laut.de-Kritik
Lieblingslieder live, rockig, stellenweise schnauzbärtig.
Review von Rainer HenzeWichtig ist auf der Bühne: Zehn Jahre nach "Wichtig", dem Debüt der Sterne, schenkt sich die Band zum Jubiläum ein Live-Album, das gleichzeitig als Best-Of-Sammlung dienen soll. Und umgekehrt. Hohe Ansprüche wecken hohe Erwartungen: Erleben wir das "Stop Making Sense" der Hamburger Schule?
Zumindest die Abiturienten-Presse schwurbelt schon von "Platte des Monats", tut gerade so, als sei das Mitschneiden von Konzerten eine brandneue Kunstform.
Ist es aber nicht. Es ist einfach Livemusik: Großartiges Dokument für jene, die dabei waren - zweifellos. Auch andere, die die Band kennen, mögen, vielleicht andernorts schon live erlebt haben, kommen auf ihre Kosten. Als "Best Of" jedoch, als Einstieg für Unkundige sind Live-Mitschnitte eher untauglich. Zumal man den Sternschen Soundkosmos hier auf Rocken reduziert. Was sich im Club-Kontext freilich gehört und Spaß bringt. Doch sind alle Songs straight nach vorne arrangiert, wirkt das auf Dauer etwas schnauzbärtig.
Selbst das bereits erwähnte Meisterwerk der Talking Heads funktioniert so richtig nur als Film. Ohne Optik verlieren auch Die Sterne. Von der Atmosphäre ganz zu schweigen. Man muss es halt "erlebt haben", wie auch 'Nicht mehr ganz Neu'-Keyboarder Richard von der Schulenburg gesteht. "Live-Platte" als Contradictio in adjecto?
Vielleicht hätte man wenigstens ein paar Video-Schnipsel als Bonus auf die CD packen oder gleich eine DVD daraus machen sollen. Trotzdem: dem Sterne-Freund ist diese völlig unnötige Platte ein feiner Luxus. "Sorglos", der aus nicht mehr nachvollziehbaren Gründen auf dem "Verschwende deine Jugend"-Soundtrack vertretene neue Song, geht prächtig nach vorne. Die Spiellaune der Band scheint ungebrochen, schräge Töne hier und da sind Programm.
Ein Fan-Produkt also. Und durchaus auch eine feine Zusammenstellung von Lieblingsliedern. Die kann der geneigte Sterne-Neuling ja als Bauanleitung für eine selbst zusammen gesaugte Mix-CD der Studio-Versionen verwenden. Doch, huch, das ist ja illegal! "Fickt das System" - aber nur mit Kopier-Verhütung.
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