laut.de-Kritik
Verkrampfter Radio-Rock, austauschbar wie ein Einwegfeuerzeug.
Review von Theresa LockerNach einem halbherzigen Comeback-Versuch mit Institute verbrachte Rossdale den Rest des letzten Jahrzehnts zwischen Promipartys und Promihaus mit von ihm und Gwen Stefani produzierten Promibabys. Jetzt hat ihn also die Wanderlust gepackt; er will raus (auch aus Gwens Schatten) und es allen zeigen.
Diese Demonstration hätte er uns besser erspart. Ohne eine einzige originelle Idee zu verarbeiten, schrubbt er eine überproduzierte Power-Ballade nach der anderen herunter, die man mit viel Glück einen Wimpernschlag später wieder vergessen hat.
Meistens aber, und das ist noch viel schlimmer, schämt man sich für Gavin Rossdale. Zum Beispiel, wenn der Ex-Grunger erschreckend an Nickelback erinnert. Oder das fehlende Bandgefüge seine hohlen Texte allzu sehr offen legt ("He's a gambler and a cheat/ He got very small feet").
Traurig, dass man Rossdale seine Bemühungen zwar abnimmt, deswegen aber nicht mehr fühlt und hört als die Anstrengung, die das Album gekostet hat. Effekthascherei kompensiert fehlende Kraft - vom Produzenten Bob Rock (Metallica) hat sich der Ex-Bush-Frontman wohl sagen lassen, dass ohne gelegentlich eingestreute Elektrosamples heutzutage überhaupt nichts mehr geht.
Als einziger Lichtblick seien "This Is Happiness" und "If You're Not With Us, You're Against Us" genannt, die so etwas wie Charakter besitzen. Der Rest versinkt in aalglatter Bedeutungslosigkeit.
Auch Rob Rock muss man eine Mitschuld an diesem verkrampften, richtungslosen Album vorhalten: Denn eigentlich ist Gavin Rossdales Stimme ziemlich einzigartig und markant in ihrer Rauheit, sowohl leise als auch laut. Rob Rock schichtet hier aber Vocals über Vocals, manchmal bis zu fünfmal. Heraus kommt ein steifer, schwerfällig dröhnender Radio-Mainstream-Rock, billig und austauschbar wie ein Einwegfeuerzeug.
Hätte man die Songs reduzierter gehalten und Rossdales Stimme mehr Platz eingeräumt, wäre der Nachgeschmack vielleicht nicht ganz so fade. So aber fühlt man sich leider in dem bestätigt, was Rossdale schon im ersten Stück zugibt: "I've been gone too long".
5 Kommentare
Ist wirklich schade, wie langweilig Rossdales Musik nach einer guten Band wie Bush geworden ist. Instutute konnte man sich ja noch irgendwie anhören, aber das hier? Was kommt denn als nächstes, "Gavin und Gwen in Love" auf Pro7?
ja sowas denke ich mir auch manchmal. no doubt und bush sind 2 tolle bands mit eigentlich tollen frontmenschen. ich frag mich wie das bloß passieren konnte. was ist bloß mit denen passiert...
Und nicht mal die Stimme reißt dabei was raus.
Sehr schade.
everything zen, mr rossdale?
i don't think so!
Traurig traurig. Habe die beiden ersten Bush-Alben geliebt. Das dritte war schon deutlich schlechter und das Vierte ging gar nicht. Doch Wanderlust ist wirklich eine Zumutung.
Hab den armen Gavin bei irgendeinem Open Air (Rock am Ring oder so) im TV gesehen. Er spielte dort teilweise die großartigen Lieder alter Zeiten. Doch anstatt zu moschen und feiern haben die Kids von heute den Alten Sack nur mit fragenden Augen angestarrt und sich gefragt warum der Kerl nicht bei Gwen ist.
Ein wirklich armseeliges Schauspiel.
The times they are a changing.