laut.de-Kritik

Folkrock mit 'Kick-Ass'-Einfluss.

Review von

Der Titel von David Grays elftem Album "Gold In A Brass Age" stammt aus Raymond Carvers Kurzgeschichte "Blackbird Pie". Darin erhält der Protagonist einen Brief mit dem Scheidungswunsch seiner Frau. Während sich der Mann noch einredet, die Schrift stamme nicht von ihr, wissen die Leser_innen längst Bescheid. Die unglückliche Hauptfigur steuert auf eine Veränderung zu, die sie sich früher oder später eingestehen muss.

Gray hat verstanden, dass Veränderungen zum Leben gehören. "I kept it bottled up too long / Don’t ask me where the time has gone", singt er im Opener "The Sapling". Und weil dieses Problem fast alle Menschen kennen, die noch im alten Jahrtausend geboren wurden, unterstützt ihn ein Chor stellvertretend mit der Zeile "I know that feeling too". Da dazu besser Akustik statt Uptempo passt, pendelt sich die Stimmung der elf Stücke zwischen melancholisch und vorsichtig euphorisch ein.

Trotz eines Lebensalters von 50 Jahren, von denen er mehr als die Hälfte professionell musizierte, verpasst Gray seinem Sound eine leichte Frischzellenkur. "Gold In A Brass Age" setzt verstärkt auf elektronische Elemente. Den gelegentlichen Einsatz von Drum-Computern kennen Langzeithörer_innen bereits. Stimmverzerrer wie in "Furthering" sind dagegen neu. Das Etikett Folktronica steht dem Briten besser denn je.

Mehrstimmiger Gesang, Horn, Piano und Saxophon – auch neben den synthetischen Stilmitteln passiert auf "Gold In A Brass Age" jede Menge. Anders als auf den Vorgängern ordnen sich Arrangement und Rhythmus jedoch häufig dem Text unter. Intensiviert wird dieser Eindruck durch die Nutzung von digital erzeugten Sound-Loops, die einen Schreibprozess ähnlich wie im Hip-Hop vermuten lassen.

Grays Stimme klingt zurückhaltender als sonst – in "Watching The Waves" fast schon mut- und kraftlos: "I gave it all I could give / I took that ghost for my bride / Went day by day trying to live / With my heart on the outside". Eindeutig formuliert Gray seine Gedanken im Laufe der 46 Minuten selten. Statt wie in früheren Songs Geschichten zu erzählen, setzt er auf kryptische Texte, die – ähnlich wie Carvers Kurzgeschichte – Interpretationsraum lassen.

Produziert wurde "Gold In A Brass Age" vom Sohn des "Kick-Ass"- und "Sucker Punch"-Komponisten Marius De Vries. Wie viel Einfluss dessen Popkulturschaffen auf Grays Platte hatte, ist nicht bekannt. Gut tat ihm die Zusammenarbeit in jedem Falle. Dank moderner und abwechslungsreicher Ansätze schlägt Gray erfolgreich ein neues musikalisches Kapitel auf.

Trackliste

  1. 1. The Sapling
  2. 2. Gold In A Brass Age
  3. 3. Furthering
  4. 4. Ridiculous Heart
  5. 5. It's Late
  6. 6. A Tight Ship
  7. 7. Watching The Waves
  8. 8. Hall Of Mirrors
  9. 9. Hurricane Season
  10. 10. Mallory
  11. 11. If 8 Were 9

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