laut.de-Kritik

Die Erben von Tower Of Power.

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"Everybody clap your hands" - mit solchen Ansagen läuten Dumpstaphunk den Weg in ihre Welt der Vibes und sozialen Revolte ein. Die Gruppe aus New Orleans firmiert als politische Funk-Band, vielleicht gar als Erben Tower Of Powers mit Frischekick. "Where Do We Go From Here" ist ihr erster Longplayer auf dem europäischen Markt. Die Band existiert gleichwohl seit 2003.

"Make It After All" beeindruckt mit Wah-Wah-Solo, konterkariert durch ein sportlich hochfrequentes Keyboard. In "In Time" liefern sich Drums und Brass-Section ein Duell um die rhythmische Führung – ein klasse und potenter Track. Kein Wunder: Der Song spult zu Sly Stones "Fresh" zurück. Miles Davis soll den Titel begeistert fünf Mal hintereinander seiner Band vorgespielt haben. Brian Eno lobte am Original, dass sich ausgerechnet Bass und Bassdrum als wichtige Instrumente bei Sly & The Family Stone durchsetzten. Dumpstaphunk hingegen lassen Basstrommel und Elektroorgel erst mal miteinander ringen, bevor das Tenorsaxophon dominiert. Lustig auch, dass der Backing-Gesang anderthalb Mal so laut wie die Lead-Vocals abgemischt sind.

"Sounds" scheint Grunge mit funky Offbeat und Bläsern zu kombinieren, ein etwas gewollter, aber interessanter und lustvoll dargebotener Versuch. Die schrille Kombination von Orgel- und Trompetenklängen im Titelsong "Where Do We Go From Here" hatte eine Funk-Fans auf ihrer Seite, die gerne hören, wenn Instrumente ausgereizt werden. Dumpstaphunk wählen dabei den Weg der goldenen Mitte: Zwischen Eingängigkeit und Avantgarde loten die Schattierungen aus. Auch wenn Leadsänger Ian Neville bei vielen Passagen der Platte eher auf Standards zurückgreift, glänzt hier sein expressiver Soul-Bariton.

"Backwash", und "Itchy Boo" unterhalten im geradlinigen, cheesy Instrumental-P-Funk. Das süße und ebenfalls instrumentale "Dumpstamental" bietet straighten, schnellen Sound zum Entspannen: Wer sagt, dass Relax-Musik langsam sein muss?

Was eingängige Melodien angeht, könnte das elaborierte Kollektiv aber erheblich mehr auffahren. Phasenweise verlieren sich die Protagonisten stattdessen lieber in Soli. Auch, wenn sie mächtig präsente Tracks wie "Justice 2020 (feat. Chali 2na, Trombone Shorty)" auf der Pfanne haben. Die Message lautet hier: Kampf sei der einzige Pfad, damit sich die Wahrheit und das Gute durchsetzen. Dem Begriff 'Black' setzen Jurassic Five-Rapper Chali2na und Dumpstaphunk 'colorful' und 'faceless' entgegen. Und was, wenn man sich in den Schaltstellen der Macht nicht repräsentiert fühlt? "Change your mindset / Change the laws / Change your concept", fordert der Song. Dumpstapunk veröffentlichten den Track schon zu Beginn der Trump-Jahre sowie erneut am Vorabend der Präsidentschaftswahl 2020 in einer Rap-Version samt Trombone Shorty-Solo.

Die Aussagen der ursprünglichen Version ergänzte man nun um aktuellere Fälle von Polizeigewalt aus den vergangenen Jahren: Die vehemente Kampfeslust des Rappers, die edlen und scharfen Posaunentöne Trombones heben den Track auf eine höhere Stufe - Dumpstaphunks Musik findet so mitten im Herz der Diskurse Amerikas statt. "Where Do We Go From Here" bezieht sich auf die Situation in Dumpstaphunks Heimatstadt 15 Jahre nach dem Hurricane Katrina: 42 Prozent der afroamerikanischen Bevölkerung konnte auf ihre 2005 verwüsteten Grundstücke zurückkehren, 70 Prozent der weißen.

Trackliste

  1. 1. United Nations Stomp feat. Marcus King
  2. 2. Make It After All
  3. 3. Backwash
  4. 4. Let's Get At It
  5. 5. Where Do We Go From Here
  6. 6. Itchy Boo
  7. 7. In Time
  8. 8. Do You
  9. 9. Dumpstamental
  10. 10. Sounds
  11. 11. Justice 2020 (feat. Chali 2na, Trombone Shorty)

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