laut.de-Kritik
Die Vertonung eines blutenden Herzens, Teil drei.
Review von Philipp GässleinDie Vertonung eines blutenden Herzens - so beschreibt man Eskobars Musik vielleicht am Besten. Weniges vermag so sehr zu berühren wie der melancholische Synthiepop der Schweden, gepaart mit Daniel Bellqvists unvergleichlicher Stimme. Natürlich weiß das Trio um seine Ausstrahlung und versucht nun, diese Erfolgsschiene konsequent weiter zu fahren.
Zunächst entsteht der Eindruck, die Band habe das poppigere "There's Only Now" als Experiment abgehakt und konzentriere sich erneut auf die ganz ruhige Variante ihrer eigenen Schaffenskraft. Doch schon bei "Big Sleeper" sticht der Neil Young-ähnliche Gitarrenpart als erstes ins Ohr und zeigt klar auf, dass auch kein zweiter Teil des Klassikers "Til We're Dead" zu erwarten ist.
"You Got Me" könnte in eben dieser Form auch vom Vorgängeralbum stammen. Fraglich ist, was der nervige, sirenenhafte Backgroundgesang im Refrain soll, jedenfalls nimmt er dem Stück einiges an Aussagekraft. Doch das ist bei weitem nicht der einzige Fehlgriff, den sich die Schweden auf "A Thousand Last Chances" leisten. Zwar erweckt "Love Comes First" zunächst die Illusion, die Band könnte ihre alte Klasse erneut erreichen. Doch welcher Faktor auch immer dafür verantwortlich ist, dass beinahe ausnahmslos jeder Song der ersten beiden Alben einen akustischen Orgasmus darstellt, er geht auf dem neuen Album völlig flöten. Einige Stücke wirken beinahe unerträglich monoton, während andere das Gefühl erwecken, die Band wolle durch übertrieben flippige Musik das Image der Selbstmordaspiranten loswerden.
"A Thousand Last Chances" beweist zwar durch gewohnt klasse Texte und das herausragende Gesangstalent Bellqvists erneut, dass die Band durchaus in der Lage ist, überdurchschnittliche Songs aus dem Ärmel zu schütteln, doch auf einen Übertrack mit Bauchkribbel-Garantie wartet man vergebens. Das Eskobar-Prinzip wirkt ausgelaugt. Die CD als einen Schlag in den Magen der Fans zu bezeichnen wäre überzogen, es steht seinen Vorgängern allerdings in fast allen Belangen deutlich nach.
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