laut.de-Kritik
Hier darf auch einfach mal nur gerockt werden.
Review von Michael EdeleKann es sein, dass das letzte Album "Cultura" gar nicht in Deutschland veröffentlich wurde? Zumindest hat es seinen Weg nicht bis zu mir auf den Schreibtisch gefunden. Angesichts der Tatsache, dass das Debüt ordentlich und das nun vorliegende "In My Blood" außergewöhnlich gut ist, ein etwas bedauerlicher Umstand.
Einer Band wie System Of A Down musste ich immer zugute halten, dass es sich dabei um verdammt gute Musiker handelt, die mit interessanten (in diesem Fall Armenischen) Skalen arbeiten, im Ganzen aber viel zu stressig und auf Dauer nervig sind. Dieser negative Aspekt taucht bei den aus Gibraltar stammenden Breed 77 zum Glück nicht auf. Anstatt auf Teufel komm raus irgendwelche wirren Skalen und Melodien mit möglichst abgedrehtem Gesang zu verzapfen, steht der Song im Vordergrund. Hier darf auch gerne einfach mal nur gerockt werden.
Ok, bei "Petroleo (You Will Be King)" geht es direkt mit Flamenco-Rhythmen und entsprechenden Melodien los, doch Sänger Paul setzt inzwischen zu 100% auf seine klare Singstimme, was absolut begrüßenswert ist. Eine kräftige Prise Orient erklingt bei Nummern wie dem kurzen Intermezzo "Viento De Lavante", mit Abstrichen dem direkt darin übergehenden "Blind" sowie dem mit diversen Ill Nino-Parallelen gespickte "Remember That Day", oder "The Game".
Dem stehen Songs wie das durch den Wechsel zwischen düsterer und warmer Ausstrahlung sehr an Suburban Tribe erinnernde "Empty Words" oder "Blind" gegenüber. Letzteres könnte ebenfalls von den verrückten Finnen stammen. Auch in Sachen Balladen sind die Herren keine Unbedarften. "Look At Me Now" erinnert nicht nur musikalisch immer wieder an so manche Großtat von Savatage, Paul kommt in einigen Momenten fast schon an den Mountain King heran.
"So You Know" rockt einfach sauber und mit vielen Akustikgitarren nach vorne weg. Der Drive den die Single "Alive" verbreitet, geht ebenfalls ohne Umwege in die Beine. "Libertad" hat eine kräftige System Of A Down-Schlagseite und geht mir bei aller Güte auch ein wenig auf die Nerven, doch das abschließende "Tears" stimmt da schon wieder versöhnlich, selbst wenn sie mit den an Pink Floyd erinnernden Backgroundchören vielleicht ein wenig über's Ziel hinaus schießen.
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