laut.de-Kritik

Brachiale Sprünge zwischen Doom und Psychrock.

Review von

Es überrascht doch immer wieder, was für einen Sound so eine Drei-Mann-Combo fabriziert. Mit "See The Enemy liefern Black Lung ein ordentliches Brett ab. Eigentlich widerspricht es jeglicher Vernunft, bei einem dermaßen reduzierten Instrumenten-Angebot den Bass, der der Musik die Tiefe verleiht, auch noch aus der Besetzung zu streichen.

Stattdessen lassen diese Herrschaften eine zweite Gitarre ertönen und beweisen, dass es auch so geht, und zwar außerordentlich gut. Den vermeintlich fehlenden Tiefgang gleichen die Amis mit Lautstärke, heruntergestimmten, stark verzerrten Gitarren und fetten Drums aus. Was live funktioniert, knallt auch auf Platte.

Die ebenfalls, allerdings nur leicht verzerrte, aber trotzdem im Vergleich zu den Gitarren recht helle Stimme von Dave Cavalier fügt der Platte eine zusätzliche Komponente hinzu und verleiht den Songs ihre Melodien. Stellenweise wirkt der Gesang fast soulig. Auch, wenn es sich komisch anhört: Es passt zu den schweren Gitarrenwänden, die Cavalier gemeinsam mit Adam Bufano aufbaut und Elias Schutzmann mit fast brachialer Gewalt an den Drums unterstützt.

Bei (nur) acht Titeln könnte man zu der Annahme kommen, es handle sich bei "See The Enemy" um eine EP. Aber trotz der geringen Anzahl an Liedern kommt die Platte auf gute 45 Minuten Laufzeit. Allein "8mm" bringt es auf über acht Minuten und beweist die Ausgefeiltheit der Tracks. Da lässt man sich gerne einmal eineinhalb Minuten für das Intro Zeit und durchbricht während des Songs das satte Riff mit eingestreuten Breaks, nur um danach doppelt so heftig durchzustarten.

Die Amps des Trios haben definitiv nicht viel zu lachen, befinden sie sich doch ständig an der absoluten Grenze der Belastbarkeit. Einfach aufreißen, bis der Verstärker von ganz alleine verzerrt.

Eine kurze Verschnaufpause bietet "Crooked Finger" mit seinem bluesigen Riff, das an The Von Bondies zu ihren besten Tagen erinnert. Aber auch diese Ruhe hält nicht lange an. Die gesanglichen Akzente setzt die Band nur sehr spärlich ein und lässt lieber die Gitarren sprechen, in einer sehr deutlichen Sprache. Schutzmann zerreißt währenddessen immer wieder den Blues-Standard zugunsten der Soli und setzt ihn danach erneut zusammen.

Das kürzeste Stück auf der Scheibe, "Ichor", bedient sich anfangs beim Desert-Rock. Aber auch diesem kurzen Ausflug drücken Black Lung ihren ganz persönlichen Stempel auf. Der Refrain wirkt ungewöhnlich melodiös, verhältnismäßig leicht, aber eben nur im Vergleich. Was auf diesem Album leichtfüßig erscheint, dürfte auf vielen anderen Rockplatten als die fetteste Nummer gelten.

Bereits "Transmissions" macht wieder klar, wo wir uns gerade befinden: in einem Gewitter aus Riffs und Drums. Clutch-Vergleiche sind an dieser Stelle sicher nicht unangebracht, besonders unter Berücksichtigung der Tatsache, dass Black Lung J. Robbins als Produzent gewonnen haben, der eben auch schon für Clutch an den Reglern stand. Der reduzierte Vers mit nur einer Gitarre und Schlagzeug unterstreicht nur um so mehr die Macht des alles überrollenden Refrains.

"Priestss" sticht aus der Schwere des Albums hervor und beweist, dass es hier eben nicht nur ums Draufhauen geht. Cavalier wirft einen erneut beinahe souligen Gesangspart ein. Als Überraschung klingt die Nummer dann versöhnlich aus.

"See The Enemy" springt zwischen Doom und Psychrock, zwischen 70s-Rock und dem Sound der Gegenwart umher. Trotzdem drücken Black Lung jedem Sound ihr Etikett auf und liefern mehr als ab.

Trackliste

  1. 1. Behemoth
  2. 2. Ichor
  3. 3. Transmissions
  4. 4. Nerve
  5. 5. Crooked Finger
  6. 6. Priestess
  7. 7. See The Enemy
  8. 8. 8mm

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