laut.de-Kritik

Wie Black Sabbath auf Downern.

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Für das in Baltimore angesiedelte Quartett um Gitarrist und Sänger Dave Heumann hat sich jemand das einprägsame, aber wenig hilfreiche Label "Doom Folk" erdacht. Denn die dröhnende E-Gitarre, die auf dem vorliegenden Album im Mittelpunkt steht, erinnert stellenweise an Black Sabbath auf Downern. Als hätte Tony Iommi seinen ohnehin unaufgeregten Stil noch mal verlangsamt.

Hat sich die erste Überraschung gelegt, entpuppt sich Arbouretums fünftes Album als hörenswert. Der Opener "The Long Night" baut sich behutsam auf: Erst eine langsam gezupfte Gitarre, dann Heumanns hohe, fast emotionslose und leicht verzerrte Stimme, schließlich Bass, Schlagzeug und Akkorde auf der E-Gitarre, die im Laufe des Songs immer härter klingt und zwischendrin auch für ein Solo gut ist.

2008 ist es der Band gelungen, einen Auftritt mit genau einem Stück zu bestreiten – Velvet Undergrounds "Sister Ray" in einer 53-minütigen Version. Nachzuhören auf einer CD mit demselben Titel, die die Band eine Zeit lang bei ihren Auftritten verkauft hat. Die Lust am ausufernden Jam ist auch "Coming Out Of The Fog" anzuhören, wobei sich Arbouretum zügeln und die sechs Minuten nur ein Mal überschreiten.

Nicht zu Lasten des Hörgenusses, denn die Stücke gehen von der Stimmung her fast haltlos ineinander über. "It's all one song", erklärte Neil Young einst sein Ouevre. Das gilt auch hier, zumal der Kanadier bei den countryesken Stücken, "Oceans Don't Sing" und der Titeltrack, musikalisch Pate stand - die einzigen zwei Verschnaufpausen des Albums.

"Wir versuchen, die Bedeutung der Dinge zu erfassen. Wir versuchen, die Hüllen zu entfernen, die sich zwischen dem Hörer und so etwas wie der nackten Realität befinden", erklärt Heumann den schon fast mystischen Ansatz.

Eine Realität, die aus seiner Sicht wohl eher bedrohlich wirkt. "The lights from town have gone dim / And no one knows where we are" singt er im Titeltrack. Eine Orientierungslosigkeit, die nicht für seine Musik gilt - die wirkt schlüssig und auf den Punkt.

Trackliste

  1. 1. The Long Night
  2. 2. Renouncer
  3. 3. The Promise
  4. 4. Oceans Don't Sing
  5. 5. All At Once, The Turning Weather
  6. 6. World Split Open
  7. 7. Easter Island
  8. 8. Coming Out Of The Fog

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