laut.de-Kritik
Ihr Crossover hat seinen Zenit schon lange überschritten.
Review von Michael EdeleVor allem von Musikern, die einen Scheiß auf musikalische Konventionen und Schubladen geben, wird der Name Bad Brains mit großer Hochachtung und Ehrfurcht ausgesprochen. Die aus Washington DC stammende, später in New York lebende Band hat quasi nicht nur den Crossover erfunden, sondern auch enormen Einfluss auf den Hardcore und manch anderen Stil gehabt.
Allerdings haben sich die Jungs auch fast so oft aufgelöst wie sie Platten und CDs veröffentlichten, und die Zeiten haben sich auch mehr als nur ein wenig geändert. Als der Verfasser dieser Zeilen noch durch die Nabelschnur geatmet hat, war das farbige Quartett revolutionär wie Babynahrung mit Whiskey-Geschmack, aber kratzt das heute noch jemanden? Bei allem Respekt vor den Leistungen der Vergangenheit und einigen wirklich guten Alben muss die Antwort objektiv gesehen wohl doch eher negativ ausfallen.
Der Crossover hat seinen Zenit schon lange überschritten, und wenn man nicht gerade großer Reggae-Fan ist, zieht "Build A Nation" weitgehend an einem vorbei. Zwar eröffnet "Give Thanks And Praises" die Scheibe noch ansatzweise interessant mit Hardcore-Riffs und dem seltsamen Singsang von H.R., und auch "Jah People Make The World Go Round" setzt auf Tempo, aber selbst der älteste Hardcore Fan zuckt hier nur noch mit den Schultern.
Interessanter sind da die etwas melodischeren "Pure Love" oder der Titeltrack, der mit dem an Mike Patton erinnernden Gesang Laune macht. Auch der ordentlich rockende "Expand Your Soul" zählt zu den besseren Songs.
Auf der anderen Seite stehen dann eben Sachen wie "Natty Dreadlocks 'Pon The Mountaintop", "Ja La Love" oder das finale "Peace Be Unto Thee", die dem Rastafari bestimmt jede Menge Freude bringen, dem Rezensenten aber am Arsch vorbei orbitieren wie der Halleysche Komet. Genannte Songs und ein paar weitere mögen gut gemachter, relaxter Reggea-Sound sein, und man merkt auch, dass H.R. dieser Sound deutlich besser liegt. Aber letztendlich ist das genauso wenig essentiell wie die stellenweise ordentlichen, aber zu keiner Zeit zwingenden oder überragenden Hardcore-Nummern.
Da macht es auch keinen Unterschied, dass MCA von den Beastie Boys die Scheibe in den eigenen Oscilloscope Studios als Produzent betreut hat. "Build A Nation" mag für die alten, treuen Fans der Band interessant sein, ein Klassiker dürfte die Scheibe selbst für sie nicht werden.
36 Kommentare, davon 35 auf Unterseiten
Zitat (« ...die dem Rastafari bestimmt jede Menge Freude bringen, dem Rezensenten aber am Arsch vorbei orbitieren wie der Halleysche Komet. »):
Und genau wegen solchen Sprüchen ist Eddy mein Hero!