laut.de-Kritik
Distortion im Dream-Pop: Ein Album wie eine sanfte Macht.
Review von Kerstin Kratochwill2017 bezauberte uns Fazerdaze alias Amelia Murray mit ihrem so intimen wie introspektiven Bedroom-Pop-Debütalbum "Morningside", auf dem viele kleine Hits funkelten, allen voran der catchy charmante Song "Lucky Girl". Seitdem sind verflixte sieben Jahre ins Land gegangen samt Lockdown sowie Leiden für alle und auch im speziellen für Fazerdaze.
Nun erscheint mit "Soft Power" das so genannte schwierige zweite Album. Unterbrochen wurde die Pause mit der EP "Break!" im Jahr 2022, die bereits klangliche Verschiebungen im bisherigen Lo-Fi-Sound-Universum der Neuseeländerin mit sich brachte und mit Dance-Pop sowie Electronica experimentierte. Und auch die erste Single-Auskopplung namens "Bigger" verspricht, was sie ankündigt – die Musik von Fazerdaze expandiert, aber nicht mit Gewalt, sondern eben mit sanfter Kontrolle.
"Soft Power" sollte massiv klingen, allerdings mit einer femininen feiner Note – eben genauso wie einer der Songs heißt, nämlich "Distorted Dreams". Inspiriert von Tame Impala, The Cure und – äh auch U2 – sind die neuen Songs mit üppigen Arrangements ausgestattet. Fazerdaze nannte es bereits scherzhaft ihre "Schlafzimmer-Stadion-Platte".
Weit entfernt von einfach gestrickten Mitsingliedern hören wir hier komplexe Kompositionen, die zwischen Alt-Rock und Synth-Pop mit jeder Menge Distortion schillern – dazu kommt noch die einnehmende Stimme von Fazerdaze, die sanft, flüsternd oder einlullend die Harmonien umschmeichelt. Ganz wunderbar gelingt diese Mischung in "Sleeper", das mit seiner "I float into another night"-Anspielung auf David Lynchs Lieblings- und Dream-Pop-Chanteuse Julee Cruise anspielt.
Die Tracks erinnern aber auch an die feingewebten flirrenden Melodien von gleichgesinnten Acts wie Frankie Rose, Japanese Breakfast, Clairo oder auch Bat For Lashes, die ebenfalls persönlichen Wandel in ihrer Musik thematisieren. Mit "Soft Power" taucht Fazerdaze nun mit einem weiterentwickelten kühneren wie dunkleren Klang wieder auf, der die Intensität und Klarheit der Selbstreflexion einfängt.
1 Kommentar
Sie meinte zu einem kürzlichen Promointerview, dass sie gern The Courtneys hört. Deswegen hätte ich hier auch ungehört 5/5 gegeben. Hab mich 2017 aber schon in Little Uneasy verliebt und mich mega auf die Platte gefreut. Absolut keine Entäuschung, 37 min feinster Mollypop mit ordentlich Hall und Echo aufm Effektgerät.