laut.de-Kritik
Eingängige Gesangsmelodien vs brachiale Knüppelparts.
Review von Michael EdeleDie Liste unnötiger Reunions ist lang. Um so schöner, wenn es auch Bands gibt, die mit ihrem Comeback-Alben richtig überzeugen. Zumal der kommerzielle Erfolg kaum Ausschlag gewesen sein kann, da weder mit dem alten Material noch mit dem neuen der großer Schotter zu machen sein dürfte.
Nach dem eher durchschnittlichen "The Blueprint Dives" melden sich Extol nun mit ihrem selbstbetitelten, fünften Album zurück. Mit stark abgespecktem Line-Up legen Sänger Peter Espevoll, Drummer David Husvik und Gitarrist Ole Børud (der ebenfalls schon früher bei Extol war) zehn Songs vor, die einen exzellenten Querschnitt ihrer bisherigen Alben repräsentieren.
Bereits mit dem eröffnenden "Betrayal" drücken sie ein paar erstklassische technische Death/Thrash Metal-Riffs mit entsprechendem Gekeife durch die Boxen. Doch der Wechsel in klare Gesangslinien mit entsprechenden Harmonien ist fließend und passst sich geschmeidig in die Songstruktur ein. Diesen Wechsel beherrschen die Norweger auf "Extol" nahezu in Perfektion und gerade in den cleanen Momenten erinnern sie immer wieder an die grausam unterschätzten Everon.
Ein Schelm, wer bei "Open The Gates" gleich Meshuggah brüllt, schließlich fließen Pink Floyd-Chöre wie selbstverständlich über das vermeintliche Djent-Riff. Diesen Kniff, einfach über brachiale Knüppelparts supereingängige Gesangsmelodien zu legen, haben schon einige Bands vergeblich versucht. Extol spielen diese Klaviatur nahezu traumwandlerisch sicher.
Wer mit "The Blueprint Dives" genauso wenig glücklich wurde wie ich, sollte an "Extol" relativ schnell Gefallen finden. Denn auch wenn hier wie in "A Gift Beyond Human Reach" oder dem instrumentalen "Dawn Of Redemption" ebenfalls vereinzelt Alternative-Elemente zu hören sind, passen sie sich dem Kontext eher an und bestimmen ihn nicht, wie auf dem acht Jahre alten Vorgänger. Wer diesen Sound vermisst, wird vielleicht mit dem wohl bald erscheinenden zweiten Mantric-Album glücklich.
So sind "Behold The Sun" und der Titeltrack vermutlich eher was für Fans von VoiVod geworden, die neben schrägen Strukturen und derben Klängen auch durchaus eine Vorliebe für sanfte Töne und Melodien haben. In der Form sind die Skandinavier jedenfalls stärker als je zuvor und haben hoffentlich bald die notwendige, personelle Verstärkung am Start, um auch wieder live aktiv zu werden.
2 Kommentare
Enslaved, Opeth, Tesseract etc ... gut geklaut und gut verwurstet.
Ich mag das Album, hatte es bislang nicht auf dem Schirm, aber als ich es im Angebot sah und mal reingehört habe, habe ich mich zum Spontankauf entschieden und wurde nicht enttäuscht.
Was mich ein wenig wundert ist dass hier kein Wort über die christliche Ausrichtung verloren wurde. Zum Nachlesen: http://www.cdstarts.de/kritiken/112575-Ext…