laut.de-Kritik
Feiner Indie-Pop mit herzerweichenden Texten.
Review von Martina SchmidGudrun Guts kleines Berliner Label Monika steht für Bands und Artists wie Komeit, Contriva, Quarks, Masha Qrella u.a., und damit auch stellvertretend für erlesensten deutschen Indie-Pop.
Frau Morgenstern veröffentlicht nach "Vermona ET 6-1" und "Fjorden" nun Album Nr. drei auf ebendiesem Label, und fügt damit ein weiteres schillerndes Mosaiksteinchen in das Gesamtbild von Monikas Repertoire.
"Nichts Muss" zehrt von wunderbaren programmierten Sounds, die so organisch klingen, dass man glauben möchte, Computer müssten doch Gefühle haben, um dem doch eigentlich kühlen Frickelsound so viel Seele einzuverleiben. Die persönliche Note verleihen den Songs aber immer noch Barbaras weiche Stimme und ihre teils schrägen ("Nichts und Niemand") teils tiefen ("Move") oder einfach nur herzerweichenden Texte, die sie ganz unprätentiös singt.
Die Stücke haben allesamt einen sehr eigentümlichen, aber einnehmenden Charme, der leider schwer in Worte zu kleiden ist. Dabei bleibt "Nichts Muss" über elf Tracks hinweg spannend, wartet manchmal mit ein paar Längen auf, die aber nicht groß ins Gewicht fallen. Insgesamt kein echter Skiptasten-Kandidat, dafür ein paar Lieblingslieder.
Wie "Ohne Abstand": brillant, wie der zurückhaltende Klangteppich mit dem bezaubernden, klugen Text Hand in Hand in Hand geht. Und "Kleiner Ausschnitt": ließen sich Tocotronic auf ein weibliches Wesen mit Synthie komprimieren, klänge das wahrscheinlich so. "Gute Nacht" - wer hätte es gedacht - entpuppt sich als (Schlaf)Lied, das sich wie eine wärmende Decke um einen schmiegt. Und die Vermutung nahe legt, dass neben der namentlichen auch eine geistige Verwandtschaft zu dem Lyriker Christian Morgenstern bestehen könnte. Süße Träume.
Durch das Instrumental "We're All Gonna Fucking Die" tüdeln die Casiosounds zwischen Nostalgie und elektronischen Rock-Riffs, und das macht richtig Spaß, während sich das ebenfalls instrumentale "Is" auf die ruhige Uferseite schlägt.
Die catchy Melodien wollen einen nicht loslassen, und auch Barbaras Stimme hält einen in ihrem Bann, bis endlich auch die letzten leisen, langen Töne von "Reset" verstummt sind.
Nichts Muss? Doch, Magie muss!
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