laut.de-Kritik

Erkennen Sie den Supergrass-Sänger?

Review von

John Lennon hats getan, und Diana Ross auch. Genau wie Dave Gahan (Depeche Mode), Morten Harket (A-ha), Marianne Sveen alias Dandylion von Katzenjammer und Eddie Vedder. Corey Taylor wollte, Thom Yorke und Damon Albarn haben es sogar mehrmals gemacht. Jüngst war auch Marcus Wiebusch (Kettcar) dran – und eben dieser Gaz Coombes.

Dem 90er Jahre-Indierock-Musikmiterleber dürfte der Name ein Begriff sein, dem jüngeren Kaliber wohl weniger. Dabei ist Coombes auch mit seinen inzwischen 37 noch ziemlich young, free und alright, die Zähne sind ebenfalls noch nice and clean. Der Supergrass-Sänger veröffentlicht dieser Tage sein zweites Soloalbum und nimmt darauf deutlich hörbar Abstand von der Vorgängerband.

"Es ist ein Kompliment, wenn Leute nicht erkennen, dass ich das bin", erklärt Coombes und nennt sein Werk ganz kämpferisch "Matador". Er verlasse darauf die Komfortzone, so heißt es, setze sich mit seiner Vergangenheit und den ganz normalen menschlichen Selbstzweifeln (plus von Drogenkonsum verursachte Psychosen, die dann wohl doch nicht jeder erlebt) auseinander.

Pressetext hin oder her: Der Mann versteht sein Handwerk, hat keine Angst vor Neuem und schafft demnach eine gelungene Mischung aus Indierock, Elektronika, eingängigen Melodien und scharfsinnigem Songwriting. Das hörte man schon auf "Buffalo", das im Oktober letzten Jahres als Teaser erschien. Das hört man auch auf den weiteren Nummern von "Matador".

Allen voran steht da "20/20", das Coombes nicht umsonst sehr weit vorne auf dem Album platziert hat. Es ist wohl eines der besten Stücke des Albums, mit seinen Tempi- und Stimmungswechseln und all der Power, die es ausstrahlt.

Verträumter kommen "Seven Walls" oder "The Girl Who Fell To Earth" daher. Ersteres schrieb Coombes mit seiner Frau und baute dann gleich Frauengelächter in den Track ein. Im Zweitem gibt es gute Worte, begleitet von Laid-back-Sounds, Gitarre, angedeutetem Schlagwerk und elektronischen Klingeling: "It's hard to see it's not enough you're blinded by computer love." "Oscillate" macht seinem Titel alle Ehre. Es schwirrt und wabert, ein ruhiges Stück gegen Ende der Platte, das in gutem Kontrast steht zum beispielsweise hektischen "The English Ruse".

Dem Cover nach zu urteilen ist Coombes von dem Ergebnis selbst sehr überrascht ... oder erschrocken? Das muss er aber gar nicht sein. Er ist ein erfahrener Songwriter und hat auf "Matador" den Spagat zwischen Alt und Neu galant gemeistert. Vielleicht verzieht er also auch nur wegen eines stechenden Schmerzes zwischen den Beinen so komisch das Gesicht.

Trackliste

  1. 1. Buffalo
  2. 2. 20/20
  3. 3. The English Ruse
  4. 4. The Girl Who Fell To Earth
  5. 5. Detroit
  6. 6. Needle's Eye
  7. 7. Seven Walls
  8. 8. Oscillate
  9. 9. To The Wire
  10. 10. Is It On?
  11. 11. Matador

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1 Kommentar

  • Vor 9 Jahren

    Jepp, schicke Platte. Hat keine Spontanzünder wie das Vorgängeralbum, aber es lässt sich mit vielen kleinen Aha-Momenten durchhören, ohne an irgendeiner Stelle wirklich schwach zu werden. 3/5 gehen in Ordnung, aber mit starker Tendenz zur 4!