laut.de-Kritik
Kleines Gesamtkunstwerk zwischen Garage, Punk und Blues.
Review von Amelie KöpplEigentlich absurd, dass eine Band, die aus abgefackeltem Equipment einen handfesten Hype entzünden kann, ein inzwischen achtes Album präsentiert. Waren die Ostküstler vor 17 Jahren noch Rowdys, die auf Konformität einen dicken Haufen setzen, sind sie heute zwar immer noch Rowdys, aber welche, die sich einen nur schwer vergleichbaren Charme auf die Fahnen geschrieben haben - diesmal mit 18 Songs an einem Stück.
"Satan's Graffiti Or God's Art?" steht erneut zwischen Genialität und Dilettantismus und wir erwischen uns mal wieder dabei, uns zwischen den schmutzigen Kanten der Lyrics und den aufreibend fuzzy Sounds der Black Lips zu verirren.
"The Last Cul The Sac" zum Beispiel spielt mit psychedelischen Elementen und dem leiernden Gesang von Frontman Cole Alexander. "Squatting In Heaven" dagegen ist ein herrliches Brett ganz im Sinne von Turbonegro: Alle greifen zur nächstliegenden Flasche Bier, dann zum Mikro und in die Saiten. Dazu poltert ein immerfort trabender Schlagzeugklang.
"Can't Hold On", die erste Videoauskopplung von "Satan's Graffiti Or God's Art?" ist wieder lasziv, fast schon flehend. "I'm shaking up, till I'm gone. Can't hold on to nothing" beschreibt wie die Musik eine extrem tanzbare innere Unruhe. Das schrubbelnde "Wayne" ist fast schon ein Klassiker für das nächste Lagerfeuer.
Umrandet wird das Ganze von einer Overture, die leise vor sich hin trällert, ein paar Interludes und einem an den Öffner direkt anschließenden Finale mit dem erneuten Untertitel "Sunday Mourning". Obwohl, umrandet ist vielleicht der falsche Ausdruck. Vielmehr dienen diese Zwischentöne zum Durchatmen - wirklich richtungsweisend sind sie nie.
"Satan's Graffiti Or God's Art?" ist trotzdem ein kleines Gesamtkunstwerk, bei dem die Black Lips aus den Vollen schöpfen – die völlige Isolation während den Aufnahmen hat sogar das letzte Quäntchen Spielraum ihres musikalischen Backgrounds in Kreativität verwandelt. Dieser Spielraum mag für manche zwar immer noch zu sehr zwischen Garage, Punk und Blues pendeln, beschert dem offenherzigen Gehör aber dennoch rund 55 Minuten einen Zustand zwischen dunstigen Sphären und der Wirklichkeit auf dem klebrigen Tanzflur.
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