David Byrne - " Look Into The Eyeball"

Als Jugendlicher war David Byrne unschlüssig. Sollte er nun Künstler oder Wissenschaftler werden? Hört man seine Platten, könnte man auf die Idee kommen, dass er heute beides ist. Klar, der ehemalige Frontmann der Talking Heads ist Musiker. Aber Byrne geht an seinen Job fast wissenschaftlich heran. Ein Ziel: der perfekte Pop-Song nach Byrnescher Definition. Dafür werden unterschiedliche Kombinationen ausgetestet. Auf seinem mittlerweile elften Solo-Album kreuzt Byrne sein Popverständnis mit Klassik, Percussion, Sample-Sequenzen und auch dancy Beats.

Das Ergebnis ist ein abwechslungsreiches Album mit schönen Popsongs und schrägen Tracks zum Tanzen und Zuhören. Seine Emotionen hält Byrne am liebsten unter Kontrolle. Eine Tatsache, die man den Stücken, die oft mit Streichern und latinesker Percussion unterlegt sind, anhört. Zuckersüße Songs werden stets distanziert und elegant ausgeführt. Sie verbleiben so in einer musikalischen Grauzone zwischen Emotion und Verstand, wie man dem genialen Popsong "Like Humans Do" anmerkt.

Zur Kategorie der schönen Songs gehören "The Revolution", das Max Raabe und sein Orchester ohne Probleme in ihr Repertoire aufnehmen könnten oder das rhythmusbetonte "The Great Intoxication". "The Accident" ist eigentlich ein Klassik-Stück. Easy Listening gibt's mit dem funkigen "Neighborhood". Weniger massentauglich, dafür cool kommt "Broken Things", einer der besten Tracks, und das orientalisch stampfende "The Moment Of Conception" daher. "Everyone's In Love With You" schmeichelt dann den Ohren noch einmal mit eingängiger Gesangs-Hookline.

Auch wenn man Byrne auf seine Talking Heads-Vergangenheit lieber nicht anspricht, kann der Sänger aus seiner Haut natürlich nicht heraus und erinnert in nicht wenigen Melodiebögen an eben jene Combo. "Look Into The Eyeball" ist trotzdem gelungen und könnte sowohl Kopf- wie Körperarbeiter ansprechen.