laut.de-Kritik
A-ha, Duran Duran, Alphaville und Erasure in der Mangel.
Review von Toni HennigBlutengel verneigten sich schon in der Vergangenheit musikalisch vor 80er-Jahre-Kulthits wie "Send Me An Angel" (Real Life) oder "White Wedding" (Billy Idols). Ein Cover-Album mit Songs aus dieser Epoche war also nur eine Frage der Zeit. Zehn Synth-Pop-, New-Wave- und Rock-Klassiker nimmt sich das Berliner Duo auf "Fountain Of Destiny" vor. Zudem runden zwei neue Blutengel-Stücke die Platte ab.
Den Beginn macht Duran Durans "The Wild Boys", das zwar melodisch keinen Millimeter vom Original abrückt, aber zumindest mit rockigen Gitarreneinschüben druckvoll nach vorne geht. Auch im weiteren Verlauf hält Chris Pohl stramm an der Melodik des Ausgangsmaterials fest, was zum Beispiel in der Neueinspielung von Alphavilles "Forever Young" gut funktioniert, da er sich auf das Atmosphärische besinnt. Des Weiteren kaschieren die schwelgerischen Synthieteppiche in dem Track seine holzschnitthaften Vocals und die englische Aussprache, die sich immer noch auf Grundschulniveau bewegt.
Sobald der 49-Jährige versucht, die Klassiker ins Blutengel-Gewand aus überholten Future-Pop- und eingängigen Darkwave-Tönen zu überführen, driften die Nummern ins Schlagereske ab. So auch die Neueinspielung von Ultravox' "Hymn": Stampfende Synthies begraben das hymnische Flair des Originals.
Das As im Blutengel-Ärmel: Ulrike Goldmann. Die Powerballade "Alone", die in der Version von Heart zum Klassiker wurde, meistert sie erstaunlich gut und beweist mit ihrem gefühlvollen Gesang, dass in ihr eine mehr als passable Sängerin steckt - wenn sie die richtigen Songs singt. Trifft ihre Stimme wie im Cover von Yazoos "Nobody's Diary" auf konventionelle Kirmes-Elektro-Klänge Pohl'scher Machart, fällt das Ergebnis vergleichsweise dünn aus.
Die Yazoo-Version steht auch exemplarisch für die lausige Qualität in der zweiten Hälfte, wo sich eine Neueinspielung lebloser anhört als die andere. Das Cover von Mike & The Mechanics' "Silent Running" pendelt unentschlossen zwischen gruftiger Halbballade und neonfarbenen 80s-Klängen hin und her. Propagandas "Dr. Mabuse" verkommt zu einem laschen Discofox-Duett. "The Sun Always Shines On TV" von A-Ha verpackt Pohl in ein "Stranger Things"-ähnliches Soundgewand, das genauso teilnahmslos klingt wie seine Stimme. Erasures "Ship Of Fools" funktioniert er zum monotonen Stampfer um, der auf einem anderen Blutengel-Album nicht sonderlich aufgefallen wäre.
Die beiden neuen Songs fügen sich hier nahtlos an: "Unsere Zeit" klingt mit seinen Mutmachphrasen zu schnurgeraden Future Pop-Beats wie direkt vom CDU-Parteitag und das Instrumental "Journey To The Edge Of The Night" kommt über eine lustlose Fingerübung am Keyboard nicht hinaus. Zwar zeigt die Formkurve bei Blutengel gegenüber der letzten EP "Damokles" wieder ein wenig nach oben. Trotzdem hätte sich die Erde auch ohne "Fountain Of Destiny" ganz sicher weitergedreht. Bleibt zu hoffen, dass die Berliner mit dem nächsten Studioalbum, das noch in diesem Jahr auf den Markt kommen soll, wieder an das Niveau von "Un:Gott" anknüpfen.
12 Kommentare mit 17 Antworten
Wieso glaubt er, dass er singen muss? Das ist sehr selbstbewusst aber das war's dann auch.
Ok, ich bin nicht sehr vertraut mit Blutengel, aber das erinnert mich doch stark an die 90er Jahre als jede dahergelaufene Band dachte sie könnte mit einem 80er Cover ihre eigenen mittelmäßigen Songs unter den Mann bringen.
Das Wild Boys Cover klingt so zahm das wahrscheinlich DJ Ötzi oder Heino eine härtere Version hingeblättert hätten.
Einzig 'Alone' klingt einigermaßen hörbar, das liegt aber wahrscheinlich das die Version sich kaum vom Original unterscheidet, zumindest gesanglich.
Will Ferrell, bist du das?
"Dieser Kommentar wurde vor 10 Stunden durch den Autor entfernt." müsste man das nicht gendern? inzwischen?
Blutengel... wenn Du Unheilig bei Wish bestellst.
Schrecklich. "Gesang" und englische Aussprache/Intonation sind unterirdisch. Also alles wie immer bei Blutengel. Die handwerkliche Schwäche fällt im Vergleich zu den Vorlagen der Cover-Versionen diesmal besonders krass auf. Musikalisch waren Blutengel eh schon immer ein Phänomen wie Schwartenwurst: Obwohl es ungenießbar ist, gibt es nicht wenige Menschen, die das Zeug mögen.
Es würde schon helfen, wenn Chris Pohl nichts mehr auf Englisch macht. Dann klingt's zumindest nicht ganz so peinlich. Rein musikalisch kommen Blutengel über das Niveau einer Schülerband, die mal Synthies ausprobiert, sowieso in diesem Leben nicht mehr hinaus. 1/5.