laut.de-Kritik
Gediegen, gekonnt und auch ein wenig langweilig.
Review von Markus BrandstetterAlleine der Titel "I Still Do" gibt schon einen Hinweis darauf, dass auf Eric Claptons neuem Solo-Album alles beim Alten bleibt. Es ist das 23. Studioalbum von Clapton, für das er sich wieder mit dem Produzenten Glys Johnson zusammengetan hat. Dieser hat das legendäre "Slowhand"-Album produziert, zu dem "I Still Do" auf gewisse Weise eine Brücke schlägt. Auch die Band ist gewohnt hochkarätig - so sind unter anderem Andy Fairweather Low an Gitarre und Vocals, Henry Spinetti am Schlagzeug und Ethan Johns an Percussion mit an Bord.
Die Marschrichtung ist abgesteckt, der Sound ist gediegen. Das meiste auf "I Still Do" sind Cover-Versionen, nur zwei Stücke - "Spiral" und "Catch The Blues" hat Clapton selbst (beziehungsweise in Kollaboration mit Fairweather-Low und Simon Climie) geschrieben. Und Eric Clapton, weiß was er will. Es geht längst weder um große Hits noch um irgendeinen Zeitgeist, Slowhand ist bei sich angekommen, kennt seine Qualitäten und Vorlieben und hält sich eisern daran. Das ist einerseits recht puristischer und unspektakulär wie gut gespielter Blues, andererseits auch die Hinwendung zur Akustikgitarre, die ja mit "Unplugged" 1992 hoch erfolgreich zelebriert wurde.
Mit "Alabama Woman Blues" kommt der alte, dampfende Blues-Zug ins Rollen. Das Stück von Leroy Carr ist genau so interpretiert, wie man es vom Blueser Clapton erwarten würde: Die Stimme ist tadellos, die Gitarrenfills sitzen. "Can't Let You Do It" huldigt danach wieder einmal JJ Cale - das tat er ja bereits auf seinem letzten Longplayer "The Breeze" ausgiebig. Der Motor läuft auf Hochtouren.
"I Will Be There" ist die erste Ballade, und zwar eine mit einem ominösen Gastsänger namens Angelo Mysterioso - dessen Identität unbekannt bleiben soll. Schönes, unspektakuläres Lied. "Spiral" ist im Anschluss Blues-Rock, ehe Clapton mit "Catch The Blues" wieder ins Acoustic-Fach wechselt. Die Gitarre tönt samtig dazu gibt's Bossa-Beat und ab und an ein paar Fills mit dem sanft gedrückten Wah-Wah-Pedal. Auch wenn das Stück "Catch The Blues" heißt, geht Clapton hier wieder ins Pop-Metier, und das gibt der Platte ein wenig dringend nötige Abwechslung.
"Cypress Grove" lamentiert wieder in bester Blues-Manier, ehe mit "Little Man, You've Had A Busy Day" ein ziemlich fabelhaftes Akustikstück folgt. Bei "I Dreamed I Saw St. Augustine" kanalisiert Clapton dann Dylan. "I'll Be Alright" ist dann ein schwermütiges und allseit bekanntes Traditional. Ganz am Ende wird's erneut schwermütig sentimental - und zwar mit dem von Billie Holiday bekannt gemachten "I'll Be Seeing You".
"I Still Do" ist Clapton 2016 in Reinform, eine Vorliebenpflege und Quintessenz des damals als "God" titulierten Gitarristen. Man erwartet von ihm längst keine Experimente mehr und tut gut an dieser Erwartungshaltung. Clapton geht's gemütlich an - für seine Fans ist das außer Konkurrenz, wer ihn bis her schon langweilig fand, kriegt aber auch keinerlei Grund, das nicht mehr zu tun.
4 Kommentare mit 14 Antworten
Ja, ich bin schon seit 40 Jahre Clapton Fan. Mag EC mit alle seinen Facette Blues, Rock, Reggae und Pop. Diese Scheibe ist für mich gut aber auch als EC-Fan ein wenig langweilig.
"Das meiste auf "I Still Do" sind Cover-Versionen"
Bestes Beispiel für nen Oberlangweilmusiker, der seine Komfortzone niemals verlassen will und sogar zum eigenen Songwriting zu faul ist. Die größte Lachnummer des Blues...
Na ja, mit deinem Posting musst Du aufpassen das Du Dich nicht selbst zur Lachnummer machst
Bei wem, dir? Ist mir herzlich egal Covermusik ist das Böse, ein Verrat an den originären Bemühungen besserer Musiker. EC sollte es besser wissen. Andererseits, warum sich groß anstrengen, wenn es doch nur darum geht, das Konto etwas aufzumöbeln.
@Der Schwinger:
Öhm ... warum sollte es Eric Clapton besser wissen? Also - erstens: warum sollte es *gerade* Eric Clapton besser wissen, in dessen Werk die Coverversionen mal gefühlt die Hälfte ausmachen? Zweitens: inwiefern sollte er es besser wissen, immerhin waren nicht gerade wenige Coverversionen oder Fremdkompositionen in seiner Interpretation durchaus erfolgreich, egal ob "After Midnight" (JJ Cale), "I Shot The Sheriff" (Marley), "Crossroads" (Robert Johnson), "Knockin' On Heaven's Door" (Dylan), "Behind The Mask" (Yellow Magic Orchestra) etc.?
Gruß
Skywise
Klar ist das sein Erfolgsrezept. Mit "besser wissen" meine ich schlicht, er sollte es nicht tun, niemand sollte covern.
@Schwinger ,.. du pauschalierst in deinem Beitrag einmal die Fähigkeit EC Gitarrenspiel als Lachnummer zum anderen seine Coverversionen. Was ich bei letzteren für diese Scheibe noch nachvollziehen kann, regt bei mir, bei deiner Pauschalierung über sein Gesamtwerk eigener Songs, sein Gitarrenspiel ect.pp. nur ein Kopfschütteln aus.
Ich wünsche souli schon mal viel Spaß mit dem Schwinger als Drummer.
...der sich von Covermucke ein Leben lang ferngehalten hat. Lieber mit eigener Mucke auf den Arsch fallen, anstatt sich auf den Songs erfolgreicher Musiker auszuruhen, ist mein Motto...
" bei deiner Pauschalierung über sein Gesamtwerk eigener Songs, sein Gitarrenspiel ect.pp."
Darüber hab ich mich doch gar nicht geäußert. Außer den Verweis auf Cream vielleicht. Der obige Kommentar repräsentiert für mich den EC der letzten 10, 15 Jahre,...
Na na na, ein bissel Respekt für die alten Heldentaten. Sonst gibts mal gleich nen Schwinger, gelle. Auch wenn E.C. schon lange nix Wesentliches mehr abliefert, hat er Schelte von solch mickrigen Netztrollen nicht verdient. Mal ganz bescheiden die gigantische Entfernung von solch einem Könner zur eigenen Mickrigkeit nachmessen. Hoffentlich reicht da der eigene Zollstock
Es gibt zig Musiker, denen gegenüber ich großen Respekt habe, aber dieser lachhafte Mainstream-Blueser gehört eben nicht dazu. Cream ist lange vorbei.
"Mal ganz bescheiden die gigantische Entfernung von solch einem Könner zur eigenen Mickrigkeit nachmessen. Hoffentlich reicht da der eigene Zollstock" oder in anderen worten "machs erstmal besser" war imho noch nie ein gutes gegenargument zu kritik.
"...der seine Komfortzone niemals verlassen will und sogar zum eigenen Songwriting zu faul ist" trifft es ansich ganz gut auch wenn ich EC nicht ganz so hart "rannehmen" würde, wie du es machst.
und dass niemand jemals covern sollte, ist natürlich großer blödsinn.
vor allem wenn man seine Eigenkompositionen einfach unterschlägt und alle Musik-Kritiker als Dummerle darstellt.
....was ich beides nicht getan habe. Siehe meine Antwort oben.
Allmächd, ist Pi alt geworden.
Ich befürchte, so wird er halt echt bald aussehen.