laut.de-Kritik
Sixpacks verkneifen, diese Investition lohnt sich!
Review von Michael EdeleAls Black Label Society-Fan muss man dieses Jahr gleich zweimal innerhalb kürzester Zeit den Geldbeutel zücken. Vor einer Woche kam das neue Album "Shot To Hell" und nun steht schon "The European Invasion - Doom Troopin" in den Regalen. Aber auch wenn ihr euch dafür ein paar Sixpacks verkneifen müsst, die Investition lohnt sich!
Eine Sirene heult los und Zakk betritt die Bühne mit einer gepunkteten Flying-V, die aussieht wie eine Küchentapete. Was solls, auch auf dem Ding legt er erst mal ein Solo hin, das sich gewaschen hat. Das Bild wechselt dabei zwischen der einfachen Einstellung auf den Meister oder im Splitscreen mit zwei, drei unterschiedlichen Einstellungen. Vor dem Drumset geparkt, stehen ständig ein paar Becher Bier, die sich der Berserker bei Zeiten in den Hals leert oder ans Publikum verteilt.
Die hin und wieder gewollt verschwommenen Aufnahmen passen direkt zum ersten Titel "Stoned & Drunk". Die Kameraeffekte sind Geschmackssache. Ich finds geil, weil sie nie übertrieben eingesetzt werden. Nick Cantanese mit seiner Südstaatenflagge auf der Klampfe sammelt dagegen nur bedingt Pluspunkte, das nur nebenbei.
Immerhin ist der Kerl der Einzige, der sich meist spieltechnisch zurückhalten muss. Der Sound ist ziemlich gut, man hört sogar den Bass anständig, ohne dass es zu aufdringlich gerät. James Lomenzo könnte optisch direkt im selben Wald aufgewachsen sein wie Zakk und zockt ebenfalls ein paar sehr coole Läufe runter.
Für "Funeral Bell" hängt er sich endlich die Bullseye um und richtet zum ersten Mal kurz das Wort ans Publikum. Zuvor zockt er aber noch einhändig (in der anderen Pranke ist ein obligatorischer Bierbecher) "Iron Man" von Black Sabbath an.
Bei Funeral Bell darf auch Nick zeigen, dass er ebenfalls mehr drauf hat, als nur eine solide Rhythmusgitarre. Bevor sie "In This River" spielen, lässt sich Zakk eine Dimebag-Signature bringen, um seinem verstorbenen Kumpel zu huldigen. Auch ohne Piano eine tolle Nummer. Da spielt man schon mal hinterm Kopf oder beißt ins Griffbrett.
Der coolste Teil der "Solo Acoustic Jam"-Session ist eindeutig der Blues-Teil. Dass er auch auf Nylonsaiten abgehen kann wie auf Stahlsaiten, hat wohl nie jemand bezweifelt. Wenn er kurz "Mama I'm Coming Home" anspielt, hat das ebenfalls seinen Charme. Vor allem, wenn das Publikum den Gesang übernimmt.
Doch damit nicht genug, holt sich Zakk zum abschließenden "Genocide Junkies" ein paar Fans auf die Bühne und hängt einem davon sogar seine Klampfe um. Und der hat nichts Besseres zu tun, als mit der Band ne amtliche Jam-Session hinzulegen und noch ein Solo zu zocken. Saucool! Und wer außer Zakk verschenkt schon seine Marshall-Amps und Boxen?
Das "London-Chapter" ist eigentlich nur ein kleines Add-On, denn die vier Songs gab schon in Paris zu hören, und bei "Genocide Junkies" wiederholt sich leider auch nicht das Schauspiel aus der französischen Hauptstadt. Dafür sind die 50 Minuten "Backstage Pass" mehr als unterhaltsam.
Zakk zeigt sich als recht sympathisches Raubein, wenngleich er kräftig einen auf dicke Hose macht. Dass der Typ nicht ohne Grund so auseinander quillt, zeigt die Sequenz im Kraftraum mit Sohnemann Hendrix. Die Backstage-Szenen der Tour sind ebenfalls unterhaltsam, und manchmal schmeißt man sich weg vor lachen. Lohnt sich wirklich.
Wie sauer der Berserker werden kann, muss der Chefroadie im Backstage-Raum vom Astoria in London erleben. Zakk hat sich was in den Kopf gesetzt und so wirds auch gemacht. Wer da nicht mitzieht, sollte sich Sorgen um seine Eier machen. Zum Abschluss gibt es noch die Videoclips zu "Suicide Messiah" (plus Making Of), "In This River" und "Fire It Up". Wenn man da nicht von value for money sprechen kann, dann weiß ich auch nicht weiter.
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