laut.de-Kritik
Der neue Trentemöller?
Review von Daniel StraubSchaut man sich das diesjährige Line-Up großer Festivals wie Time Warp, Mayday oder Nature One an, man würde nicht unbedingt vermuten, dass wir aktuell das Jahr 2012 schreiben. Ganz oben stehen Namen wie Paul Van Dyk, Sven Väth, Chris Liebing, Carl Cox, Richie Hawtin und Adam Beyer. Alles DJs, die auch schon vor knapp 20 Jahren die großen Raves bespielt haben. Manchmal scheint es so, als sei der ewig jugendlichen Techno-Bewegung der Nachwuchs abhanden gekommen. Umso erfrischender sind die Tracks, die Christian Löffler auf seinem Debütalbum "A Forest" versammelt.
Schließlich handelt es sich bei dem Norddeutschen um einen Vertreter einer neuen Generation von Techno-Produzenten aus Deutschland. Neben Löffler und seinen Kollegen vom Label Ki Records kann man auch Edward, Daniel Offermann und die übrigen auf White veröffentlichenden Produzenten dazu rechnen. Außer ihrem Alter verbindet sie wenig. Gemeinsam ist ihnen jedoch, dass sie ihr musikalisches Glück im Rückzug, in der selbstgewählten Einsamkeit suchen. Edward hat sich für die Arbeit an seinem Album "Teupitz" ins Berliner Umland zurückgezogen.
Löffler wählt für seinen Erstling "A Forest" eine ähnliche Herangehensweise. Er zieht sich für drei Monate in die Nähe von Usedom zurück. Wichtigster Sinneseindruck beim Blick aus dem Fenster: Der ihn umgebende Wald. Ihm verdankt Löffler den Titel seines Erstlings und nicht etwa, wie manch kundiger Leser vermuten mag, den Herren Mathieu Hartley, Laurence Tolhurst, Simon Gallup und Robert Smith, die 1980 einen meisterlichen Song gleichen Titels veröffentlichten. Gewisse, höchstwahrscheinlich unbeabsichtigte Parallelen zu The Cure lassen sich auch jenseits des Titels finden.
Diese beginnen etwa bei der dezent dunklen Stimmung, die Löffler als atmosphärischen Grundton wählt. Aus ihr spricht der künstlerische Einzelgänger, der die Zurückgezogenheit sucht, um sich frei ausdrücken zu können. Im besten Fall führt das zu so schönen Stücken wie "Blind" und "Feelharmonia", bei dem die dänische Sängerin Gry Bagoien ins Mikrofon haucht. Die Gemeinsamkeiten mit The Cure zeigen sich auch in einer ganz ähnlichen Arbeitsweise. DIY ist in beiden Fällen von "A Forest" der Weg, der zum Ziel führt.
Löfflers Produktion wirkt zwar spontan und handgemacht, holt aber leider nicht immer das Optimum aus dem Sound heraus. Ansonsten wäre der Vergleich mit Anders Trentemöller sicherlich nicht zu hoch gegriffen. Der huldigte auf dem Cover seines Erstlings "The Last Resort" ebenfalls dem Wald und prägte musikalisch jene Fußstapfen, auf denen Christian Löffler nun wandert.
2 Kommentare
4.5 / 5 von resident advisor. muss ich mal näher unter die lupe nehmen.
schadet nicht...:)