laut.de-Kritik
Als die Vespa noch die Königin der Landstraße war.
Review von Kai ButterweckMit den Produzenten Neil Brockbank und Robert Trehern (Ocean Colour Scene, Tanita Tikaram) sowie Nick Lowes kompletter Tour-Backline begibt sich Eleni Mandell anno 2014 auf eine Zeitreise in die Sechziger.
Als bunte Blumen noch matt von den Tapeten grüßten, jede Lampe in der Wohnung einem schummrig glimmendem Halbmond glich, und die Vespa zur Königin der Landstraße wurde, war Eleni Mandell noch gar nicht auf der Welt. Umso erstaunlicher ist es, wie es die Kalifornierin dennoch schafft, einer musikalischen Dekade - die sie eigentlich nur vom Hörensagen her kennt - auf beeindruckende und authentische Art zu adaptieren, ohne sich dabei in aufgesetzte Retrowelten zu verlieren.
Luftig und locker schwingt die Singer/Songwriterin von einem Kammerpop-meets-Swing-Abenteuer ins nächste: Schmachtend, fast schon lasziv ("Love Never Acted", "I Like You") aber auch kindlich keck ("Put My Baby To Bed", "The Man Who's Always Lost") gibt sich die Sängerin. Begleitet von Rummelorgeln, Klarinetten, Steelgitarren und jazzigen Drums verneigt sich Eleni Mandell vor Zeiten, in denen die Jukebox noch zur Standardausrüstung jeder Eckkneipe gehörte.
Mit bezirzender Stimme, die trotz fehlender Auf und Abs und einer begrenzten emotionalen Impulsivität bei Liebhabern aufwühlender Soundscapes für ein Dauergrinsen sorgt, lässt die Amerikanerin ihren Gefühlen freien Lauf. Dabei stehen die Liebe und all die damit verbundenen Gefühlsachterbahnfahrten natürlich im Vordergrund.
Kitschig wirds dennoch nur selten. Immer wieder sorgen kurze stilistische Wechsel für Abwechslung im rosaroten Reich der Sinne. Aufgelockert mit zeitlosen Lagerfeuer-Sounds ("Little Joy"), Kornfeld-Schunklern ("Cool Water") und dem einen oder anderen Country-Einwurf entsteht ein durchweg harmonisches Gesamtpaket.
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