laut.de-Kritik

Die Gästeliste des Rammstein-Gitarristen kann sich hören lassen.

Review von

Sieben lange Jahre sind vergangen, seit Richard Kruspe mit dem Debütalbum seines Nebenprojekts Emigrate ein erstes Ausrufezeichen außerhalb der Rammstein-Mauern setzte. Es gab jedoch nicht wenige Experten und Insider, die die zweite musikalische Baustelle des Rammstein-Gitarristen bereits begraben hatten; schließlich sind sieben Jahre eine lange Zeit. Doch nun ist Richard Kruspe mitsamt seinem Gefolge wieder am Start.

Abermals mit an Bord sind die beiden bewährten Mitstreiter Olsen Involtini (Gitarre) und Arnaud Giroux (Bass) sowie Mikko Sirén am Schlagzeug. Das ist aber nur ein Teil der Belegschaft, die sich anno 2014 auf ein neues in Industrial-lastige Metal-meets-Hardrock-Welten wagt.

Ebenfalls auf "Silent So Long" vertreten sind so illustre Kollegen wie Marilyn Manson, Jonathan Davis, Lemmy, Frank Dellé und man höre und staune: Peaches. Die kanadische Electroclash-Queen ist aber nicht die einzige Frau, die dem Testosteron-Überschuss des Albums zu Leibe rückt. Auch Margaux Bossieux - Mutter des dritten Kindes von Richard Kruspe - tobt sich gegen Ende des Albums ("Happy Times") kurz im Background aus.

Große Spuren hinterlässt sie jedoch nicht, ganz im Gegenteil zu Peaches, die dem elektronisch wabernden Stampfer "Get Down" unmissverständlich ihren Stempel aufdrückt. Da muss auch Kruspe klein beigeben, der in der zweiten Hälfte des Songs definitiv den Kürzeren zieht. Und das, obwohl der Powerchord-Macho innerhalb der vergangen sieben Jahre stimmlich durchaus Boden gut machte. Songs wie die die satt nach vorne gehende erste Single "Eat You Alive" und der eindrucksvolle Brückenschlag zwischen leise und laut namens "Born On My Own" liefern weitere Beweise für Kruspes Stimm-Entwicklung.

Mit seit Jahren voll im Saft stehenden Mikrofon-Größen wie Jonathan Davis oder Marilyn Manson kann das Emigrate-Mastermind dann aber doch nicht mithalten. Dafür schnürt er seinen Gästen aber ein um so beeindruckenderes Musik-Paket zurecht. Da wäre beispielsweise Marilyn Manson, dem Kruspe eine psychedelische Led-Zeppelin-goes-Rammstein-Mixtur serviert, die die ehemalige Speerspitze des Post-Schockrock endlich mal wieder zur Höchstform auflaufen lässt ("Hypothetical").

Jonathan Davis hingegen wird eher mit Epischem bei Laune gehalten ("Silent So Long"). Für den mächtigen Refrain hätte man hier durchaus auch noch einen Mike Patton mit einbinden können. Am Ende stellt allerdings Lemmy Kilmister das breiteste Grinsen zur Schau. Der Motörhead-Chef bekommt's nämlich so richtig derbe besorgt. Hyperschnelle Drums, nicht minder flotte Gitarren und Akkordwechsel, die einem Peter Bursch die Freudentränen in die Augen treiben: "Rock City" macht seinem Titel alle Ehre – ein Song, der auch jedem Motörhead-Album gut zu Gesicht stehen würde.

Kruspes zweiter Emigrate-Streich überzeugt vor allem aufgrund der tadellosen Leistungen seiner Gäste. Zwar animieren auch die von Kruspe eingesungenen Tracks zum anerkennenden Nicken – insbesondere die alles niederwalzende Hymne "Faust" – doch stehen die eigentlichen Eckpfeiler des Albums eher in fremden Vorgärten. Dort sitzt Richard Kruspe jedoch pingelig werkelnd auf den jeweiligen Rasenmähern. Insofern: Applaus für alle Beteiligten.

Trackliste

  1. 1. Eat You Alive
  2. 2. Get Down
  3. 3. Rock City
  4. 4. Hypothetical
  5. 5. Rainbow
  6. 6. Born On My Own
  7. 7. Giving Up
  8. 8. My Pleasure
  9. 9. Happy Times
  10. 10. Faust
  11. 11. Silent So Long

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4 Kommentare mit 3 Antworten

  • Vor 10 Jahren

    Hm, fetter Sound. Allerdings finde ich nur ein paar Lieder wie etwa Get Down oder Hypothetical geil.

  • Vor 10 Jahren

    Dieser Kommentar wurde vor 10 Jahren durch den Autor entfernt.

  • Vor 10 Jahren

    Silent so long gefällt mir nicht so gut wie das Debut Album, es ist nicht mehr so poppig wie das Erste, zu viele Gastbeiträge unter Anderem von Künstlern die ich nicht höre wie Frank Delle, kurzer Einschub SEEED betreffend, was hat Deutschland mit Reggae zu tun? Bzw. nicht mehr höre wie Marilyn Manson, ich höre ihn nur bis Holy Wood, danach, ohne Trent Reznors Hilfe, ging es bergab für ihn, habe jedes Album zwar nicht mehr gekauft, aber im Internet gehört und seit 12 Jahren, kann ich ihn nicht mehr Ernst nehmen!

    • Vor 9 Jahren

      Trent Reznor hatte nichts mit Holy Wood zutun. Im Grunde hat er nur bei Antichrist Superstar mitgeholfen und den bereits fertigen Songs aus PoaAF einen neuen Anstrich gegeben.

  • Vor 10 Jahren

    oh mann, ein Rammiableger, wenn schon das Mutterschiff zum untergehen ist, wie solls erst so ein kleines Beiboot sein? kann nix besonders rauskommen, außerdem eifert dieser Kruspe verdächtig Deros Styling nach,....aber, das ist auch wieder typisch, das Mutterschiff hat sich den Sound gekrallt und dieser Ableger auch noch das Styling von Dero....