laut.de-Kritik

Emotionale Zauberfeen mit Hang zur Poesie.

Review von

Die vierköpfige Frauenband Electrelane aus Brighton bleibt ihrem unverwechselbaren Stil treu und bietet auch auf "No Shouts, No Calls" melodische Songs, begleitet von Orgeltönen und harten Gitarrenriffs. Nur Sängerin Verity Susman scheint noch mehr Zeit auf ihre Melodienvielfalt verwendet zu haben.

Der gefühlvolle Text des Openers "The Greater Times" weist sogleich auf ein sehr persönliches Album hin: "You say you don't know what love means anymore / Since I found you I'm tearing down the walls." Die meist positiven Liebesliedtexte ("To The East", "The Greater Times") lassen den Hörer in die Sphäre eines unmittelbaren Frühlingserwachens gleiten. Das sind wir von den Mädels ja gewohnt - sie besitzen einen Hang zur Sentimentalität und zur Poesie, was sie auf den beiden letzten Alben ausdrücklich bewiesen.

Typische Electrelane-Orgelsoundmelodien begleitet von energetischen Drums, rhythmischen Basslinien und auffallenden Gitarrensoli finden sich fast in jedem Lied wieder. Angesichts von Zeilen wie "I try to forget you! / I try to forget you!" in "Saturday" und den hohen Oktaven Susmans über einen vermeintlich unbekannten Gegenüber ("To The East") könnte man außerdem annehmen, dass es um das Liebesleben der Komponistin in letzter Zeit eher schwierig bestellt war. Dennoch: Die Inhalte sind so schön mit den Melodien verflochten, dass dem Hörer das Gefühlschaos der Engländerinnen keineswegs aufgedrängt wird.

Spätestens bei "Five" erwacht man aus dem träumerisch sanften Sound und findet sich in einem harten Gitarrensong wieder. Die emotionalen Zauberfeen können also auch anders – das beweisen sie nicht nur mit ansteigendem, rasantem Tempo, sondern auch mit einigen prägnanten Indie Rock-Riffs ("After The Call").Zu den Höhepunkten zählt das eingängige "Cut and Run".

"Lighthouse" präsentiert am Ende des Albums schließlich die Vielfalt der weiblichen Band mit raffinierten Pianotönen und schließt an die bisherigen Ausgänge ihrer Platten an. Da möchte man doch glatt wehmütig werden. Das Gegenstück zu "Lighthouse" bildet "Between The Wolf And The Dog", das mit deutlichen Gitarrensoli und Choreinwürfen einen Kontrast zur vorherigen Sanftheit darstellt. Insgesamt sind Electrelane facettenreicher und zugänglicher geworden. Ob sie deshalb von mehr Menschen da draußen wahrgenommen werden? Schön wäre es, auch wenn zu hoffen bleibt, dass die Band ihrem Stil treu bleibt.

Trackliste

  1. 1. The Greater Times
  2. 2. To The East
  3. 3. After The Call
  4. 4. Tram 21
  5. 5. In Berlin
  6. 6. At Sea
  7. 7. Between The Wolf And The Dog
  8. 8. Saturday
  9. 9. Five
  10. 10. Cut And Run
  11. 11. The Lighthouse

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