laut.de-Kritik
Western, Blues, Surf und Rock'n'Roll mit derben Lyrics.
Review von Daniel StraubDer Mann hat so Einiges bewegt in den vergangenen zwanzig Jahren. In den 80ern stieß er mit seiner Formation Stray Cats das Rockabilly-Revival an. Zehn Jahre danach tritt er mit einer Big Band im Rücken auf und erntet dafür eine Auszeichnung nach der anderen. Nun hat sich Setzer zwei Musiker geschnappt, ins Studio zurückgezogen und mit "Nitro Burnin' Funny Daddy" sein nach eigener Auskunft persönlichstes Album eingespielt. Zu hören jedenfalls ist eine Platte, die nirgends lange verweilt, Western, Surf, Rockabilly, Blues, Rock'n'Roll und was weiß ich noch alles unter einen Hut zu bekommen sucht.
Gleich zu Beginn huldigt Setzer mit "Sixty Years" zwei vermeintlich schon 60 Jahre alten Freunden, die beide erst kürzlich das Zeitliche segneten: Joey Ramone, der mit wildem Pilzkopf und "Hey Ho, Let's Go"-Rufen Mitte der 70er eine musikalische Revolution lostrat, und Joe Strummer, der dem neuen Sound mit Songs wie "White Riot" eine unverkennbar politische Dimension zur Seite stellte. Von punkigem 70er Jahre Drive hört man bei Setzer indes nicht viel. "Sixty Years" mit seinen bluesigen Rockriffs dreht die Zeituhr statt dessen mühelos bis in die 40er zurück.
Den Punk lässt Setzer zwar nicht mit sägenden Riffs und straighten Drumsounds aufleben, dafür nähert er sich den wilden 70er Jahren auf Vocalebene mit teilweise derben Lyrics an. Bestes Beispiel für die neue Frechheit auf "Nitro Burnin' Funny Daddy" sind Songs im Stile von "Drink Whiskey & Shut Up", die an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig lassen. Zudem kommt man solch lieb verpackten Aufforderungen gerne nach. Danach probiert sich Setzer noch an banjo-geschwängerten Westerntracks ("When The Bells Don't Chime") genauso wie an religiös aufgeladenen Balladen ("St. Jude").
Wer sich für "Nitro Burnin' Funny Daddy" entscheidet, sollte seine Scheuklappen vorher ablegen, sonst hält sich der Spaß mit dieser Platte schwer in Grenzen. Man muss schon Lust haben, sich auf Brian Setzer Experimentierfeld einzulassen, sonst wird die CD zum verwirrend geknüpften Fleckenteppich.
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