laut.de-Kritik

Iron Maidens frecher kleiner Bruder.

Review von

Was verbirgt sich hinter einem Album, das iTunes als Pop kategorisiert, die Band dahinter allerdings als "Pamela Anderson gekreuzt mit John Rambo", sprich "dicke Hupen und unkaputtbar" darstellt? Naja, Pop machen Excess Pressure ganz sicher nicht. Eher einen räudigen Mix aus frühen Metallica und Iron Maiden.

Ein Sturm zieht auf. Nicht erst beim vierten Song "Stormbringer", sondern bereits beim Opener "Red Carpet Girl". Dieser Wind bringt jede Menge Schweiß und einen mächtigen Schwall traditionellen Power Metal mit sich und bläst den Mädels das Röckchen hoch. Den männlichen Zuhörern schwellen derweil Muckis und Eier vom bloßen Lauschen auf doppelte Größe an.

Man kommt sich vor wie in einem Werbespot. Eben noch in Anzug und Krawatte gekleidet, den Schopf ordentlich gescheitelt, steht man plötzlich auf dem Acker, die Pommesgabel in die Höhe gereckt, die widerspenstigen langen Haare im Gesicht und den Duft der speckigen Kutte in der Nase.

Dann kann es auch schon losgehen: Der Nacken windet sich von ganz allein, die Faust zuckt im Rhythmus der Riffs durch die Luft, die Stimmbänder dehnen sich schon einmal für den unvermeidbaren Bruce Dickinson-Gedächtnisruf. Thrash ("Beyond The Veil") paart sich mit Maiden-Leads ("Soul Of The Hunter"), Staccatos legen die Grundlage für getragene Melodien oder klassische Soli.

Der Produktion hört man das kleine Budget zwar an, aber die Triple-Gitarren-Wand drückt trotzdem ordentlich und ist für Nostalgiker genau das Richtige. Zumal der rohe Sound durchaus mit seinem Charme spielt.

Die Instrumente tun genau das, was sie sollen: das Schlagzeug klopft einen unglaublich tighten Beat, die Gitarren riffen sich mit jeder Menge Groove nach vorn, bei den Soli wird mal gefrickelt, mal der epische Melodienhammer ausgepackt. Dank regem Wechsel zwischen Low-, Mid- und Up-Tempo bleibt zudem Langeweile auf Abstand.

Wer nach neuem, nie dagewesenem exquisitem Songkaviar ohne miefigen Clubgeruch sucht, ist bei Excess Pressure definitiv an der falschen Adresse. Wer dagegen auf gut gemachten, zeitlosen Heavy Metal der alten Schule mit zusätzlichem Undergroundbonus steht, sollte den Coburgern unbedingt eine Chance geben. Und sei es nur, um "Too Much Pressure" als Maidens kleinen, frechen Bruder im Regal einsortieren zu können.

Trackliste

  1. 1. Red Carpet Girl
  2. 2. Into The Darkness
  3. 3. Beyond The Veil
  4. 4. Stormbringer
  5. 5. Dream
  6. 6. Soul Of The Hunter
  7. 7. My Life
  8. 8. Nightmare

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