laut.de-Kritik
Die Norweger sind grundehrlich, aber überfordert.
Review von Franz MauererBokassa litten spätestens mit "Molotov Rocktail" an fehlendem Abwechslungsreichtum, die grundehrliche Mischung der Norweger geriet auf dem dritten Album zu dickflüssig. "All Out Of Dreams" nahm sich das Trio nicht nur drei Jahre Zeit, sondern schrumpfte nach den Aufnahmen auch noch zum Duo, Bassist Linga verabschiedete sich. Alles riecht nach Zäsur. Folgerichtig heißt es der Opener also: "The Ending Starts Today".
Der Opener spielt die Stärken der Band gleich aus und wirkt angenehm spritzig. Sänger Kaarstad und Schlagzeuger Dowkes entwickeln eine Dynamik, die durchscheinen lässt, warum Bossaka vor einiger Zeit für die Verschmelzeung von Metal und Stoner Rock gelobt wurden. Im flotten Midtempo-Bereich gibt sich die Band wie ein Fisch im Fjord, der Opener rumpelt durch und macht Lust auf mehr. Von diesem Mehr gibt es aber leider nur wenig: "Bradford Death Squadron" bleibt neben dem Opener der einzige Song, der ohne größere Schwächen läuft.
Schon der zweite Track, die Single "Garden Of Heathen", schwächelt: Kaarstad ist bei den meisten Refrains stimmlich schlicht überfördert. Auch in Sachen Songwriting sind die Nordlichter nicht stark genug, um Tempobrüche aufzufangen oder Kraft aus Rupturen im Song zu schöpfen. Die Dynamik ist zwar da, die Band sabotiert diese aber gleichzeitig durch den nicht wirklich komplexen, aber für die Band eben schon zu verwinkelten Songaufbau. Alles wirkt überfrachtet, keine Idee zündet richtig oder wird durchgezogen. Und je langsamer es wird, desto schlimmer: "Gung Ho" bewegt sich auf keinem professionellen Musikniveau.
Gute Ansätze sind fast immer vorhanden, etwa die kleine melodische Kurve, die Kaarstad auf dem Titeltrack fährt, bevor die Band in ein metallisch kontrastierendes Marschieren verfällt. Danach kommt aber zu wenig und das noch lahmarschig. Auf den knapp 33 Minuten fehlt mit Ausnahme des okayen "No More Good Days" der Druck. Selbst auf dem Closer "Crush (All Heretics)", dessen drückende Elemente immer wieder unterbrochen werden. Und die größtenteils supersimplen Lyrics helfen nicht, sie verstärken eher den Eindruck der Überforderung. "Let's Storm The Capitol" und "Straight Edgelord" verkommen zu dünnen Pubschlagern ohne Energie.
Am Ende steht die simple Erkenntnis, dass das interessanteste an "All Out Of Dreams" sein gelungenes Cover ist. Der dort vermittelte Eindruck von Fremdheit, Gefahr und Verlockung geht dem Album völlig ab.
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