laut.de-Kritik
Hier ist eine besondere Art von Humor gefragt.
Review von Michael EdeleSo oft, wie diese DVD schon verschoben wurde, hat eigentlich kaum einer mehr wirklich damit gerechnet, dass das Teil überhaupt noch in die Läden kommt. Anstatt aber dann noch bis zum Weihnachtsgeschäft zu warten, legen die Hamburger Power Metaller ihren Doppel-Rundling schon zwei Monate vor den Feiertagen auf den Markt.
Den Fans wird es egal sein, die freuen sich wahrscheinlich einfach mal drüber, dass "Hell Yeah!!! The Awesome Foursome" endlich erschienen ist. Manch anderer wird nur beiläufig die Achseln zucken, denn ähnlich wie bei Edguy muss man schon den Humor der Nordlichter teilen. Anderenfalls können die zwei Scheiben mit jeder Menge Bild- und Tonmaterial fast zur Tortur ausarten. Als Beispiel sei hier nur der Untertitel "And The Finnish Keyboarder Who Didn't Want To Wear His Donald Duck Costume" genannt. Ob man sich da wegschmeißt vor Lachen oder nur müde grinst, bleibt persönliche Einstellungssache.
Ob der Keyboarder, der den Namen Eero Kaukomies trägt und von einer finnischen Gamma Ray-Coverband stammt, viel Grund zum Lächeln hat, ist fraglich. Immerhin taucht er in den kompletten zwei Stunden vielleicht 45 Sekunden lang auf. Wenn Henjo bei seinen Aufnahmen nicht gerade so steht, dass der gute Mann und seine Keys hinter dem Gitarristen zu sehen sind, findet der Kerl fast nicht statt. Hätte man, trotz der festen Viererbesetzung, auch anders lösen können.
Beim Intro wundert man sich erst noch, ob man die Anlage zu leise hat, doch mit dem Opener "Garden Of Sinners" ballert das Teil auf einmal los. Seltsamerweise sind die Ansagen von Kai zwischen den Songs wieder deutlich leiser, obwohl er in das gleiche Mikro ja auch singt. Man fragt sich also schon manchmal, was davon tatsächlich live ist und was nicht. Egal, lustig ist auf jeden Fall der krasse Eunuchengesang von Basser Dirk, der die Klöten wohl daheim im Schrank gelassen hat.
Wirklich ärgerlich ist die mangelhafte Bildqualität. Für eine Live-DVD hätten sie sich ein wenig mehr Licht leisten können. Das macht dem Kamerateam die Arbeit unnötig schwer. Oftmals müssen unscharfe Einstellungen durch diverse Bildeffekte übertüncht werden. Dass solches auf Dauer nach hinten losgeht, ist klar. Auffallend auch, dass zumindest mit meinem Programm die Schnitte leider fast nie auf den Takt gelegt sind.
Während dem schreibenden Redakteur irgendwelche Mitsingspielchen live schon mächtig auf die Eier gehen und auf DVD sofort zum Griff zu Fernbedienung aufrufen, scheinen die Kanadier jede Menge Spaß daran zu haben. Im Stereo-Sound kommt der Spaß bei "Blood Religion" jedenfalls eher sparsam rüber und bei dem schnarchlangweiligen Gedudel in "Heavy Metal Universe" kräuselt sich mir die Hirnrinde. Ich persönlich würde eine Band am liebsten steinigen, wenn sie einen Song wie in "Dreamhealer" jam-artig in die Länge ziehen, doch wie gesagt: Den Kanadiern scheints zu gefallen.
Der zweite Silberling fällt latent besser aus. Der "Road Movie" setzt zwar ebenfalls eine besondere Art Humor voraus, ist aber hin und wieder tatsächlich lustig. Die Video-Clips kennt man entweder schon oder hat doch auf entsprechenden Portalen die Möglichkeit, sich die Dinger anzuschauen. Über Sinn und Zweck der "Historay" lässt sich ausgiebig streiten. Mit einer wirklichen Historie hat das Filmchen nicht sonderlich viel gemein. Man kann auch kaum behaupten, danach einem intimeren Einblick in die Band und die einzelnen Charaktere bekommen zu haben.
Alles in allem ist "Hell Yeah!!! The Awesome Foursome" einen durchschnittliche DVD, die man als Fan haben kann, aber nicht unbedingt besitzen muss. Vielleicht wäre es doch schlauer gewesen, das Weihnachtsgeschäft abzuwarten.
Noch keine Kommentare