laut.de-Kritik
Tief und langsam, mit 8 Km/h um den Block.
Review von Thomas HaasAusufernder Graskonsum soll ja chronische Lustlosigkeit zur Folge haben. Wenn so die Regel lautet, trägt die Ausnahme einen Namen: Curren$y. Allein schon die Diskographie der Jahre 2014/15 dürfte dafür Beweis genug sein: ein Album, fünf Mixtapes, diverse Kollabomixtapes mit seiner Jet Life-Crew und zum krönenden Abschluss nun also "Canal Street Confidential", die zweite Studioplatte binnen eines Kalenderjahres.
Ein zweite, allerorts respektierte Regel lautet in etwa: hoher Output und miese Qualität gehen früher oder später zwangsläufig Hand in Hand. Doch auch hier scheint Curren$y etwas falsch verstanden zu haben: nicht umsonst hat Kollege Johannesberg im Herbst letzten Jahren das umtriebige Schaffen des Spittas mit Platz 1 in seiner Kolumne gewürdigt. Nichtsdestotrotz wird der New Orleans-Native ein Etikett nicht los: das als ewiger Geheimtipp, Untergrund-Ikone und irgendwie auch real gebliebener Wiz Khalifa.
"Canal Street Confidential" soll damit aber nun ein für alle Mal Schluss machen. Transparent wie TTIP-Verhandlungen (oder habe ich da gerade etwas verwechselt) gibt Curren$y bezüglich der Ausrichtung der Platte zu Protokoll: "CSC is on a certain playing field with other artists who seem mainstream". Doch schielt "CSC" zwar ganz bewusst Richtung Radio-Airplay, bleibt sich hinsichtlich der ureigenen Gesinnung Curren$ys jedoch treu.
Will heißen: Weed, Frauen und Lowrider decken wie gewohnt das nahezu gesamte Themenspektrum des Spittas. Der größte "Aufreger" des Albums dürfte demzufolge wohl "Bottom Of The Bottle" sein, die arg versexte und stellenweise auch schleimige Lead-Single, die sich trotz (und daran gewöhnt man sich in letzter Zeit mit Freude vermehrt) starkem Weezy-Part ein wenig in der Belanglosigkeit DJ Khaled'scher Schnulz-Produktionen verliert. Besser schon funktioniert das Zusammenspiel mit Langzeit-Homie Wiz Khalifa auf "Winning": "Roll one up for them haters/ I'm just counting my paper".
Soundtechnisch findet Hauptproduzent Purps aus L.A. den schmalen Grat zwischen nonchalanten Stonertunes, schweren Cloud-Anleihen und bouncigem Westcoast-Flavor. Ihren Höhepunkt findet besagte Kombination auf der obligatorischen Lowrider-Hymne "Cruzin ...", auf der sich die surrenden Synthies mit den schier hypnotisch-entspannenden Raps zusammentun: "Cruzin down the street, real slow/ Rolex hangin‘ out the window".
Mindestens erwähnenswert ist auch die Kollaboration dem Mann der Stunde Future auf dem Opener "Drive By". Wuchtige Drums, satte Bassline, darüber ein paar OG-Lines gelegt und fertig ist der düstere Auftakt einer durchaus hörenswerten Platte. Der einzige Wermutstropfen kommt nur durch einen nostalgischen Blick in die Vergangenheit auf die Rechnung. Zwar schlägt sich Curren$y souverän auf zeitgeistigem Sound. Doof nur, wenn man mit Alchemist bereits vor vier Jahren eines der besten Smokeralben der jüngeren Zeitrechnung aufgenommen hat.
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