laut.de-Kritik

Luftig flirrende Melodien mit Ohrwurm-Potenzial.

Review von

Seit den ausgehenden 70er Jahren ertönt die Stimme Barrington Levys in Dancehalls und Bashments. Mit unermüdlichem Fleiß und Charisma erarbeitete er sich über Jahre und Jahrzehnte seinen Status im Reggae-Zirkus. Um der Jugend die Anfangstage von Dub und Dancehall näher zu bringen, rentiert sich ein Blick auf das Frühwerk des Sängers außerordentlich.

Auch, wenn der Titel etwas anderes nahe legt: Hier nutzt mitnichten ein Veteran seinen Erfahrungsschatz, um rückblickend der nächsten Generation eine Lektion zu erteilen. Um die zu lernen, ist Eigeninitiative gefragt. Auf "Teach The Youth" wird nicht doziert. Die Compilation trägt mit Nummern aus den Jahren 1980 bis '85 lediglich eine Sammlung von Zeitdokumenten zum Selbststudium zusammen.

Barrington Levy mag seine größten Erfolge in Zusammenarbeit mit Junjo Lawes und später Jah Screw gefeiert haben. Im Gedenken an den im Februar verstorbenen Produzenten Joe Gibbs finden sich hier jedoch ausschließlich Produktionen aus dessen Feder. Statt hinlänglich bekannte Klassiker wieder aufzuwärmen, setzt man beim Label 17th North Parade auf nicht ganz so strapaziertes Material, was dem Album durchaus zum Vorteil gereicht.

Luftig flirrende Melodien mit Ohrwurm-Potenzial, gut gelaunte Bläser, ein ebenso optimistisch erscheinender Vokalist und ein mal quäkender, mal wuchtig dominierender Bass arrangieren sich zu einem harmonischen Gesamtbild. Nicht ganz so friedlich gestalten sich die Inhalte. Dass, wo Zwischenmenschlichkeiten thematisiert werden und "Family Affairs" im Mittelpunkt stehen, statt Friede, Freude, Romantik und Eierkuchen zum Teil recht handfeste Reibereien an der Tagesordnung sind: eine Wahrheit, die man der unbedarften Jugend gar nicht früh genug beibiegen kann. Drum prüfe, wer sich ewig bindet, um nicht wenig später einen Richter um "Quick Divorce" anflehen zu müssen.

Die Kollegen Rankin Trevor, der immer noch eine Spur nöliger erscheinende Lui Lepkie und Kojak und Liza im Duett sorgen für ein wenig Abwechslung am Mikrofon, was die fast sämtlich in Überlänge daher kommenden Tracks bitter nötig haben. Der repetitive Charakter der Tunes wirkt oberflächlich betrachtet ohnehin ein wenig eintönig. Lässt man sich jedoch auf die Zeitreise ein, entfaltet der immer gleiche Groove geradezu hypnotische Wirkung.

Die Dub-Versionen, die, nutzte man das einzig angemessene Darreichungsmedium, hübsch kompakt versammelt auf der B-Seite zu finden wären, gehen im CD-Format ein wenig unter. Sie wirken lieblos ans Ende geklatscht und erhalten, da der Geschichtsunterricht bis hierher bereits Einiges an Aufmerksamkeit aufzehrte, nicht mehr die ihnen gebührende Beachtung.

Was lernen wir daraus? Kauft Vinyl und teilt den Stoff in zwei Portionen! So kommen auch die Musiker noch einmal angemessen zu Ehren. Die nennen sich nämlich, wie die exzellenten, einfallsreichen Dubs belegen, nicht umsonst The Professionals.

Trackliste

  1. 1. Wife And Sweetheart Dem A Friend ft. Rankin Trevor
  2. 2. Mine Yuh Mouth / Late Night Movie
  3. 3. Quick Divorce ft. Lui Lepkie
  4. 4. My Woman / Ten Thousand Women ft. Kojak & Liza
  5. 5. Do Good (Special Extended Mix)
  6. 6. Teach The Youth
  7. 7. Good Loving
  8. 8. Give You Everything
  9. 9. Family Affair
  10. 10. Mouth Talk
  11. 11. Gwan And Lef Me
  12. 12. Cast Eye Boy

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