laut.de-Kritik
Zakk Wylde zeigt, was Alkohol der Stimme antun kann.
Review von Michael EdeleMit Hangovern dürfte die wandelnde Alkoholvernichtungsmaschine Zakk Wylde ja jede Menge Erfahrung haben. Dass man sich mit schwerem Kopf wohl kaum eine fette Breitseite mit hämmernden Drums reinzieht, dürfte klar sein. Folglich bringt uns der Waldschrat auf "Hangover Music Vol. VI" eher relaxte Kost näher.
Wie habe ich eigentlich einen Titel wie "Vol. VI" zu verstehen? Hab ich die ersten fünf verpasst, oder raff' ich irgendeinen Joke nicht? Dabei hätte sich auch "Book Of Shadows Pt. II" angeboten, denn auch auf "Hangover Music" präsentiert sich der Saufaus von seiner ruhigen, melancholischen Seite. Dass er dabei nicht komplett auf verzerrte Gitarren verzichtet, ist natürlich Ehrensache, jedoch besteht die Grundlage der Songs meist aus einer Akustikgitarre oder dem Klavier.
Am besten gefallen mir ganz klar die Songs, bei denen er seine raue Säuferstimme einsetzt, und man ganz klar erkennen kann, was Alkohol den Stimmbändern antun kann. So klingen Songs wie "Yesterday, Today, Tomorrow" oder "She Deserves A Free Ride", wo er mit sanfter, weicher Stimme singt, zu belanglos, um mich zu begeistern. Was er sich bei "Won't Find It Here" gedacht hat, würde mich echt mal interessieren, denn das Stück ist bis auf den Chorus und das Solo dermaßen stinklangweilig, dass es von jeder x-beliebigen Schnarchnasen-Britpop-Combo stammen könnte.
Ein paar Stücke mehr der Marke "Queen Of Sorrow", "Steppin'Stone" oder "House Of Doom" hätten dem Album sicher gut getan, und auch Tracks wie das relaxte "No Other" kann es nie genug geben. Mit "Layne" hat er dem verstorbenen Alice In Chains Sänger Layne Staley eine sehr persönliche und unter die Haut gehende Ballade gewidmet, und bei der am Klavier intonierten Coverversion "A Whiter Shade Of Pale" stößt der Ozzy-Gitarrist sogar beinahe in Joe Cocker ähnliche Gesangslagen vor.
Was man dem Album aber wieder mal zu Gute halten muss, ist, dass es, wie jede Veröffentlichung von Zakk Wylde, eine Ehrlichkeit und Unbekümmertheit ausstrahlt, die man heute nur noch selten findet. Für Fans wahrscheinlich ein Muss, für Gelegenheitssäufer eine Alternative.
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