laut.de-Kritik
Zärtliche Melancholie kitzelt am Zwerchfell.
Review von Alexander CordasBen Sharp wieder! Seit seiner Liasion mit den Prog-Kumpels von Intronaut, die ihn tatsächlich auf eine real existierende Bühne brachte, kehrte der Selfmade-Musiker wieder in seine Bude zurück, um dem ganzen Tamtam den Rücken zu kehren. So erklärte er, dass sein neuester Streich "Woum" nicht mehr physisch erhältlich sein werde, da ihm das Generve mit Presswerken und dem Verschicken der LPs und CDs zu sehr vom Eigentlichen abhalte: "Making vinyl is a tremendous pain in the ass."
Jetzt also "Woum". Sieben Songs, die zusammen auf eine Spielzeit von 25 Minuten kommen. Der Grundtenor der Tracks ist wieder etwas gediegener. Eine Wall Of Sound gibt es nicht zu bestaunen, der Tonus der Songs klingt nach einem etwas spackigeren "Let Yourself Be Huge".
Heuer kehrt Ben seine angejazztere Seite hervor, experimentiert verstärkt mit Reverb und legt zig unverzerrte Gitarrenspuren über, auf- und nebeneinander. Das kitzelt mitunter, wie beim verspielten "Trim Splint", am Zwerchfell. Die Melodielinien bergen wieder diese zärtliche Melancholie, die seinen ruhigeren Stücken stets eigen zu sein scheint.
Die Bedeutung der einzelnen Songtitel darf man sich gerne aus der Fantasie zusammenstückeln, hinter dem Albumtitel steckt indes etwas mit Hand und Fuß. "Woum" steht für das Akronym für whats on your mind.
Das Coverartwork stammt diesmal nicht von einem befreundeten Grafiker, sondern aus der Hand seiner ihm angetrauten Gattin Alyssa. Ob und wie das private Glück in den Sound der sieben Songs einfließt, möge jeder selbst heraushören. Allzu negativ dürfte das letzte Jahr aber nicht ausgefallen sein, klänge der Sound in diesem Fall vermutlich doch etwas abseitiger.
Speziell das etwas ausufernde "Plurals" gefällt ungemein, auch wenn der Song keinen erkennbaren Pfad vorgibt. Ben lässt vielmehr die Zügel schleifen und folgt der Musik, die ihn mal hierhin, mal dorthin führt. Dass Sharp Plattenaufnahmen dann doch nicht ganz so ernst nimmt wie Leute, die damit ihre Brötchen verdienen, merkt man den sieben Tracks ab und zu an.
Das erwähnte "Plurals" endet nach einem hübschen Melodie-Marathon mit saftlosen Beats abrupt: Das passt nicht so recht ins Bild. "Threaded" und "Intro To Woum" sind eher skizzenhafter Natur, das abschließende "Mou", rückwärts geloopter Firlefanz aus der Akustischen, ergibt vorwärts abgespielt auch nicht allzu viel Sinn. Da Herr Clodkicker seine Musik aber nach wie vor als Hobby betrachtet, sei ihm dieser Spleen gegönnt.
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