laut.de-Kritik
Sie kloppen den Punk fast komplett in die Tonne.
Review von Alexander CordasEs gibt ja diese Theorie, nach der das kollektive menschliche Bewusstsein so tickt, dass es immer wieder Zeiten gibt, in denen wegweisende Erfindungen an mehreren Ecken der Welt gleichzeitig passieren. Man denke an Benz und Daimler, die in etwa zur selben Zeit das Töff entdeckten, oder Nikola Tesla und Thomas Alvar Edison mit ihren Wechsel- bzw. Gleichstromaggregaten.
Das auf Musik zu übertragen, ist nicht schwer. Punk und Metal standen sich ja Äonen lang spinnefeind gegenüber. In letzter Zeit nähern sich beide Lager aber an, eine zärtliche Liebesbeziehung scheint plötzlich möglich. Erst veröffentlichen die Ex-Spaßpunker von Sum 41 ein fast schon beängstigend gutes Stück Metal, und jetzt kommen auf einmal die Hosen hinter der längsten Theke der Welt hervor, kloppen den Punk fast komplett in die Tonne und warten mit Hartwurst-Riffs auf, die sich mit Ako Pads gewaschen haben.
Die Evolution vom Punk zum Rocker vollzieht "Zurück Zum Glück" in logischer Konsequenz. Die Toten Hosen führen fort, was sie mit "Unsterblich" und nicht zuletzt in ihrem "Auswärtsspiel" andeuteten. Die lyrische Selbstreflexion benutzt Campino immer wieder als stilistisches Ausdrucksmittel. Trotz Unterstützer Funny Van Dannen gleiten seine Ergüsse nicht in hochgestochene Intellektuellen-Gefilde ab; die Fans werden es ihm danken. Selbstzweifel, Liebeskummer und Wut sind die Emotionen, die die Musik beherrschen, und so nimmt es auch nicht Wunder, dass DTH nach über 20 Jahren Bandgeschichte bodenständiger denn je klingen.
Ob als Ausdruckmittel der hormonellen Verwirrungen nun Punk, Metal, simpler Rock, oder sogar Instrumente wie Cello und Geigen ("Die Behauptung") herhalten müssen, ist in erster Linie vollkommen egal. Zwei Dekaden unermüdlichen Songwritings lassen bei den Düsseldorfern keine großen Verschleißerscheinungen erkennen. Hymnen, schmissige Refrains und Singalongs prägen immer noch ihr Repertoire. Soll man ihnen etwa vorwerfen, dass sie in der Wahl ihrer Mittel etwas einfallsreicher geworden sind? Aber bitte doch! Die Ramones sind Geschichte, und Motörhead gibts eben nur einmal. Also danken wir den Toten Hosen für ein solides Album.
So halten es Campino und co. wie ihre Kollegen im Geiste und machen einfach das, was sie wollen: Metal. Aber halt! Machen, was man will, ist das nicht schon wieder Punk? Ach leckt mich doch!
100 Kommentare
hey leute was haltet ihr so vom neuen hosen album???
ich bin als treuer hosen-fan sehr enttäuscht worden!
nach so langer zeit hätte ich einges mehr erwartet!!!
gings euch genauso oder seid ihr vollauf begeistert?
am traurigsten ist wohl, das ich finde dass die ruhigen lieder "sehnsucht in dir" und "herz brennt" noch am besten gelungen sind!
was ist aus den krachern à la "Opelgang" geworden???
ich find sie recht gut. kann zwar nicht mit meiner lieblings-hosenscheibe opium fürs volk mithalten, aber passt schon.
Naja, kennst du von den Hosen eines, kennst du (fast) alle. :
Rasselbande unverschiebbar
Tja:rolleyes:
Tja