laut.de-Kritik

Höhen und Tiefen einer Partynacht.

Review von

Dan Smith, Frontmann der Band Bastille, erklärt im Vorfeld, wovon "Doom Days" handle, und beschreibt die Platte als "apokalpytisches Partyalbum". Kein Konzeptalbum zwar, ein roter Faden sei aber definitiv vorhanden: elf Songs über eine Partynacht mit allen Höhen und Tiefen und somit, zumindest im übertragenen Sinne, so etwas wie eine Folge der arte-Dokumentarserie "Durch die Nacht mit ..."

Vorglühen gibt es bei Bastille nicht, es geht direkt um "Quarter Past Midnight" los. Ein solider Einstieg mit neunziger Breakbeat und flottem Tempo. Wie es bei feucht-fröhlichen Nächten so ist, verliert man schnell die Kontrolle über sich, treibt allerlei Schabernack und trifft "Bad Decisions". Genau so infantil klingt auch der Song.

Mit dem Alkoholpegel steigt das Bedürfnis nach Nähe. Das Sinnieren darüber setzt ein, warum das so schwer fällt ("The Waves"). Dies mündet im larmoyanten "Divide", in dem sich Smith in balladesker Manier nichts sehnlicher wünscht als traute Zweisamkeit. Der Schnulzkelch zieht nur knapp an ihm vorüber.

Doch genug geschmollt, ab gehts in die Disco! "Million Pieces" markiert den recht beliebigen Partyhit des Albums mit abermals Reminiszenzen an die Neunziger und House-lastigem Chorus. Fehlt eigentlich nur noch, dass Craig David einstimmt.

Danach wechselt der Gemütszustand jedoch von euphorisch auf ernsthaft. Der Titeltrack birgt große Themen wie Technologie-Eskapismus, Ängste, Abhängigkeiten und allerlei Kritik an Social Media. Lyrisch ansehnlich, bettet Smith dies in Anspielungen und Metaphern ein. Musikalisch fängt "Doom Days" à la Bon Iver mit verhalltem Gesang an und trumpft mit modernem Trap-Beat und vielen Einspielern auf. Definitiv der Glanzpunkt des Albums, das betuliche "Nocturnal Creatures" schließt sich als gelungener Nachklang an.

Mittlerweile schlägt die Uhr bereits "4 AM". Daran passt sich auch der leicht derangierte Vortrag des Sängers an. Hier herrscht jedoch lediglich die Ruhe vor dem Sturm. Bevor es draußen wieder hell wird, muss noch einmal ein Ortswechsel vonstatten gehen: "Another Place" enttäuscht indes ob des plumpen Plastikbeats.

Im Anschluss daran schlendert der gute Dan nach Hause und hat sogar jemand Neues kennen gelernt, den er gern hat. "Those Nights" entpuppt sich als zweiter Höhepunkt. Die einfache Synth-Melodie, der pulsierende Beat und der versöhnliche Refrain überzeugen. Sogar ein zaghaftes Saxophon ertönt im Hintergrund.

Hier hätte "Doom Days" allerdings enden sollen. "Joy" kommt mit der Bratpfanne des Glücklichseins und zentriert sie dem Hörer mitten ins Gesicht. Niemand fühlt sich nach einer durchzechten Nacht so wundervoll und erquickt. Von wegen apokalyptisch.

Unter dem Strich geriete die Folge "Durch die Nacht mit ... Bastille" wohl relativ belanglos und fast schon zu alltäglich, als dass sich das Einschalten lohnte. "Doom Days" wartet mit sauberer und eher distanzierter Produktion auf, was dem Album definitiv gut tut. Aus dem derzeitigen Pop-Gemenge sticht es gleichwohl nicht heraus.

Trackliste

  1. 1. Quarter Past Midnight
  2. 2. Bad Decisions
  3. 3. The Waves
  4. 4. Divide
  5. 5. Million Pieces
  6. 6. Doom Days
  7. 7. Nocturnal Creatures
  8. 8. 4 AM
  9. 9. Another Place
  10. 10. Those Nights
  11. 11. Joy

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