laut.de-Kritik
Powermetal aus Griechenland? Beim Zeus!
Review von Ulf KubankePowermetal aus Griechenland? Beim Zeus! Das klingt erst einmal wenig verheißungsvoll. Die Stilrichtung genießt in Metalkreisen ohnehin nicht gerade ungeteilten Respekt, gilt vielen als ein wenig leberwurstig, betulich. Und das Land der vielen Götter hat sich bislang - trotz großer Fanschar - auch nicht gerade als Talentschmiede für tolle Rockbands hervorgetan.
Doch jede Durststrecke hat ein Ende. Also bitte fort mit allen Vorurteilen und hinein ins sommerlich erfrischende Stahlbad der Crystal Tears. Wer die Band noch aus den Tagen des Debütalbums "Choirs Of Immortal" kennt und eher wenig schätzt, darf sich freuen. Der noch etwas tranige Erstling hat keine Spuren hinterlassen. Ebenso hat man kurzer Hand und zu Recht die kritisierte Sängerin Natasa Pandreia samt Kollegen Michael Glanias in die Wüste geschickt.
Mit dem neuen Frontman Ian Parry ist endlich ein echter Charismatiker mit Chakaterstimme und Kompositionstalent ins Haus der Tränen gezogen. Der ehemalige Elegy Shouter und vielfache Gastvokalist (u.a. Ayeron) ist eine dieser klassischen Rockstimmen, die von AOR bis hin zu rauem Speed alles bringen können, deren Klang man nicht einfach vergisst.
Ohnehin: Wer den optisch immer ein wenig an eine Heavy Metal-Ausgabe von Willem Dafoe erinnernden Parry kennt, wird überrascht sein. Derartig heavy und räudig hat man den Holländer bisher weder solo noch in seinen Bandprojekten gehört.
"Inner Spirit", "Predators" und "Nightmare Serenade" entfalten echte Hitqualitäten. Die Melodieführung erinnert dabei ein wenig an eine Art Powermetal-Variante von Magnum.
"Rock Until We Fall" bediehnt sich musikalisch wie gesanglich eines munteren Priest-Streiflichts à la "Painkiller". Hierbei achten die Tears dennoch darauf, es beim leichten Zitat zu belassen.
Höhepunkt der Platte ist aber definitiv das atmosphärische "Crystal Tears". Die Wirkung von Parrys Gesang entfaltet sich einfach noch einmal doppelt so gut, wenn man ihm zwischendrin ein wenig Midtempo oder balladenhaft ruhige Passagen gönnt.
Und hier liegt auch der einzige Kritikpunkt. Bei allem Melodiereichtum wäre es noch wirkungsvoller, nicht ständig auf das Gaspedal zu treten. Gesteigerte Variabilität verhindert Hörermüdung. Dennoch: Für mich die beste Powermetalscheibe des nicht mehr ganz so jungen Jahres.
5 Kommentare
Bands bei denen Ian Parry mitmachte haben mir noch nie gefallen. Nichts gegen AOR, aber gerade Parry hat diesbezüglich so ein passendes, stilprägendes Organ, dass man selbst bei Black Metal mit ihm denken könnte, man würde gerade Journey, Asia oder Toto hören. Elegy war schon ziemlich eintönig, sein Consurtium Projekt brauch auch kein Mensch. Power Metal aus Griechenland gibt es mehr als man denkt: Inner Wish sind z.B. keine Unbekannten in der Szene mehr. Wenn es dann Power Metal sein soll, dann lieber aus Italien (Labyrinth....weitere Acts aber auch nur bedingt) oder Spanien (Tierra Santa haben es endlich verdient ihren Geheimtipp Status zu verlieren). Und v.a. NICHTS mit Ian Parry.
tierra santa machen in der tat viel spaß. aber wenn wir ehrlich sind, klingen die auch immer etwas wie ne mischung aus heroes del silencio und maiden
Naja, damals haben die sogar mehr nach Maiden geklungen als Maiden selbst. Dann kam die Welle an spanischsprachigen Metalacts: Mägo De Oz wurden GANZ groß, verschiedene "italienische" Bands, nur aus Spanien... Tierra Santa bringen jetzt übrigens ihre erste Biographie raus, vorerst leider nur auf spanisch. Prinzipiell ist mir übrigens aufgefallen, dass laut.de ein sehr begrenztes Angebot an aktuellen Power Metal Shit hat. Woran liegt das eigentlich? Aus Erfahrung (war selbst Rezensent in einem Spartenmagazin) weiß ich, dass die Vertriebe (piratesmiles, spv/insideout, metal heaven, etc.) ihre promos OHNE ENDE an den Mann bringen wollen. Da finde ich es komisch, dass ein Crystal Tears rezensiert wird, ein Labyrinth oder Dark Moor unbeachtet bleiben.
na, dann weißt du ja, wie das mt den wegen des herrn ist.
mago de oz haben wir übrigens auch gemacht. diese mischung aus jukebox hardrock und echtem folk hat mir sehr gut gefallen.
Mägo sind schon ziemlich toll. Für mich der beste Folk Metal neben den alten und mittelalten (Achtung, doofes Wortspiel) Skyclad. Letztens ist der dritte Teil ihres Gaia Zyklus rausgekommen, der wieder einmal in Form eines Doppelalbums die Megalomanie der Produktivität der Spanier zeigt. Ist mir teilweise sogar schon etwas over the top, aber professionell und qualitativ hochwertig. Mägo sind letztendlich eine Band, die ein gesetztes Niveau halten ohne nach oben oder unten zu rutschen. Spanien konnte sich jedenfalls im letzten Jahrzehnt zu einem Geheimtipp für guten Metal etablieren.