laut.de-Biographie
Bobby Womack
Soul-Legende Sam Cooke steht Pate für die Karriere des am März 1944 in Cleveland, USA geborenen Bobby Womack. Er ist es, der den jungen Sänger entdeckt: Bereits als Jugendlicher gründet Bobby mit seinem Bruder Cecil die Band Womack Brothers.
In der Hauptsache befassen sich die Brüder mit spiritueller Musik. Nach einem Auftritt als Vorgruppe seiner Formation Soul Stirrers entdeckt Cooke rasch das Potential der beiden, ebnet den Weg für einen Plattenvertrag und trägt dazu bei, sich in The Valentinos umzubenennen. Als erster kleiner Hit stammt aus dieser Zeit der Song "It's All Over Now", der später besonders in der Version der Rolling Stones große Bekanntheit erlangt.
Doch zunächst stehen allerlei private Turbulenzen an. Mentor Sam Cooke verstirbt 1964, Bobby heiratet dessen Witwe Barbara. Sein Bruder Cecil ehelicht Cookes Tochter Linda. In der Folgezeit arbeitet Bobby hauptsächlich als Produzent und Gastmusiker für andere Bands und Künstler. Nach Beendigung der Zusammenarbeit mit seinem Bruder wird Bobby Ende der 60er als Solist aktiv. Mit Songs wie "What Is This" und "More Than I Can Stand" gelingen ihm einige kleinere Hits, und bald darauf erscheint sein erstes Solo-Album "Communication".
Womack entwickelt sich in der Folgezeit zu einem viel gefragten Künstler. Sein Output ist groß, in kurzen Abständen veröffentlicht er immer neue Alben und experimentiert mit verschiedensten Stilrichtungen und Künstlern. Auf dem Höhepunkt seines künstlerischen Schaffens beginnt aber auch eine ernste Krise. Womack erliegt den Verlockungen des Lebens und kostet alles aus: Frauen, Drogen und Exzentrik.
Auf der Höhe der Blaxploitation-Welle folgt er den Beispielen von Isaac Hayes ("Shaft") und Curtis Mayfield ("Superfly"). Gemeinsam mit J. J. Johnson spielt er den Soundtrack zum Film "Across 110th Street" ein. Der Titelsong erlangt im Jahr 1997 neuen Ruhm, als er im Vor- und Abspann des Tarantino-Klassikers "Jackie Brown" zu hören ist.
Starke Qualitätsschwankungen kennzeichnen daher Womacks Arbeiten in den siebziger Jahren. Der Vormarsch der immer mehr an Bedeutung gewinnenden Disco-Welle trägt ihr Übriges dazu bei. Doch gänzlich in der Versenkung verschwindet Bobby nie. Er bleibt stets im Gespräch, konzentriert sich irgendwann auch wieder stärker auf die Arbeit und wirkt als Gastmusiker unter anderem bei Rae & Christian, Bootsy Collins und den Stones mit. 1986 gelingt ihm mit dem Album "Womagic" ein prägendes Meisterwerk. In der Folge verfällt Bobby immer mehr den Drogen - obwohl er seine Abhängigkeit überwindet, zieht er sich nach "Resurrection" (1994) immer mehr aus der Musikwelt zurück bzw. bleibt wenn dann als Produzent im Hintergrund.
2009 wird Womack in die Rock And Roll Hall Of Fame inauguriert. Ein Jahr später gelingt es Damon Albarn und seinen Gorillaz den knorrigen Badass wieder hinter das Mikro zu locken. Auf "Plastic Beach" leiht er den Songs "Stylo" und "Cloud Of Unknowing" seine markante Stimme. Auch die folgende Tour der virtuellen Band begleitet Womack. Die Arbeit verläuft so anregend, dass sie 2012 im Studioalbum "The Bravest Man In The Universe" gipfelt.
Doch noch vor Erscheinen kommt es zum Schock. Bootsy Collins berichtet auf seiner Facebook-Seite von Womacks Darmkrebserkrankung. Eine Operation im Mai 2012 rettet ihn, und er gilt als geheilt. Doch kaum überstanden wird Alzheimer diagnostiziert.
Gern bezeichnet sich der musik- und lebenserfahrene Künstler als "The Last Soul Survivor". Begründet: Zum einen in der breit gespannten künstlerischen Arbeit in den Bereichen Soul, Funk, Rock und Blues. Zum anderen weil er viele Größen der goldenen Ära des Soul überlebt hat: Marvin Gaye, Ella Fitzgerald, B.B. King, Ray Charles, Sam Cooke und Curtis Mayfield stehen nur stellvertretend für die große Schar jener, die die weltliche Soul-Bühne bereits vor Bobby Womack verlassen haben.
Am 27. Juni 2014 stirbt Bobby überraschend im Alter von 70 Jahren in Los Angeles. Eigentlich plante er für Sommer noch eine Europatour. Viele Musikstars trauern, und der Spiegel adelt seine Bedeutung in einem Nachruf mit der Überschrift "Titan in der zweiten Reihe".
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