laut.de-Kritik
Da hüpft das Teenie-Herz, da schwitzt der Hardcore-Body.
Review von Kai ButterweckMayday, Wacken, The Dome - unterschiedlicher geht es wohl kaum, und doch gibt es mit Enter Shikari eine Band, die man sich vorbehaltlos auf jedem dieser drei Events vorstellen könnte. Fernab von musikalischen Konventionen toben sich die vier smarten Briten seit ihrem 2007er Debut "Take To The Skies" genreübergreifend aus und sorgen mit ihrem "Transcore"-Sound für gemeinschaftliche Ektasen unter Szene-Eingefleischten, die sich im Normalfall nicht einmal mit der Kneifzange berühren würden.
Mit "A Flash Flood Of Colour" geht das musikalische Globalisierungs-Quartett bereits in die dritte Runde und deckt gleich beim eröffnenden Zweierpack mit "System ..." und "... Meltdown" alle Karten auf. Sphärische Strobo-Synthies und ungewohnt klare und melodische Vocals von Sänger Roughton Reynolds machen den Anfang, ehe sich das Kollektiv, inklusive Frontmann, nach und nach von einer eingeschüchterten Boyband in eine grollende Gemeinschaft verwandelt. Da hüpft das Teenie-Herz, da schwitzt der Hardcore-Body, da zucken die Break-Beat-Fetischisten.
Die erste Single "Sssnakepit" kann sich nicht so recht entscheiden zwischen zappelndem Trainspotting-Soundtrack und der musikalischen Untermalung eines Mike Tyson-Dauerfeuers. Laut, leise, sperrig und geradeaus: Hinter jedem Break lauert der Ausbruch.
"Search Party" kommt hingegen fast schon eingängig daher und punktet mit beeindruckenden und raumfüllenden Backings, ehe der Vierer auf "Arguing With Thermometers" wieder alles in einen Topf schmeißt. Ein sperriger Bastard aus polterndem Hardcore, harmonischem Off-Beat und wirren Elektro-Elementen ist dann irgendwann aber doch zu viel des Guten.
Technisch gibt es auf dem Drittwerk der Briten nichts auszusetzen. Die einzelnen Blöcke sind perfekt eingespielt, und auch wenn die Kontraste nicht größer sein könnten, funktionieren die Übergänge tadellos. Auch inhaltlich kann man der Band keinen Strick drehen. Zwischen protestierenden Revoluzzer-Aufrufen und jugendlichem Party-Verlangen herrscht authentischer Einklang.
Wären die Weirdoz nur nicht so ungeduldig. Denn kaum findet man Zugang zu einem der unzähligen verschiedenen Parts, zerren die Insulaner die Gehörgänge schon wieder in völlig andere Welten. Sich einzugestehen, dass man auch durchaus in der Lage ist, einem roten Faden zu folgen und sich standardisiertem Songwriting hinzugeben, fällt der Band sichtlich schwer.
Fast schon eingängige Vers-, Bridge- und Refrain-Strukturen bei "Stalemat" oder "Warm Smiles Do Not Make You Welcome Here" werden maximal drei Minuten geduldet, ehe man am Ende in gewohntem Chaos badet, anstatt dem Song zu erlauben, einfach nur ein Song zu sein.
Trotzdem kommt man insgesamt an anerkennendem Schulterklopfen nicht vorbei. Im Gegensatz zu den beiden Vorgängern "Take To The Skies" und "Common Dreads" wirkt "A Flash Flood of Colour" im Ganzen weit weniger verkrampft und zwanghaft aufgesetzt. Auch wenn es Enter Shikari immer noch weit mehr ums Austoben geht als um Definitionsfindung; ob sie wollen oder nicht: So langsam kommt Struktur rein.
10 Kommentare
Eines muss man ihnen lassen, innovativ nenne ich das - da Metalcore ja gewissermaßen das langweiligste, sich wiederholendeste Genre darstellt, dass ich kenne. Aber das passt so gar nicht und macht es wirklich zur Qual. Erinnert mich dann auch so einen geilen Scheiß wie das hier: http://www.youtube.com/watch?v=w9V4xwkpbkg. Eurodance-Metal von Xe-None! (Achtung: Könnte auch Brechreiz auslösen.)
Eindeutig die beste Platte bisher. Vor allem bewerte auch ich positiv dass der 'Scream-anteil' spürbar zurückgegangen ist.
Achja, auch hier: Deluxeplatte bestellen. Quelle Surprise und Destabilise sind wirklich keine B-Songs
Lange drauf gewartet, nicht enttäuscht worden. Die Rezi spricht es am Ende an: Die Musik klingt strukturierter als auf dem bisweilen sehr chaotischen Vorgänger. Aber gerade dieses Chaos hat den Vorgänger in meinen Augen so genial gemacht. Verrückte Ideen gibts auf dem neuen Album auch, von daher: Mir gefällts sehr gut.
"transcore" statt "trancecore" und "stalemat" statt "stalemate" sagt ja eigentlich schon genug, um zu wissen, dass die review laut.de-typisch qualitativ unterirdisch ist. hier steht meinung über sachkompetenz,ein vergleich mit den reviews von antiquiet und bbc spricht bände. auch die mehrfache erwähnung des genres metalcore in den kommentare schockiert in jedweder hinsicht.
es stellt sich die frage, ob herrn butterwecks englischkenntnisse ausreichend sind, um die kritischen texte des albums zu verstehen, oder ob hier nur das übliche "das war schon immer gut/das war noch nie gut" -raster angewendet wurde. inhaltlich ist das album, anders als die meisten anderen, klar strukturiert - ein roter faden ist leicht zu erkennen. musikalisch mag das album leute, die in genreschienen festgefahren sind überfordern, was im 21. jahrhunderd doch zu denken geben sollte. tatsächlich sind alle songs in sich geschlossen und zeigen sowohl einerseits eine klare weiterentwicklung der band wie auch andererseits ein wiederaufgreifen von bewährtem aus frühen tagen der band.
ich für meinen teil werde mich bemühen, solange bis mir die kunde von besserung zugetragen wird, nicht mehr diese seite aufzurufen. zum vergleich mit qualitativ hochwertiger kritik sowie rezensionen empfehle ich antiquiet. dort gibt es unter anderem die auf laut.de so schmerzlich vermisste argumentationskultur.
@ewqminesweeper: du hast natürlich völlig recht. zwei tastatur-irrfahrten innerhalb eines 3000-zeichen-textes gehen natürlich gar nicht. da gibts gleich ordentlich lektorat-haue, versprochen. aber mir mangelnde englischkenntnisse vorzuwerfen, geht dann doch etwas zu weit. schließlich hängt nicht umsonst ein zertifikat an meiner wand, auf dem steht: "wir gratulieren zur erfolgreichen übersetzung eines interviews mit einem leicht beschwipsten eddie argos. herzlichen glückwunsch zum erreichen der englischkenntnisse-champions-league!" also, noch fragen?;-)