laut.de-Kritik
Bremspedal? Ausgebaut.
Review von Eberhard Dobler"Earth Rocker" geht als schnellste Langrille in die Banddiskografie ein: Clutch brettern vom Opener weg betont hart, kompakt und straight nach vorne. Kaum eine Nummer des zehnten Studiowerks tritt auf die Bremse. Weder der Titeltrack noch die toughe Abmosh-Single "Crucial Velocity" oder der Arschwackler "Mr. Freedom": knallende Grooves, drückende Riffs und verzerrte Gitarrensoli allenthalben. Erst der langsame Akustikblues "Gone Cold" fährt als einziger Song der Platte die Regler runter.
Danach gibt sich der Vierer aus Germantown, Maryland wieder dem selbst auferlegten Fahrplan hin: Hardrock und Blues als massiv schepperndes Brett formuliert! Beim fast-AC/DC-Riff des fetten "Cyborg, Bette" passt kaum mehr ein Blatt Papier zwischen Band und treue Fangemeinde. Und Letztere liebt die Amis gerade dafür, dass sie in der Regel live noch einen draufsetzen.
Mit dynamischem Spiel halten es Clutch weniger. Der Vierer errichtet lieber ein beständiges Bollwerk. Wenn, dann setzt das ein oder andere Saiteninstrument mal für ein paar Takte aus, nur um wenig später den nächsten Punch zu setzen. Dazu haben Clutch dicke Refrains zur Hand, etwa beim harten Shuffle "Oh, Isabella".
Dass Neil Fallons brummendes, mitunter exaltiertes Organ den typischen Clutch-Sound besonders prägt, wird bei jeder Nummer deutlich - mit der Stimme kann im hart rockenden Biz eigentlich wenig schief gehen. Jean-Paul Gasters Drums böllern dazu knackig in den Vordergrund gemischt, während man Dan Maines' Bass weit weniger bemerkt.
Maines teilt meist das Schicksal nicht weniger Bassisten - von "Cyborg, Bette" oder "Oh Isabella" mal abgesehen: Man nähme ihren Beitrag im Vergleich zu bratzenden Gitarren und lärmenden Drums erst so richtig wahr, wenn er fehlen würde.
Mit u.a. Motörhead waren Clutch auf Tour, als die ersten "Earth Rocker"-Songs entstanden, das passt zusammen. Rauer und direkter R'n'R waren diesmal wichtiger als der Blues des Vorgängers "Strange Cousins From The West".
4 Kommentare
Sehr zum Empfehlen! Clutch schaffen eben es die Stoner-Rock-Sau bluesgeschwängert catchy durchs erdige Hardrock-Village zu treiben!
Hatte nach der "Strange cousins from the west" echt etwas Angst, dass sie ihr Feuerwerk abgebrannt hätten. Die war ja nicht so spannend, nicht nur, weil sie verhältnismäßig langsam war.
Hab auch zuerst gedacht, die Earth-Rocker wär dann nur Geschrammel. Aber sie gewinnt mit jedem Hördurchgang. Und die Texte sind teilweise so geil
Eeeeeearth Roooooockerr. Sie können es wieder!
"fast-AC/DC-Riff" der Herr Dobler traut sich was, die Stadiumrock-Mainstream-Marionetten mit den bärtigen AlternativenBluesStonerClubRockSupraCoolGöttern zu vergleichen! Vorallem weil AC/DC schon lange nicht mehr solche schnellen Riffs mehr herstellt. Außerdem ist Cyborg Bette nun wirklich kein AC/DC artiger Track, vorallem weil der bestückt ist mit den typischen Autowah-Gitarren-Einlagen, vorallem das Drumming wäre viel zu kompliziert für Rudd und Konsorten was JP Gaster da abliefert!
Also das Album ist perfekt fürs Auto, da mag man vom Gas garnicht mehr runtergehn! Es spielt definitiv in der Liga von Blast Tyrant. Besonders seit diesem Album hat sich die Band dem Blues angefreundet, welches aber auch geile aber erheblich smoothere Alben geworden sind. Mit Earth Rocker ist aber die alte Blast-Power wieder zurück, die groovt und fetzt zugleich abgerundet mit Neil Fallons Megaröhre!