laut.de-Kritik

Wunderliche Mischung aus Gitarrenklängen und Gesang

Review von

Blickt man in diesen Tagen in den irischen Nachthimmel, kann es vorkommen, dass man am Firmament einen neuen Stern entdeckt: Gemma Hayes. Umhüllt vom schützenden Mantel der Nacht hat die junge Irin ihr Debütalbum "Night On My Side" geschrieben, wie sie selbst sagt. Nun lüftet sie das Geheimnis und lässt uns an ihrer Musik teilhaben – einer etwas wunderlichen Mischung aus Gitarrenklängen und Gesang. Wunderlich deshalb, da sie zwischen Folk und Indie-Rock variiert, manchmal einen Hauch von Pop hinzufügt, und es in einigen Stücken zur Synthese aller Stilrichtungen kommt. Die Experimentierfreude verschiedene Einflüsse zu etwas Eigenem und Neuen zu vereinen bringt viel Interessantes hervor. Frei nach dem Motto 'Wer nicht wagt, der nicht gewinnt' kommt es an ein paar wenigen Stellen des Albums zu gewöhnungsbedürftigen Disharmonien, die jedoch an anderer Stelle durch innovativen Sound wieder wett gemacht werden.

Schon die ersten beiden Tracks auf dem Album weisen auf die musikalische Grundtendenz des Albums hin. In dem Moment, wo man sich dem Zauber des träumerischen Intros "Day One" mit seiner sanften Melodie hingegeben hat und gerade dabei ist wegzuschlummern, wird man ganz unvermittelt vom nächsten Lied wachgerüttelt. "Hanging Around" ist ein poppiger Song mit spritzigen Gitarrenriffs und eindringlichem Refrain, der Leichtigkeit und Lebensfreude versprüht. "Back Of My Hand" knüpft, was das Musikalische angeht, an die schwungvolle erste Single "Hanging Around" an. Die Lyrics hingegen spiegeln diese Leichtigkeit des Seins keineswegs wider wie die Zeilen – "as the train pulls off I knew you loved her more" – ahnen lassen. "Let A Good Thing Go" und "Tear In My Side" zählen ebenfalls zu den energiegeladeneren Indie-Rock Stücken, die einen dazu bringen könnten, das Gaspedal etwas fester durchzudrücken, um der untergehenden Sonne möglichst schnell nahe zu kommen.

Dort angekommen kann man dann wieder auf die ruhigeren Songs wie "Ran For Miles", "Lucky One" und "I Wanna Stay" zurück greifen. Hier laden ruhige Akustikgitarren und eine sanfte, teilweise fast flüsternde Stimme zum Bleiben und Innehalten ein. Diese stillen Stücke von Gemma Hayes sind auf ihre Art romantisch, aber nicht schnulzig, sie rufen Erinnerungen hervor, ohne dabei sentimental zu sein – ebenso wie manche ihrer Lieder einen leicht ironischen Unterton haben, ohne jedoch dabei zynisch zu sein.

Der neue Stern am irischen Musikhimmel glänzt schon ziemlich hell. Man kann also davon ausgehen, ihn bald auch über die Grenzen der grünen Insel hinaus strahlen zu sehen.

Trackliste

  1. 1. Day One
  2. 2. Hanging Around
  3. 3. Back Of My Hand
  4. 4. Over & Over
  5. 5. Let A Good Thing Go
  6. 6. Ran For Miles
  7. 7. What A Day
  8. 8. Tear In My Side
  9. 9. I Wanna Stay
  10. 10. Lucky One (Bird Of Casadaga)
  11. 11. My God
  12. 12. Night On My Side

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1 Kommentar

  • Vor 9 Jahren

    Fantastisches Debut! Was danach kam, war gut, aber an diese Platte ist sie bisher nicht wieder herangekommen. Singer/Songwriter, Grunge, Shoegaze, Pop. Wunderschöne, manchmal etwas brechende Stimme. Immer noch eine meiner Lieblingsplatten!