laut.de-Biographie
Conan Gray
Der Werdegang vom YouTuber zum Musiker muss normalisiert werden. Nicht, weil wir mehr YouTube-Musiker brauchen (wirklich nicht!), aber weil es ab einem gewissen Alter bald wohl unmöglich sein wird, dass Kids ohne zumindest einen Minecraft-Lets-Play-Kanal aufgewachsen sind. Conan Gray ist da zwar schon ein Schritt weiter, aber seine Geschichte beginnt ebenfalls online.
Als Kind einer japanischen Mutter und eines irischen Vaters wächst er zwischen den Vereinigten Staaten und Japan auf, wohnt mal in der Nähe von Austin, dann wieder in Hiroshima. Seine Familienverhältnisse zerrütten früh, sein Großvater stirbt an Krebs, seine Mutter zieht ihn und seine Schwester geschieden auf, immer wieder ziehen sie um. Konstanz findet Conan im digitalen Raum. Er hört Unmengen Songs von Taylor Swift, lebt auf Stan-Twitter und bewegt sich auf YouTube.
Dort wird der feminine Junge populärer, als er es sich in seinen Schulklassen je hätte vorstellen können. Er macht klassischen 2010er-YouTube-Content. Vlogs mit Ukulelenmusik und Draw My Life-Videos fehlen genauso wenig wie Einblicke ins Kinderzimmer und ins allgemeine Leben. Es gab eine ganze Menge Kids wie Conan, aber er ist einer der wenigen, die diese Aufmerksamkeit erfolgreich in eine Musikkarriere konvertieren.
"Idle Town" heißt die Nummer, die ihn 2017 aus den YouTube-Doldrums erlöst. Von hier an katapultiert er sich in die Wege der Bedroom-Pop-Artists, taucht erst einmal parallel zu Künstlern wie Clairo oder Girl In Red auf. Letztere nimmt ihn auch prompt mit auf Tour, als er 2018 seine erste EP "Sunset Season" nachlegt: Gen Z, wie sie leibt und lebt, wie er da seine Altersgenossen zusammenführen will.
Da überrascht es nicht, dass er schnell auch Anknüpfungspunkte mit den wachsenden Stars seiner Generation findet. Er freundet sich mit Billie Eilish an und arbeitet weiter im Dunstkreis der Post-Tumblr-Weirdo-Generation, nimmt zum Beispiel auch Benee und Bülow mit auf Tour. Die Sparte passt semi-gut, insgeheim scheint er schon hier eher in Richtung Popstar-Leben zu schielen. Beeinflusst von Lorde und Taylor Swift arbeitet er an weiteren Songs, bis 2020 sein Debütalbum "Kid Krow" erscheint.
Da stellt sich die Frage: Wie viel Prettyboy braucht es, bis sich der Pop-Erfolg von selbst einstellt? Auch, wenn das Label des Bedroom-Pops ihn noch vor den großen Ambitionen schützt, zeigen Viral-Hits wie "Maniac" oder "Wish You Were Sober", dass da doch ein Wunsch nach den großen Bühnen in Conan Gray steckt. Das Potential dafür hat er. Fragt sich nur, was es überhaupt bedeutet, ein Popstar zu sein, wenn dieser Junge erst am Ende seiner Zwanziger steht.