laut.de-Kritik

Frischer Swing-Wind mit schwedischer Note.

Review von

Im Jahr 2006 legte die gebürtige Schwedin und heutige Wahl-Pariserin Fredrika Stahl ihr Debütalbum "A Fraction Of You" vor und erntete damit Anerkennung von Hörern wie Fachwelt. Stahls musikalisches Metier: Swing und Jazz, veredelt mit einigen Prisen Pop und Folk. Die 23-jährige Künstlerin legt mit "Tributaries" ein Album vor, das - wie sein Vorgänger - über eine ganz eigene und frisch-originelle Handschrift verfügt.

Im Gegensatz zu manch anderem Jazz-wellenreitenden Kollegen komponiert und textet Fredrika ihre Songs selbst und beweist mit ihren Arbeiten ein erstaunlichen Maß an Stil- und Selbstsicherheit. Eine Ausnahme findet sich indes auf "Tributairies": Der Opener "Monumental Mismatch" stammt aus der Feder des legendären Mike Stoller, der für Elvis z. B. die Songs "Hound Dog" und "Jailhouse Rock" komponierte. Stoller zeigte sich nach dem Hören von Fredrikas Debütalbum derart begeistert, dass er ihr diesen Song zur Veröffentlichung anbot. Keine kleine Auszeichnung für eine junge Künstlerin!

Nach der fein ausgearbeiteten Big Band-Nummer "Monumental Mismatch" unterhält "So High" als swing-schnippender Shuffle. In "Pourquoi Pas Moi?" grüßt ein Leierkastenmann vom Pariser Boulevard. Abwechslung steht auf gesamter Albenlänge auf dem Programm: In "Irreplaceable" schleichen sich dezente Soul-Anleihen an, die Fredrika ausgezeichnet zu Gesichte stehen. Balladen-Nummern gelingen unangestrengt, wie z. B. "Stuck On A Stranger" beweist. Die beschwingte Aufnahme "Dina Ögon Bla" zaubert mit dezentem Blaskapellen-Appeal heitere Akzente ins Alben-Landschaftsbild.

Fredrika Stahls Musik verfügt über ein gewisses Maß Pop-Appeal, der sich jedoch nie als zu übermächtig entwickelt. Kombiniert mit Jazz und swingenden Elementen tanzt sie durch verschiedenste Musikstile, deren Zusammenfügen dabei stets homogen wirkt und nie vordergründig zusammengeklaubt. Mit warmer und heller Stimme verleiht die Sängerin ihren Kompositionen eine oft qurlig wirkende, lebendige Abrundung. Von womöglich gewichts- und gesichtlosem Supermarkt-Easy Listening keine Spur. Sprachlich präsentiert Fredrika ihre Songs in englischer, französischer und schwedischer Umsetzung.

Eine weitere höchst charmante, im Gedächtnis haften bleibende Nummer bedeutet "Oh Sunny Day". Oft gerät das Stilmittel, eine Jetzt-Stimme im Radio-Sound der zwanziger und dreißiger Jahre zu präsentieren, als austauschbare und zu sattsam gehörte Sound-Requsite. Doch nicht in dieser fröhlichen, mit Ragtime-Elementen angereicherten Aufnahme. Einen der stärksten Alben-Tracks stellt "One Man Show" dar mit sanften Reggae-Klängen und der Verbreitung einer wohltuenden, sommerlichen Klang-Atmosphäre.

Abwechslungsreichtum, eine gute Hand in Sachen Kompositionen und Arrangement-Arbeiten, zeichnen "Tributaries" in seiner Gesamtheit positiv aus. Trotz seiner leicht zugänglichen Beschwingtheit ist Fredrika Stahls Zweitling kein rasch in der Frühlings-Sonne dahin schmelzender, schnell konsumierter und rasch verdauter Song-Sahnekuchen, sondern weckt eher großen Appetit auf mehr in der Zukunft.

Trackliste

  1. 1. Monumental Mismatch
  2. 2. So High
  3. 3. Pourquoi Pas Moi?
  4. 4. Irreplaceable
  5. 5. Stuck On A Stranger
  6. 6. Oh Sunny Sunny Day
  7. 7. One Man Show
  8. 8. I'll Win Your Heart
  9. 9. Dina Ogon Bla
  10. 10. The Damage Is Done
  11. 11. One Man Show (Home Made)

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LAUT.DE-PORTRÄT Fredrika Stahl

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