laut.de-Kritik
Vier Briten retten die Popmusik (mal wieder).
Review von Hannes WesselkämperDie Populärmusik ist mal wieder gerettet, und wieder tönt es aus den Gazetten: "All hail Britannia!" Vier ehemalige Kunsthochschüler aus Edinburgh finden im wuseligen Osten Londons den Nährboden für ihren von warmer Elektronik umgarnten Indie-Pop. In den Fußnoten von Django Djangos Debütalbum findet sich dabei eine ausladende Zitatesammlung aus dem Musikkosmos des 20. Jahrhunderts.
Bereits im Januar überschlugen sich die einschlägigen britischen Blätter angesichts der Veröffentlichung des Albums der vier schottischen Youngster. Die vorab erschienene Single "Default" verhieß polternden Kollagen-Pop zwischen uraltem R&B-Riff, waberndem Synthesizer und Schellenkranz. Diese Findigkeit im Umgang mit dem Mittel der Kollage ist selbst nur Zitat, denkt man an den vielseitig inspirierten Pop der Talking Heads oder, etwas aktueller, die Soundexperimente im Indie-Gewand von Yeasayer.
Zu Beginn des Albums leisten sich Django Django ein vor Selbstvertrauen strotzendes, langsam anschwellendes Intro in Form einer Synthie-Version Ennio Morricones – komplett mit Pfeifen. Die Drum-Rhythmen verdichten sich, der Synthesizer gewinnt an Dramatik, während man, einem Countdown gleich, in "Hail Bop" gesogen wird. Hier hält sich das dramatische Level kurz, nur um im Handumdrehen von der 80er Version eines Italo-Western auf reverbschwangeren Surf-Pop umzuschalten.
Wie ein Würfelbecher knallt das Album Versatzstücke auf den Tisch und deckt dann nach und nach neue Verbindungen untereinander auf. Von exotischen Rhythmen bei "Waveforms" und "Zumm Zumm", über akustischen Twee-Pop ("Hand Of Man") à la The Shins, zur hektischen Bonanza-Hymne "WOR" oder der bowieesken Art Pop-Miniaturoper "Skies Over Cairo".
Produzent und Drummer David Maclean zeichnet sich dabei als Bandleader aus und scheint auch verantwortlich für die Eingängigkeit der jungen Briten. Django Django verlieren selten den Bezug zum Pop, was an Macleans straighten und doch vielseitigen Percussion liegen mag. David ist der Bruder von Beta Band-Gitarrist John Maclean und scheint auch gerade dort eine reichhaltige Inspirationsquelle gefunden zu haben.
Die enorme Rhythmusgebundenheit der Tracks definiert einen Rahmen, der zur Überschaubarkeit genauso wie zum Mitwipp-Faktor des Albums beiträgt. So kommt es neben der beachtlichen handwerklichen Begabung des Quartetts zu einer Umsichtigkeit bei der Verbindung von mannigfaltigen Pop-Zitaten des 20. Jahrhunderts – ohne dabei weder Faden noch Dynamik zu verlieren.
Pop rettet sich also scheinbar selbst, er braucht lediglich solch begabte Kollagisten wie es Django Django sind. Dass solche Menschen nur aus dem Mutterland des Pop kommen können, versteht sich (für britische Zeitungen) scheinbar von selbst.
2 Kommentare
und außerdem eine der Lieblingsbands Karl Lagerfelds
Werden die von ihm angekleidet?