auf dem Album.

Ihr habt morgen ja nen freien Tag, verbringt ihr den hier oder fahrt ihr heute Nacht noch nach München und bleibt dann da? Fürs Oktoberfest seid ihr ja eh schon zu spät dran.

Eicca: Wir fahren heute Nacht nach München und machen uns da morgen nen lockeren Tag. Dass wir zu spät fürs Oktoberfest sind, ist wahrscheinlich gar nicht so schlecht für uns (lacht). Mit den Jungs von Stam1na hast du eh überall Party und wenn wir mit denen auf dem Oktoberfest gelandet wären, hätte das wohl keiner überlebt.

Paavo: Das sind echte Partyanimals und einfach nur verdammt nette Kerle.

Eicca: Die fahren mit dem beschissensten Bus dieser Erde! Die haben ein einziges Kingsize-Bett hinten im Bus, in dem alle vier Jungs pennen müssen. Ich frag mich echt, wie es der Bus überhaupt aus Finnland rausgeschafft hat. Der musste schon zweimal repariert werden. Letzte Nacht war der Auspuff defekt und hat sämtliche Abgase ins Auto geleitet (Paavo fällt beinahe vom Stuhl vor lachen).

Ihr seid sicher, dass die es bis München schaffen?

Eicca: Auf jeden Fall! Die Jungs wissen, wie man in der Wildnis und auf der Straße überlebt. Aber die fangen in fünf Minuten an, also ab mit euch vor die Bühne.

Als wir nach dem Konzert noch vor der Halle stehen, sehen wir hinter dem Schlachthof auch den Bus von Stam1na. Im hinteren Teil sind anstatt Fenstern Metallplatten festgenietet und das Gefährt sieht aus, als wäre es im letzten Terminator-Film von Arnie und Co. erst wieder gerade gebogen worden. Der deutsche TÜV würde sowas wohl aus purer Verzweiflung direkt sprengen!

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