13. Oktober 2005

"Jareds Gekotze ist so eklig!"

Interview geführt von

Nach ewigem Hin und Her habe ich einen Interview-Slot bekommen, bei dem auch The Incredible Mister Jimmy Pop anwesend sein kann: Zwischen der Generalprobe und der Aufzeichnung von Stefan Raabs TV Total. Zunächst verschiebt sich der Termin nach hinten, da Pop sich noch rasieren muss. Dann heißt es plötzlich, er sei von seinem Oktoberfest-Ausflug in den letzten Tagen noch zu fertig und könne am Interview nicht teilnehmen. Am Ende schlage ich fünf Minuten mit seiner Popness heraus. Zunächst muss ich jedoch mit den sehr netten und kein bisschen dumm-blödelnden Lüpüs und DJ Q-Ball vorlieb nehmen. Da ich keinen Kameramann mitnehmen darf, drücke ich den Jungs eine Findet Nemo-Einwegkamera in die Hand. Sollen sie doch selber Fotos machen. Tun sie, die schicken Ergebnisse seht ihr hier.

Ihr musstet schon eine Menge Interviews in Deutschland geben, oder?

DJ Q-Ball: Ja, das waren ganz schön viele. Sie haben uns erzählt, dass Weezer gerade mal vier gemacht haben.
Lüppüs: Viele Bands machen das. Nach dem Motto: 'Ich möchte nicht zu viel arbeiten'. Das ist doch verrückt!

Marilyn Manson gibt ca. zwei am Tag.

Lüpüs: Das war's? Sicher deshalb, weil er sieben Stunden braucht, um sein ganzes Make-Up hinzubekommen. Er ist den ganzen Tag damit beschäftigt, sich schick zu machen.
Q: Normaler Weise schminke ich mich auch vor Interviews, aber heute habe ich's nicht mehr geschafft.

Aber für die Show heute Abend machst du das sicher, oder? Wart ihr nicht schon mal bei TV Total?

Q: Ja, Stefan ist cool. Er kam mal bei einer unserer Shows in Düsseldorf vorbei und hat da ein Gitarrenständchen (ein Raabigram, Anm. d. Red.) gespielt. Die Leute sind ausgerastet. Es war, als sei Gott auf die Bühne gekommen.

Lüpüs: Er ist der Größte. Die Leute drehen bei ihm total durch. Ein Mädel, mit dem wir im Hotel geqautscht haben, fragte uns, was wir heute noch machen würden. Als ich seinen Namen erwähnte, flippte sie aus.

Ich denke, er ist die beliebteste TV-Persönlichkeit Deutschlands.

Lüpüs: Sogar wenn er deutsch redet und ich nichts verstehe, ist er wahnsinnig komisch.

Ihr seid ja schon ein paar Tage hier - und das nicht zum ersten Mal - was ist das Beste an Deutschland?

Lüpüs: Würstchen ...
Q: Ich mag Köln und Hamburg am liebsten. Die Städte sind sauber. Und sie haben diese gruseligen Leute, die nach Geld betteln. Da war ein Typ, dem müssen sie mal die Augen ausgestochen haben, aber er lächelt immer noch. Ich konnte das echt nicht glauben.
Lüpüs: Köln ist echt eine tolle Stadt. Es gibt immer was zu tun und sie hat den coolsten Dom der Welt.

Ihr macht ziemlich abgefahrene Sachen auf der Bühne - kann man in Deutschland so viel wagen wie in Amerika? Welches Land ist offener gegenüber eurem Humor?

Lüpüs: Ich glaube, man kann sich hier mehr erlauben. Niemand beschwert sich. Wenn man in Amerika was Beklopptes macht und sich ein Fan dabei verletzt, wirst du gleich verklagt. In Deutschland schickt dir der verletzte Fan noch einen Liebesbrief 'Ihr wart großartig, ich habe mir mein Bein während eurer Show gebrochen'. Amerika ist da etwas komisch.
Q: Vor allem, seit Bush an der Regierung ist. Vor allem beim Radio sind sie seither viel strenger. Hier sind Schimpfwörter erlaubt, aber in Amerika sind die aus dem Radio verbannt. In der Hinsicht ist es hier wesentlich offener.

Also merkt ihr deutlich, dass jetzt Bush an der Regierung ist?

Q: Ja, ich bin da nicht sehr stolz drauf.
Lüpüs: Das ist die religiöse Rechte, die gerade die Macht übernimmt und versucht uns allen ihre Moralvorstellungen überzustülpen. Es ist nicht nur viel schwieriger geworden, böse Sachen ins Radio zu bringen, sondern auch Sachen, die böse sein könnten. Man durfte in Amerika im Radio noch nie Fuck sagen. Aber jetzt dürfen wir das nicht mal mehr buchstabieren. Bevor Bush im Office saß, wäre man damit durchgekommen.

Das klingt für mich ziemlich merkwürdig, denn hier ist es ganz normal, dass im Radio geflucht wird.

Lüpüs: Deshalb lieben wir es auch so, nach Deutschland zu kommen. Du musst nicht immer über so was nachdenken, wenn du Interviews gibst, du sagst einfach, was du denkst. Wenn es dir dann passiert, dass du "Fuck" oder "Shit" sagst, whatever! Aber im amerikanischen Radio kannst du die Leute damit ganz schön in Schwierigkeiten bringen, wenn dir mal so ein Wort rausrutscht. Die kommen und setzen die Station außer Betrieb, wenn ihnen gerade danach ist. So ernst ist das schon.

Was ist das Verrückteste, das euch bisher passiert ist? Die verrückteste Reaktion, die ihr ausgelöst habt?

Q: Wir spielten mal eine College-Show und durften nicht fluchen. Weil wir es trotzdem taten, haben sie die komplette Elektrik runter gefahren. Das ist schon ziemlich lange her, 1997 oder so, in einer Uni. Es war von der Uni gesponsort, und die gaben uns eine lange Liste mit Dingen, die wir nicht tun dürfen. Wir sagten uns "fuck that" und taten es trotzdem. Mitten in der Show drehten sie uns dann den Strom ab. Da standen wir dann vor 1.500 Kids, die total angepisst waren, Tische nach uns warfen und so. Das war ziemlich scheiße.
Lüpüs: Uns ist das schon ein paar Mal passiert, dass die Leute das Licht bei unseren Shows ausgemacht oder den Strom abgestellt haben. Die Sache ist aber so: Wir haben uns davon nie beeinflussen lassen, sondern einfach weiter gemacht. Wir haben die Shows immer weiter so gespielt, wie wir das wollten ... und machen das weiter, bis wir eines Tages nirgends mehr spielen können - außer in Deutschland. Wir hatten gerade wieder eine Show in Virginia, bei der Jared eine komplette Flasche Jägermeister auf der Bühne getrunken hat. Sie haben das Licht ausgemacht, weil sie die Kids nicht ermuntern wollten, auch so viel zu trinken. Das war in einem Club, in dem es alle paar Meter eine Bar gab. Aber wir sind es ja, die die Kids dazu bringen, so viel zu trinken.
Q: Ich kann diesem Club nicht wirklich böse sein: Sie hatten einen Whirlpool und eine Sauna im Backstage. Und er schenkte uns am Ende eine Flasche Wodka, weil er eingesehen hat, dass er alles verkackt hat.

Ich habe gerade gerade ein Gerücht gelesen, David Hasselhoff werde ein Rap-Album mit ...

Lüpüs: ... Ice-T aufnehmen. Wie cool ist das denn? Wir haben die News auch irgendwo gehört und dachten: Das muss unglaublich werden.
Q: Ich bin mir da nicht so sicher ...
Lüpüs: OK, es würde nicht gut klingen, aber auch wenn es sich beschissen anhört, es wäre wie das alte William Shatner-Album. Niemand mag es, aber du musst es haben, weil es so lustig ist.

Aber das neue ist ziemlich gut.

Lüpüs: Ich hab gar nicht gewusst, dass es ein neues gibt.

Ja, er hat eins mit Ben Folds gemacht. Es ist gut, nicht so ein Witz-Ding. Mit welchem Schauspieler würdet ihr denn gerne ein Album machen?

Q: Wahrscheinlich Sean Connery. Ich liebe ihn, weil er so redet (imitiert Connerys Stimme). In den alten 007 ... da bekommt er so viele Pussies ab, das ist verrückt.
Lüpüs: Er war ja auch der beste 007, den es gab. Im Gegensatz zu Pierce Brosnan. Der schlechteste 007 ever!

Wer sollte denn eurer Meinung nach der neue sein? Ich bin ja für Robbie Williams.

Lüpüs: Ich würde den auch gerne in dieser Rolle sehen. Ich bin einer von zehn Amerikanern, die Robbie mögen. Ich finde ihn großartig.
Q: Der Millennium-Song lief ziemlich gut in Amerika.
Lüpüs: Aber dann ist er wieder verschwunden. Er hat in meiner Gegend gewohnt.
Q: Ich habe mein ganzes Zimmer mit Take That-Postern tapeziert.

Mir ist gerade zu Ohren gekommen, dass Jared aufs Dach eurer Plattenfirma Universal gekackt hat. Ihr macht die ganze Zeit so einen Scheiß, also denken viele Leute, ihr wärt ziemlich blöd.

Lüpüs: Das ist unser Ziel.

Warum?

Lüpüs: Wenn du die ganze Zeit unterwegs bist, Interviews gibst und Shows spielst, wird dir irgendwann langweilig. Also fängst du an, Sachen zu tun, um dich gegenseitig aufzuheitern. Manchmal passiert es eben, dass Interviewer oder Plattenfirmenmenschen ...
Q: Manchmal geht es echt daneben ...
Lüpüs: Gestern waren Jimmy und Jared beim Oktoberfest und sie wurden aus dem Hippodrom geschmissen. Jared hat einen ganzen Liter Bier getrunken und sie meinten zu ihm: 'Oh, wir konnten das nicht aufnehmen, könnten wir das nicht noch mal machen?' Und er sagte: 'Klar' und kotze das ganze Bier wieder ins Glas und trank es noch mal.

Das ist so eklig, dieses ganze Gekotze.

Lüpüs: Ja, da stimme ich dir zu, ich bin froh, dass ich das nicht mit ansehen musste.
Q: Ich mag das auch nicht, er hat das auch mit Slushies gemacht - diesen gefrorenen Drinks. Er hat das getrunken und am Ende des Songs wieder ausgekotzt, dann wieder getrunken, vier oder fünf Mal.
Lüpüs: Das ging ein paar Songs lang immer vor und zurück. Er hat auch mal einen Goldfisch genommen und den runtergeschluckt. Er ist verrückt!
Q: Deshalb heißt er Evil Jared. Da ist irgendwas falsch gelaufen bei ihm ... Es ist manchmal genial, ihm zuzuschauen, aber manchmal macht er uns echt Angst. Denn du weißt nie, was er als nächstes tun wird, das ist das Problem.
Lüpüs: Während der Aufnahmen zum Foxtrot-Video hat er eine Raupe genommen ...
Q: Er hat sie gegessen. Aber die Raupe hat noch etwas auf ihn losgelassen. Der Stich in seiner Lippe wurde riesig.
Lüpüs: Es war eine Abwehr-Reaktion des Viechs. Sein ganzes Gesicht ist danach angeschwollen.
Q: Es sah aus, als hätte ihn jemand verprügelt.
Lüpüs: Es ist super, wenn er dabei ist, denn wenn man sich gerade total langweilt kann man ihn immer dazu bringen, irgendwas Blödes zu machen.
Q: Aber man muss ihn zahlen, er macht das nicht umsonst.

Das ist mir zu eklig ... aber irgendwie auch lustig.

Lüpüs: Das ist es: Es ist falsch und ich will eigentlich nicht dabei sein, wenn er das macht. Aber man muss einfach hinschauen.
Q: Aber das mit dem Kotzen reicht mir langsam.

Ich finde das mit dem Kotzen auch bekloppt.

Q: Das solltest du ihm sagen!

OK!

Lüpüs: Weißt du, du solltest da lieber vorsichtig sein. Es könnte passieren, dass er genau dann kotzt.

Zurück zum Video. Ich finde das ziemlich cool mit diesem Bananamobil.

Lüpüs: Man kann damit eigentlich gar nicht fahren, weil man darin nicht geradeaus auf die Straße gucken kann. Bam musste immer so verrenkt aus dem Fenster gucken. Macht es vor.

Seid ihr eigentlich mit Bam Margera befreundet?

Q: Er lebt ungefähr ne viertel Stunde von uns entfernt.

Wart ihr denn dann auch schon in seiner Show?

Lüpüs: Jim und Jared sind in einigen Shows vorgekommen. Ich habe da nicht gewohnt. Die haben die ganze Zeit zusammen rumgehangen und die Show produziert, aber ich war nicht da.
Q: Sie nehmen die ganzen Episoden in ein paar Wochen auf. Wenn man mit Bam rumhängt, muss man echt aufpassen. Irgendwann fühlt es sich so an, als würde alles im Fernsehen landen. Du musst aufpassen, was du tust.

Ihr habt diesen einen Song "Something Diabolical". Ist das eine Parodie auf HIM?

(Frisch rasiert gesellt sich Jimmy Pop zu uns, die anderen beiden schießen ein paar Bilder von mir und Jimmy, der extrem neidisch auf mein "I Love Lindsay Lohan"-T-Shirt ist. Die anderen klären ihn kurz auf, worüber wir gerade reden. )

Jimmy: Nein, das ist keine Parodie, er singt sogar auf dem Song. Wir bringen seine Platten in Amerika raus. Niemand wollte das machen, also haben wir den Job übernommen. Hier sind HIM so groß, aber in Amerika ... Er kommt öfter zu uns nach Philadelphia ...
Lüpüs: Jim liebt ihn.
Jimmy: Und als er da war, haben wir diesen Song aufgenommen.

Was macht ihr auf dieser Tour bei euren Live-Shows Besonderes? Ihr hattet ja mal diesen Sauerkraut-Wettbewerb ...

Q: Naja, wir verzichten jetzt darauf ... Die Musik ist immer noch ziemlich schlecht, die Lyrics sind auch nicht so toll.
Jimmy: Wir wollen noch nicht zu viele Details über unsere Show verraten (flüstert:) Weil wir es bis jetzt selbst noch nicht wissen ... (Plötzlich entdeckt er etwas) Ich möchte mal diesen Stuhl hier ausprobieren. Geht vom Sofa zum Stuhl am Schminktisch und zieht Grimassen.

Du warst ja gerade auf dem Oktoberfest. Was war das Beste daran?

Jimmy: Das Beste was die ganze Atmosphäre, das Schlechteste, dass wir rausgeschmissen wurden. He's a dick. Wegen Jared wurden wir rausgeschmissen, er ist so bekloppt!

Das haben sie mir gerade erzählt. Warst du vorher schon mal da?

Jimmy: Nein, das war das erste Mal. Und wohl auch das letzte, wenn ich mal wieder mit Jared gehen sollte. Es war ein Spaß, da um 12 Uhr zu sitzen und diese Maß zu bekommen.
Lüpüs: Das ist viel Bier!
Jimmy: Wir hatten eine gute Zeit. Wir haben mit diesem Typen rumgehangen, der Gürkie oder so hieß. Er ist 92, läuft durch die Zelte und verkauft Pickles. Jeder kennt ihn, die Leute machen Fotos mit ihm. Außerdem haben wir einen Transvestiten kennen gelernt.

Ich habe jetzt noch ein paar Wörter, zu denen ihr mir bitte eure Assoziationen verratet:

Accuracy (Exaktheit/Präzision/Sorgfalt/Pünktlichkeit)
Jimmy: Kann ich nicht buchstabieren.
Lüpüs: Not us!

Prude (prüde)
Q: Meine Ex. Es hat ewig gedauert, bis ich ihr mal ans Höschen durfte.
Jimmy: Meine Alte ist eine Freundin seiner Ex. Ich würde nicht sagen, dass sie prüde ist, nur weil es eine Weile gedauert hat ... Ich mag Leute, die auf diese Weise prüde sind lieber, als Leute die nur in bestimmten Sachen prüde sind. Wie Leute aus New Orleans, die keine New Orleans-Witze mögen. Also sind sie New Orleans-Witz-prüde.

Paris Hilton (Millionen-Erbin und ich-bin-überall-dabei-Celebrity)
Jimmy: Sie ist wahrscheinlich die berühmteste Person ohne ein Talent. Sie hat absolut gar nichts.
Lüpüs: Warte lieber, bis ihre Platte rauskommt, sie wird die Welt auf den Kopf stellen. Ich habe sie schon gehört!

Mit diesem Bekenntnis ist endgültig Schluss. Nachdem der Promo-Chef schon einmal an die Tür geklopft hat, gibt es nun kein Pardon mehr, ich muss die Jungs an Stefan Raab übergeben. Wir sind gespannt, wie es mit der Freundschaft zwischen der Bloodhound Gang, Stefan Raab und Paris Hilton weiter geht ...

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Bloodhound Gang

Schon am Anfang stand der Spaß: 1993 gründen vier Teens in Philadelphia eine Depeche Mode-Coverband. Laut Sänger Jimmy Pop Ali aus reinem Dank an die …

Noch keine Kommentare