Porträt

laut.de-Biographie

Brado

"Ich bin der Sohn meines Vaters. Und mein Vater hat mir Respekt beigebracht. Ich bleibe auf dem Boden. Ich ändere mich nicht, egal, wie viel ich hab', egal, wie viel ich noch kriegen werde." In einem prahlerischen Genre tritt Brado mit wohltuender Demut auf. Um die Jahrtausendwende wird er als Dogan Bayram geboren. Im hessischen Rüsselsheim wächst er in direkter Nachbarschaft von Mero auf. Seit mehreren Generationen verbindet die beiden Familien eine Freundschaft. So treten auch die beiden angehenden Rapper in den unruhigen Gewässern der Musikindustrie als Team auf.

Brado - DB1 Aktuelles Album
Brado DB1
Zwischen Unterhaltung und Unterwerfung.

Die Musik von Azad, Celo & Abdi, Olexesh und vor allem Xatar prägen Brados Jugend. "Ich kannte jeden seiner Songs auswendig", zeigt er sich auch Jahre später beeindruckt vom Bonner Rapper. Doch auch 50 Cent und Tupac aus Übersee, kurdische Musik oder Samra, Haze, SSIO und Rin hebt er hervor. Eine besondere Vorliebe hat er trotz vorhandener Sprachbarrieren für französischen Rap. So schwärmt er von Künstlern wie Sexion d'Assaut, Maitre Gims, Jul, Ninho oder Niska. Mit etwa zwölf Jahren beginnt er mithilfe von Xatars Texten an seiner eigenen Rap-Technik zu feilen.

"Bin ich lyrisch überhaupt stark genug, um Texte zu schreiben?", fragt er sich anfangs selbstkritisch. Noch größere Sorgen bereitet ihm die Vorstellung wie seine Familie auf seine Rap-Versuche reagieren könnte. Während sein Jugendfreund bereits Erfolge mit seinen Handyvideos einfährt, hält sich Brado noch zurück. Doch seine Befürchtungen zerstreuen sich, wie er TV Strassensound gesteht, als er aus seinem Umfeld ausschließlich Bestätigung erfährt: "Danach jeden zweiten Tag ein Bild posten, jeden Tag Stories und alle zwei Wochen ein Handyvideo raushauen. Das war unsere Arbeit."

Trotz seines Enthusiasmus hält ihn die Familie dazu an, eine Ausbildung zu absolvieren. Das Opel-Werk seiner Heimatstadt diente bereits seinem türkischen Großvater und seinem Vater als Brötchengeber. Folgerichtig beginnen Mero und Brado dort gemeinsam ihre Ausbildung zum Bandarbeiter. Obwohl ihm der Fahrzeughersteller "am Herzen" liege, lässt sich die Arbeit in Rüsselsheim nicht in der gewünschten Form mit der Musikkarriere vereinbaren. Nachdem auffliegt, dass er trotz Krankschreibung Videos aus Barcelona gepostet hat, bricht er die Ausbildung ab.

2019 tritt er auf dem Höhepunkt des Hypes um Mero als einziger Gast auf "Ya Hero Ya Mero" auf. Auch ohne Musikvideo macht sich die Kollaboration "Träume Werden Wahr" selbstständig und avanciert zu einem Top-10-Hit. Für das zweite Album "Unikat" des Künstlers von Groove Attack TraX entsteht "Olé Olé", das sich kommerziell ebenfalls ordentlich schlägt. Brado sitzt mittlerweile auch vertraglich fest im Sattel. Ein Joint Venture zwischen Universal Music und Alles oder Nix Records kümmert sich um die geschäftlichen Angelegenheiten des Rüsselsheimers.

Im Herbst 2019 begleitet er die erste Solotournee von Mero. Als besonders erinnerungswürdig beschreibt er rückblickend eine Bombendrohung in Ludwigsburg, die sich später als haltlos erweist. "Wir haben Gott sei Dank 80 % der Show hinter uns gehabt. Der Xa hat uns einfach beide gepackt", berichtet er gegenüber TV Strassensound wie sein Chef ihn beherzt von der Bühne befördert hat. Brado lässt sich durch den "Kinderstreich" nicht beirren. Noch während der Tournee erscheint mit "Steige Ein" das erste Video seines kommenden Soloalbums.

Für seine zweite Single "Kafa Leyla" schnappt sich der Rapper erneut Erfolgsgarant Mero. In Tunesien entsteht das dazugehörige Video, das in knapp vier Monaten um die 30 Millionen Klicks auf Youtube einfährt. Es folgen die Auskopplungen "Money", "Ich Pass Auf" mit Mel sowie "Wie Ein Präsident" mit Ramo, bevor im Februar 2020 sein Debütalbum "DB1" erscheint. Auch wenn Brados kommendem Höhenflug damit nichts im Wege stehen dürfte, pocht er weiterhin darauf, die Bodenhaftung zu wahren: "Ich bin und bleibe der Sohn meines Vaters. Wer fliegt, fällt tief."

Doch Brado fällt tatsächlich. Seine Instagram-Seite verschwindet ebenso wie er selbst über ein Jahr lang völlig aus der Öffentlichkeit. "Meine Freunde wurden Feinde auf dem Weg nach oben", erklärt er im Sommer 2021 in seiner Comeback-Single "Schattenseite". Die Geschäftsbeziehung zu Xatar ist zu diesem Zeitpunkt bereits Geschichte. Mittlerweile greift ihm der Schweizer Vertrieb iGroove unter die Arme. Dort erscheint auch der Song "Lass Los", der das vorerst letzte Lebenszeichen bleibt. Der Rüsselsheimer würgt den Neustart ab und taucht für weitere eineinhalb Jahre ab.

2023 meldet sich der Rapper mit einem Livestream über Instagram zurück. Darin verkündet er das Ende seiner musikalischen Laufbahn. Er habe "viel mit Depressionen gekämpft" sowie private und berufliche Weggefährten verloren. Zudem hebt er hervor, wie bedeutend die Religion mittlerweile für ihn sei. Ein prominenter Prediger habe ihm die Augen geöffnet. "Rapper und Musiker sind die Feinde von Allah", zitiert hiphop.de seine grenzwertig klingende Erweckung. "Ich freue mich, dass Rap nicht geklappt hat. Hamdulillah, dass ich mit Rap nichts erreicht habe."

Alben

Brado - DB1: Album-Cover
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2020 DB1

Kritik von Dominik Lippe

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