laut.de-Biographie
Boris Brejcha
Mit dem griffigen Slogan "High-Tech Minimal / The intelligent music of tomorrow" umreißt Boris Brejcha auf seiner eigenen Homepage seinen Output als Produzent und stellt sich damit selbstbewusst in die Tradition des Pioniergeists der elektronischen Musik. Stillstand ist demzufolge Rückschritt, was die enorme Releasefreudigkeit des Pfälzers erklärt.
Unzählige Singles und diverse Alben pflastern seinen Weg, durchgehend klingen diese nach digitalem Festival-Tech-House, den mehr oder minder subtile Trance-Einflüsse frisieren.
Seinen Sound bastelt er sich bereits in jungen Jahren zusammen. Die Zeit dazu hat Brejcha, weil ihn seine Klassenkamerad*innen aufgrund der Brandnarben meiden, die er sich 1988 beim Flugunglück auf der Air Base Ramstein nahe Kaiserslautern zuzieht – Kinder sind grausam.
Der junge Boris lernt Keyboard und Schlagzeug und schafft damit die Grundlagen für seine spätere Weltkarriere. Als Zünglein an der Waage fungiert eine CD der legendären niederländischen Hardcore-Party "Thunderdome".
Deren Exzesse in schwindelerregend hohen BPM-Bereichen, die sich, vom Kiefermahlen der holländischen Jugendlichen begleitet, in die Geschichtsbücher der elektronischen Musik hämmerten, sucht man in Brejchas Musik aber vergebens. Glatt produzierte Stampf-Beats wechseln sich bei ihm mit melodischen Passagen ab, Eskalation und emotionale Einkehr buhlen um die Wette. Zu seinen Tracks shuffelt eher der passionierte Turnbeutelträger, den es als Rave-Phänotyp noch gar nicht gibt, als ihn die Raveline 2007 zum "Ausnahmetalent" des Jahres kürt.
Ab diesem Zeitpunkt nimmt seine Karriere extrem an Fahrt auf: Veröffentlichungen auf der Mannheimer Institution Harthouse, die Gründung seines eigenen Labels Fcking Serious und schließlich die folgerichtige Punktlandung beim EDM-Giganten Ultra Music respektive Ultra Records. Gigs auf dem Tomorrowland, Awakenings und allen erdenklichen weiteren Massenspektakeln.
In kommerzieller Hinsicht macht Brejcha kaum jemand etwas vor. Der passionierte Maskenträger – mit seinen Brandnarben hat das nichts zu tun, zu einem dramaturgisch günstigen Zeitpunkt seiner Sets setzt er sie auch gerne einmal ab – hat ein Händchen für die große Geste.
Eines seiner Sets für den EDM-Boiler Room-Verschnitt "Cercle" avanciert zum erfolgreichsten der Plattform überhaupt und heimst auf YouTube über 20 Millionen Klicks ein. Auch seine Gefolgschaft auf den Social Media-Kanälen bewegt sich in siebenstelligen Sphären, ähnlich wie die von Masken-Kollege Claptone übrigens – die Leute lieben Mystik.
Trotzdem lässt es sich der Überflieger nicht nehmen, in seiner Heimat Shows zu spielen, um mit intimen Settings die Bodenhaftung nicht zu verlieren. Das kann angesichts der Massen, die vor allem in Südamerika, aber auch auf dem ganzen Globus zu seinen Auftritten pilgern, nämlich leicht passieren.
Auch eine weitere Faustregel im DJ-Jetset blieb ihm nicht verborgen: Übertreibs nicht! "Ich trete aktuell etwas kürzer, damit ich weiterhin Spaß an der Sache habe", sagt er im Sommer 2018 Der Rheinpfalz.
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