Porträt

laut.de-Biographie

Fire!

Das schwedische Trio Fire! um Saxofonist Mats Gustafsson, Bassgitarrist Johan Berthling und Drummer Andreas Werliin verbindet Free Jazz mit Psychedelik-Rock und Noise. Das bis zu achtundzwanzig Mitglieder umfassende Fire! Orchestra bildet die erweiterte Variante der Formation. Ihre ungebändigte Energie überführt die Big Band ins Orchestrale.

Fire! - The Hands Aktuelles Album
Fire! The Hands
Grenzen sprengende Melange aus Doom-Rock und Free Jazz.

Fire! rufen die drei Musiker 2009 ins Leben. Das Debüt "You Liked Me Five Minutes Ago" veröffentlicht die Gruppe im gleichen Jahr bei der norwegischen Plattenfirma Rune Grammofon. Danach entstehen mit dem Freigeist Jim O'Rourke die EP "Released!" und der Longplayer "Unreleased?" von 2011. Die Formation findet so auch außerhalb der freien Jazz-Szene viele Anhänger. Zuvor tritt Mats Gustafsson in die Fußstapfen von Peter Brötzmann, seinem großen Vorbild. Die beiden Saxofonisten arbeiten seit der Jahrtausendwende regelmäßig zusammen.

Der am 29. Oktober 1964 in Umeå geborene Mats Gustafsson sammelt als Jugendlicher zunächst Erfahrungen in lokalen Punk- und Jazz-Rock-Bands. Mit Anfang zwanzig zieht er nach Stockholm. Anschließend hebt er gemeinsam mit Sten Sandell und Raymond Strid das Gush Trio aus der Taufe. Im Laufe der Zeit pflegt er enge Kontake zu einflussreichen Musikern aus dem Improvisations-, Rock- und Noise-Bereich wie Paul Lovens, Derek Bailey, Colin Stetson, Thurston Moore und Merzbow. Mit Ingebrigt Håker Flaten und Paal Nilssen-Love gründet er 2000 The Thing, seine langlebigste Formation.

Zusätzlich betreibt Johan Berthling, der 1973 in Stockholm zur Welt kommt, ab Ende der Nullerjahre das Projekt Angles. Andreas Werliin (Jahrgang 1982) stößt wenige Jahre später zum Kollektiv. Ab 2012 besteht es aus insgesamt neun Musikern und nennt sich daher Angles 9.

Das Fire! Orchestra formiert sich im Winter des vorangegangenen Jahres. Der Big Band schließen sich unter anderem Martin Küchen von Angles 9 sowie Dan Berglund und Anna Högberg an. Es folgen zahlreiche Konzerte in Skandinavien und Rest-Europa. Mit "Exit!" erscheint 2013 das Debüt. In der fast identischen Besetzung spielen sie den Nachfolger "Enter" von 2014 ein. Für "Ritual", das 2016 dem Markt kommt, stellen Gustafsson, Berthling und Werliin ein kleineres, international ausgerichtetes Line-Up zusammen. Neben avantgardistischen Klängen hört man auf der Platte vermehrt Einflüsse aus Soul und Pop.

Darüber hinaus entwickeln sich Fire! auf dem Album "She Sleeps, She Sleeps", das die Formation schon wenige Monate vorher veröffentlicht, in eine schleppend-atmosphärische Doom-Jazz-Richtung. Von einer verspielteren Herangehensweise zeugen demgegenüber die beiden Vorgänger "In The Mouth – A Hand" (2012) in Zusammenarbeit mit Oren Ambarchi und "(Without Noticing)" (2013).

Mit "The Hands" von 2018 betont das Trio wiederum seine ungestüm-rockigen Qualitäten. Daneben wartet das auf bis zu vierzehn Musiker gekürzte Fire! Orchestra für "Arrival", das im darauffolgenden Jahr erscheint, mit einem neuen Konzept auf und besitzt daher zum ersten Mal überhaupt eine Streichersektion. Außerdem hört man auf der überaus vielfältigen Platte sogar ein melancholisches Cover des Chic-Klassikers "At Last I Am Free". Mats Gustafsson, Johan Berthling und Andreas Werliin sprengen mit ihrer Musik also zweifellos die Grenzen des Jazz'.

Alben

Fire! - The Hands: Album-Cover
  • Leserwertung: Punkt
  • Redaktionswertung: 4 Punkte

2017 The Hands

Kritik von Toni Hennig

Grenzen sprengende Melange aus Doom-Rock und Free Jazz. (0 Kommentare)

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