laut.de-Kritik
Industrial-Anleihen und wildes Gitarrengeschrubbe.
Review von Alexander CordasAnno 2003 hat die Asian Dub Foundation vielleicht mehr denn je eine Daseinsberechtigung. Immer deutlicher formiert sich der politische Widerstand gegen Globalisierung und Kriege aus wirtschaftlichen Interessen. ADF sind seit ihrer Gründung Anfang der Neunziger eines der lautesten musikalischen Sprachrohre gegen diese Entwicklungen und haben auch auf ihrem aktuellen Album "Enemy Of The Enemy" politisch einiges zu sagen.
Wie die drei regulären Studio-Veröffentlichungen davor, ist auch Album Nummer vier vom bewährten Konzept beherrscht: Frickelige Drum-Patterns, Industrial-Anleihen und wildes Gitarrengeschrubbe wechseln sich mit deepen Dub-Plates ab. Nach dem Abgang von Rapper Deeder Zaman, der mit seinem jugendlichen Organ den Sound der ADF wesentlich mitgeprägt hat, sind jetzt mit Schlagzeuger Rocky Singh, sowie den MCs Aktarvata & Spex gleich drei Leute am Start, die zum ersten Mal auf Tonträger zu hören sind.
Während das erweiterte Analog-Konzept der Band live ordentlich auf den Sack haut, stagniert eben dieses auf Konserve. So ambitioniert "Fortress Europe" auch klingen mag, die zündenden Ideen aus "Facts And Fiction"-Zeiten, in denen sie den Hörer mit einer geballten Wucht aus Groove, Message und Wut plattgewummst haben, scheinen vorbei zu sein. Zwar fahren Dr Das und Co. nach wie vor heftige Geschütze auf, wenn es darum geht, gesellschaftliche Missstände in aller Welt anzuprangern, aber das kam alles schon mal interessanter aus den Puschen.
La Haine", einer der stärksten Tracks auf "Enemy Of The Enemy" pumpt richtig gut vorwärts, aber das von Sinead O'Connor gesungene "1000 Mirrors" und auch "19 Rebellions" schnupfeln ziemlich uninspiriert vor sich hin. Irgendwie will der Funke nicht überspringen und so verharrt "Enemy Of The Enemy" in einer 'gewollt aber nicht gekonnt'-Agonie, die den Verdacht weckt, ADF hätten ihr kreatives Potential verschossen.
Überraschend taucht gegen Ende der Scheibe mit dem Intrumental "Dhol Rinse" wieder ein Groove-Kracher aus längst vergangen geglaubten Tagen auf, dieser steht aber leider auf einsamer Flur, umringt von viel Stückwerk. Bleibt zu hoffen, dass das im Falle der Asian Dub Foundation nur ein Ausrutscher war.
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